US-Präsident Donald Trump hatte gleich nach seinem Amtsantritt alle multinationalen Handelsabkommen der USA in Frage gestellt. Nun scheint ein neues Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada möglich zu sein.
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Die USA und Mexiko haben eine bilaterale Vereinbarung zur Nachfolge des Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) erzielt. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "wirklich guten Übereinkunft". Sie habe besondere Bedeutung für die Industrie und die Landwirtschaft. Der bisherige Name NAFTA solle verschwinden, betonte Trump.
Die Einigung mit den USA hat den mexikanischen Peso beflügelt. Zu allen wichtigen Währungen legte der Peso zu. Für einen US-Dollar mussten zuletzt 18,70 Peso bezahlt werden. Am Morgen waren es noch 18,87 Peso gewesen. Im Vergleich zum Morgen sank der Dollar zum Peso um rund ein Prozent. Zudem legten die Kurse mexikanischer Staatsanleihen zu.
Die jetzt möglich scheinende Einigung im Handelsstreit haben dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenbeginn Auftrieb gegeben. Der Dax stieg um 1,16 Prozent auf 12 538,31 Punkte, den höchsten Stand seit gut zwei Wochen. Damit setzt der Leitindex die Erholung aus der vergangenen Woche fort. Die guten Nachrichten von der Handelsfront ließen auch den Dow Jones Industrial auf den höchsten Stand seit Anfang Februar steigen.
Auch Kanada ins Boot holen
Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit Mexiko schließt Trump eine entsprechende Vereinbarung auch mit Kanada nicht aus. Wenn Kanada fair verhandeln wolle, werde er sich dem nicht verschließen. Dabei könne es ein getrenntes Abkommen USA/Kanada geben oder auch die Einbeziehung Kanadas in das gerade vereinbarte Abkommen USA/Mexiko. Als nächsten Schritt werde er den kanadischen Ministerpräsidenten anrufen.
Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter sagte, die kanadische Außenministerin werde in Kürze zu Gesprächen in Washington erwartet. Es bestehe die Hoffnung, dass es bis Freitag auch mit Kanada zu einer Übereinkunft kommen könne.
"Dies ist etwas sehr Positives für die Vereinigten Staaten und für Mexiko", sagte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump Er wünsche sich, dass Kanada nun ebenfalls beitreten könne und die bilateralen Probleme mit den USA ausgeräumt werden könnten..
Überprüfung alle sechs Jahre
In dem vorläufigen Abkommen zwischen Mexiko und den USA sei unter anderem der Verzicht auf gegenseitige Zölle bei Agrarprodukten vereinbart worden, teilte das Büro des US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer mit. Außerdem seien Eckpunkte für die Anwendung von Biotechnologie in der Landwirtschaft - vor allem Gentechnik - festgezurrt worden.
Auch beim Schutz geistigen Eigentums sowie bei der Liberalisierung der Märkte für Finanzdienstleistungen seien Fortschritte zum bisherigen Abkommen erreicht worden. Die Vereinbarung soll nach Angaben des Weißen Hauses 16 Jahre gelten und alle sechs Jahre überprüft werden.
Triumph für Trump
Das NAFTA-Abkommen ist eine der weltweit umfangreichsten Handelsvereinbarungen und seit 1994 in Kraft. Es besiegelt den nahezu unbeschränkten Zugang zu Gütern und Dienstleistungen in den USA, Kanada und Mexiko. Für die mexikanische Wirtschaft ist es von besonderer Bedeutung. Rund 80 Prozent der Exporte des Landes gehen in die USA.
Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, die USA würden durch den Deal benachteiligt. Mexiko und Kanada drohte er mehrfach mit einem Handelskrieg, falls das seit Jahrzehnten bestehende NAFTA-Abkommen zwischen den drei Ländern nicht zugunsten der USA neu verhandelt werde. Seit rund einem Jahr versuchen die drei Länder nun schon, ein neues Abkommen zu beschließen.
Trumps Handelspoker: Chronik einer Eskalation
Auf seine scharfe Wahlkampfrhetorik gegen "unfaire" Praktiken der US-Handelspartner ließ Donald Trump eine Kaskade von Drohungen via Twitter folgen. Mittlerweile steht die Welt am Rand eines Handelskrieges.
