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KonflikteIsrael

Nahost: Rakete aus Gaza - Waffenruhe beendet

Veröffentlicht 1. Dezember 2023Zuletzt aktualisiert 1. Dezember 2023

Israel wirft der Terrororganisation Hamas den Bruch der Vereinbarung zur Feuerpause vor. Die islamistischen Al-Kuds-Brigaden erklären sich verantwortlich für die Angriffe auf Israel. Ein Überblick.

Israel Gaza Nahostkonflikt
Israelisches MilitärBild: Majdi Mohammed/AP Photo/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wieder schwere Gefechte aus dem Gazastreifen gemeldet
  • Verhandlungen über neue Waffenruhe
  • Netanjahu bekräftigt Ziel der Hamas-Vernichtung 
  • Blinken: Palästinensische Zivilisten müssen geschützt werden

 

Nach genau einer Woche ist die Waffenruhe zwischen den israelischen Streitkräften und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen seit Freitagfrüh beendet. Die Armee nahm nach eigenen Angaben die Angriffe wieder auf. Kampfflugzeuge bombardierten Ziele der militant-islamistischen Organisation in dem abgeriegelten Palästinensergebiet, wie das Militär mitteilte.

Die israelischen Verteidigungskräfte (Israel Defense Forces, IDF) warfen der Hamas vor, gegen die Feuerpause verstoßen zu haben. Eine Stunde vor Ablauf der Waffenruhe sei eine Rakete aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert worden. Das Abwehrsystem "Iron Dome" habe das Geschoss abgefangen. Kurz darauf habe es im israelischen Grenzgebiet zu Gaza wieder Raketenalarm gegeben. Medien berichteten von mehreren Angriffen aus dem Küstenstreifen. 

Feuerpause im Gazastreifen ist beendet

02:32

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Al-Kuds-Brigaden übernehmen Verantwortung für Angriffe 

Die islamistischen Al-Kuds-Brigaden bekannten sich dazu, israelische Städte am Freitagmorgen angegriffen zu haben. Dies sei die Antwort auf "Verbrechen gegen unser Volk", teilte der militärische Arm der extremistischen Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad mit.

Korrespondenten der französischen Nachrichtenagentur AFP und der arabische TV-Sender Al-Dschasira berichteten von heftigen israelischen Luft- und Artillerieangriffen auf die Stadt Gaza und andere Gebiete im Norden des Küstenstreifens. Israelische Luftangriffe wurden auch aus dem Süden des Gazastreifens gemeldet, so auch auf Ziele in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten und aus Chan Junis.

Die israelische Armee veröffentlichte nach eigenen Angaben mit der Wiederaufnahme der Kämpfe neue Sicherheitszonen für die Zivilbevölkerung in Gaza. "In Vorbereitung auf die nächste Phase des Krieges" habe man im Internet eine interaktive Karte in arabischer Sprache mit Evakuierungszonen veröffentlicht, teilte das Militär mit. Diese unterteile das Gebiet nach erkennbaren Bereichen, um den Bewohnern zu ermöglichen, "sich zu orientieren, die Anweisungen zu verstehen und sich bei Bedarf von bestimmten Orten aus in Sicherheit zu bringen".

Verhandlungen gehen dennoch weiter

Ungeachtet der Wiederaufnahme der Gefechte gibt es weitere Gespräche über eine neue Feuerpause, wie aus Verhandlungskreisen verlautete. "Die Verhandlungen mit den katarischen und ägyptischen Vermittlern dauern an", hieß es. Ein Sprecher Katars bestätigte die Angaben und äußerte "großes Bedauern" über die neuen Angriffe.

Ein zerstörtes Gebäude in Chan Junis nach einem israelischen Luftangriff an diesem Freitag Bild: Ahmad Hasaballah/Getty Images

Baerbock wirbt für neue humanitäre Feuerpause

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat zu weiteren internationalen Bemühungen um eine Fortsetzung der Waffenruhe aufgerufen. "In diesen Minuten müssen wir alles dafür tun, dass die humanitäre Feuerpause fortgeführt wird", verlangte die Grünen-Ministerin in Berlin. Nötig sei dies "sowohl für die verbleibenden Geiseln, die seit Wochen in finsteren Tunneln auf Freilassung hoffen, als auch für die notleidenden Menschen in Gaza, die dringend mehr humanitäre Hilfe benötigen".

Das Leid sei für die Menschen in Israel wie für die Menschen in Gaza unerträglich, erklärte Baerbock. "Dieses Leid muss für alle endlich aufhören." Israel werde niemals in Sicherheit leben können, wenn der Terror nicht bekämpft werde. Zugleich könne es nur Sicherheit für Israel geben, wenn auch die Palästinenser eine Zukunftsperspektive hätten.

