Nachzahlung für Geschädigte der "Deepwater Horizon"
20. April 2012Nach Angaben des US-Justizministeriums in Washington werden 7300 Opfer des Desasters zusätzlich insgesamt 64 Millionen US-Dollar (knapp 49 Millionen Euro) bekommen. Das Geld stammt aus dem Entschädigungsfonds, den BP nach der Katastrophe mit einem Volumen von 20 Milliarden Dollar eingerichtet hat.
Unabhängige Wirtschaftsprüfer hatten festgestellt, dass bei der Entschädigung der betreffenden Privat- und Geschäftspersonen "erhebliche Fehler" unterlaufen sind, die nun nachträglich korrigiert werden müssten. Die Ansprüche etlicher Geschädigter seien nicht angemessen erfüllt oder gar abgewiesen worden, hieß es weiter.
Bereits am vergangenen Mittwoch war der im März erreichte Vergleich zwischen BP und 100.000 privaten Klägern einen Schritt weitergekommen. Vorgesehen sind hier Entschädigungen im Gesamtwert von 7,8 Milliarden Dollar. Davon soll die Fischereibranche 2,3 Milliarden Dollar erhalten.
Massive Gesundheitsprobleme bei Helfern
Nach der Explosion der Bohrplattform am 20. April 2010, bei der elf Arbeiter ums Leben kamen, strömten fast 90 Tage lang insgesamt rund 780 Millionen Liter Schweröl ins Meer, bevor das Leck endlich geschlossen werden konnte. Da waren bereits die Küstenstreifen von fünf amerikanischen Bundesstaaten verseucht, ihre Fischindustrie und der Tourismus schwer geschädigt.
48.000 Helfer waren im Auftrag von BP im Kampf gegen die "schwarze Pest" aktiv. Tausende von ihnen waren - für 300 Dollar am Tag - auf simplen Kuttern ohne richtige Schutzkleidung unterwegs - um nicht aufzufallen, wie BP-Mitarbeiter ihnen gesagt haben sollen. Sie legten Sperren auf dem Wasser aus. Um den schwarzen Schmierfilm im Golf von Mexiko aufzulösen, wurde auch das giftige Mittel Corexit eingesetzt.
Nach Informationen von Juristen und Medizinern klagen inzwischen zahllose Helfer über spastische Anfälle, Orientierungslosigkeit, Gedächtnisprobleme oder Erkrankungen der Atemwege. In ihrem Blut wurden oftmals giftige Substanzen wie Benzol, Ethylbenzol oder Hexan nachgewiesen. Viele von ihnen sind nicht arbeitsfähig. Doch ob sie von der Einigung zwischen BP und den rund 100.000 privaten Klägern profitieren werden, ist noch offen. Sie müssen zunächst beweisen, dass die Ölpest Ursache für ihren desolaten Gesundheitszustand ist.
se/qu (dpa, dapd)