Bild: picture-alliance/Zumapress/C. Levy
America first! Jetzt wird's ernst
Schon vor seinem Amtsantritt hatte Donald Trump immer wieder damit gedroht, keinem Konflikt aus dem Weg zu gehen, wenn es um die Durchsetzung amerikanischer Interessen gegenüber den wichtigsten Handelspartnern der USA geht. Doch es sollte mehr als ein Jahr dauern, bis er seinen Ankündigungen Taten folgen ließ.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Yin Bogu
Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe
Umgeben von US-Stahlarbeitern setzt Trump mit seiner Unterschrift am 8. März 2018 das erste Ausrufezeichen im bislang nur mit Worten geführten Handelskonflikt: Live aus dem Oval Office in alle Welt übertragen belegt der US-Präsident Stahl- und Aluminiumimporte in die USA mit Strafzöllen. China ist am stärksten betroffen - die EU und andere Handelspartner erhalten noch einen Aufschub.
Bild: Reuters/Leah Millis
Der Handelskonflikt erreicht Deutschland
Mittlerweile sind auch Stahlexporte aus der EU, wie hier Stahlbleche der deutschen Salzgitter AG, mit den US-Strafzöllen belegt. Die Einbußen für die deutsche Exportwirtschaft sind trotzdem überschaubar. Das könnte sich aber ändern, wenn Trump seine nächste Drohung wahrmacht und Auto-Importe aus der EU mit Strafzöllen in Höhe von 20 Prozent belegt.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Lübke
Drohungen gegen Autohersteller über Twitter
Von Anfang an nutzte Donald Trump den Kurznachrichtendienst Twitter, um seine Sicht der Dinge darzustellen, um zu drohen und Ultimaten zu setzen. Auch bei seinem zentralen Projekt - der Neuordnung der Handelsbeziehungen der USA mit seinen wichtigsten Partnern China, der EU und den NAFTA-Ländern Kanada und Mexiko - vergeht kaum ein Tag ohne eine Twitter-Breitseite aus dem Weißen Haus.
Bild: Twitter/realDonaldTrump
Deutsche Hersteller haben am meisten zu verlieren
Neuwagen von Mercedes-Benz warten in Bremerhaven auf ihre Verschiffung nach Übersee. Wenn der US-Präsident damit droht, Autos aus der EU mit einem Strafzoll von 20 Prozent zu belegen, zielt er damit vor allem auf Daimler und andere deutsche Autobauer. Ihre Verkaufserfolge in den USA tragen für Trump die Hauptschuld am gigantischen Handelsdefizit der USA.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Wagner
Neuer Deal für den Handel mit Kanada und Mexiko
Eine Neuregelung für die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA mit Kanada und Mexiko stand von Anfang an auf Trumps To-Do-Liste. Ziel des US-Präsidenten ist dabei vor allem ein stärkerer Schutz von US-Unternehmen im Wettbewerb mit den Nachbarländern und ein Ende von Produktionsverlagerungen - etwa von den Autobauern - ins billigere Mexiko.
Bild: picture alliance/AP Photo/J. Bottoni
Mexiko im Fadenkreuz der US-Handelspolitik
Nicht nur Automobilhersteller aus den USA lassen in Mexiko Fahrzeuge für den US-Markt bauen - auch Volkswagen und andere Autobauer produzieren seit vielen Jahrzehnten im südlichen Nachbarland der Vereinigten Staaten. Unter dem Druck Trumps haben zuletzt Konzerne wie Ford Pläne für neue Werke in Mexiko auf Eis gelegt.
Bild: picture alliance/dpa
Auch Kanada spürt den Gegenwind aus den USA
Neben Mexiko bekommt auch der NAFTA-Partner Kanada die härtere Gangart in der US-Handelspolitik zu spüren. Neben kanadischem Stahl- und Aluminium stehen vor allem die Holzimporte aus dem nördlichen Nachbarland in der Kritik. Die im April 2017 verhängten Strafzölle auf kanadisches Weichholz haben aber vor allem die Preise für Häuslebauer in den USA massiv in die Höhe getrieben.
Bild: picture alliance/dpa/R.Ryan Remiorz
Gegenschlag aus Peking
Die chinesische Regierung zielt mit ihren Vergeltungszöllen nicht zuletzt auf die Produkte der amerikanischen Lebensmittelbranche. Dadurch werden Nüsse, Obst und Fleisch aus den USA erheblich teurer - wie hier in einem auf US-Produkte spezialisierten Supermarkt in Hongkong.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/M. Candela
US-Geländewagen im Visier von Peking
Geht es nach dem Willen der chinesischen Regierung, werden Fahrzeuge amerikanischer Automobilhersteller wie die Jeep-Geländewagen des Autobauers Fiat Chrysler künftig bis zu einem Viertel mehr kosten. Jedenfalls fallen hier künftig zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent an. Neue Strafzoll-Listen sind aber sicher schon in Vorbereitung - bei allen Beteiligten.