Der tödliche Anschlag in Ost-Jerusalem vom Donnerstag und die neuen Raketen auf Israel zeigten, dass dies nur gelingen könne, "wenn der Vernichtungsterror der Hamas keine Chance mehr hat, sich neu zu formieren", betonte Baerbock. 

Attentat in Jerusalem inmitten der Feuerpause

02:09

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Die Vereinbarung für eine vorübergehende Waffenruhe unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA galt seit dem 24. November. Sie wurde zwei Mal verlängert, zuletzt um einen Tag. Die Hamas ließ in dem Zeitraum nach Angaben der israelischen Koordinationsstelle für Vermisste und Entführte insgesamt 110 Geiseln frei, darunter 14 deutsche Doppelstaatler.

Damit presste die Hamas, die von Israel, der EU, den USA und anderen Staaten als Terrororganisation eingestuft ist, 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei. Bei ihrem beispiellosen Überfall auf Israel am 7. Oktober hatten Hamas-Terroristen mehr als 240 Menschen nach Gaza verschleppt und 1200 Menschen getötet. Die israelischen Streitkräfte griffen daraufhin massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus an.

Laut den israelischen Behörden hält die Hamas noch 137 Menschen in ihrer Gewalt. Unter den Geiseln seien 20 Frauen, zwei Kinder unter 18 Jahren sowie zehn Personen älter als 75 Jahre. Sieben weitere Personen gelten seit dem 7. Oktober als vermisst. 

Blinken: Zivilisten müssen geschützt werden

Während der Waffenruhe wurden auch zahlreiche Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Medikamente und Treibstoff für die notleidenden 2,2 Millionen Palästinenser in das abgeriegelte Gebiet gebracht. US-Außenminister Antony Blinken rief Israel am Donnerstag bei seinem neuen kurzen Vermittlungsbesuch dazu auf, die Zivilisten in Gaza zu schützen. Es sei "zwingend erforderlich", dass sich Israel an das humanitäre Völkerrecht und die Regeln der Kriegsführung halte, sagte Blinken. Die zahlreichen Todesopfer unter Zivilisten und die Vertreibung in dem Ausmaß, wie man sie im nördlichen Gazastreifen gesehen habe, dürfe sich im Süden nicht wiederholen, mahnte er.

US-Außenminister Antony Blinken während seiner Pressekonferenz am Donnerstag in Tel Aviv Bild: Saul Loeb/AP Photo/picture alliance

Netanjahu: Hamas muss vernichtet werden

Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nochmals die Ziele Israels bekräftigt. Diese seien die Befreiung aller Geiseln aus der Hand der Hamas und die Vernichtung der Terrororganisation, ließ Netanjahu über sein Büro erklären. Es müsse sichergestellt werden, dass die Hamas nie wieder eine Bedrohung für israelische Bürger darstelle.

Während der Waffenruhe: Premier Benjamin Netanjahu (M.) am Sonntag bei israelischen Soldaten im Gazastreifen Bild: Avi Ohayon/GPO/Handout via REUTERS

Der Ministerpräsident warf der Palästinenser-Organisation vor, gegen Vereinbarungen der am Morgen ausgelaufenen Waffenruhe verstoßen zu haben. Die Hamas habe nicht wie vereinbart alle weiblichen Geiseln freigelassen und zudem Raketen auf Israel abgefeuert.

Belege für Hamas-Angriff schon vor einem Jahr

Hinweise auf einen geplanten Großangriff der islamistischen Hamas lagen Israel laut einem Bericht der US-Zeitung "New York Times" schon vor mehr als einem Jahr vor. Demnach gab es einen umfassenden Austausch israelischer Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen "Jericho-Mauer", das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte. Dieser soll bis in Details dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann am 7. Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten.

Das Szenario sei von israelischen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern als zu anspruchsvoll und schwierig in der Ausführung abgetan worden, berichtete die US-Zeitung. "Es gibt keinen Zweifel, dass der Angriff vom 7. Oktober ein Versagen unsererseits war. Natürlich war es ein Versagen", sagte Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich in Bezug auf den Bericht dem US-Sender CNN in der Nacht zum Freitag (Ortszeit). Israel werde das Geschehene genau untersuchen und daraus lernen. Auf die Frage, inwiefern Israels Premier Benjamin Netanjahu von dem Angriffsszenario gewusst beziehungsweise die Dokumente gelesen habe, sagte Heinrich: "Wir werden Untersuchungen anstellen. Der Ministerpräsident hat auch darüber gesprochen. Wenn es an der Zeit ist, wird er mehr sagen."

se/sti/AL (afp, rtr, dpa, ap, kna)

Redaktionsschluss: 20.00 MEZ. Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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