1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
GlaubeGlobal

Der nächste Papst: Ein Name als Programm

5. Mai 2025

Am Mittwoch beginnt die Wahl des Papstes, noch gilt die Nachfolge von Franziskus als offen. Auch die Namenswahl eines neuen Papstes wird mit Spannung erwartet. Denn der Name sagt viel aus über das Programm des "Neuen".

Vatikanstadt 2013 | Kardinal Jorge Mario Bergoglio wird zu Papst Franziskus - er winkt vom Balkon
Und plötzlich war Kardinal Jorge Mario Bergoglio der Neue: Papst Franziskus 2013Bild: Evandro Inetti/ZUMA Press/ABACA/IMAGO

Wie bekommt ein Papst seinen Namen? Der am 21. April verstorbene Papst Franziskus schilderte in seiner im Januar 2025 veröffentlichten Autobiografie "Hoffe" den Moment während der Papstwahl 2013, in dem er seinen Namen fand.

Der neue Papst heißt Franziskus I.

01:24

This browser does not support the video element.

Im entscheidenden fünften Wahlgang des Konklave am 13. März 2013 wurde bei der Auszählung der Stimmen immer häufiger der Name Jorge Mario Bergoglio – so der bürgerliche Name von Papst Franziskus – vorgelesen.

"Als mein Name das siebenundsiebzigste Mal fiel, erhob sich Applaus, obwohl die Verlesung der Namen noch weiterging (…) Noch in diesem Augenblick, während die Kardinäle applaudierten und die Auszählung weiterging, erhob sich Kardinal Hummes und umarmte mich: 'Vergiss die Armen nicht', sagte er. Dieser Satz traf mich ins Mark. Ich spürte ihn bis ins Innerste. In diesem Moment kam mir der Name 'Franziskus' in den Sinn." Zuvor, schreibt Franziskus im Buch, habe er nie mit seiner Wahl gerechnet und "keinen Papstnamen parat" gehabt.

Papst Franziskus 2020 am Grab des Heiligen Franziskus in Assisi Bild: ABACA/IMAGO

Schon mit seiner Namenswahl wurde Bergoglio, der dann als Papst Franziskus auf die Loggia des Petersdoms trat, besonders. Denn seit mehr als 600 Jahren hatte kein Papst einen Namen gewählt, der bis dahin noch in keiner Papststatistik auftauchte, der neu war.

Der Wunsch eines Obdachlosen

"Ich glaube schon, dass die Wahl des Namens meistens Programm ist", sagt der Augsburger katholische Theologe und Papst-Experte Jörg Ernesti der Deutschen Welle. Dabei liefert Papst Franziskus in "Hoffe" tatsächlich eine Beobachtung dafür, dass der Name in der Luft lag.

"In den Tagen des Konklaves erschien auf dem Platz vor dem Petersdom ein Obdachloser mit einem Schild um den Hals: 'Papst Franziskus I.' stand darauf. Doch das fiel mir erst viele Tage später auf, als mehrere Zeitungen sein Foto veröffentlichten", heißt es im Buch.

Vor Bergoglio, dem 266. Papst, wählte niemand den Namen "Franziskus". Stattdessen gab es Favoriten. Über zehn Mal gewählt wurden Johannes (23 Mal; zuletzt 1958-1963), Gregor (16 Mal; zuletzt 1831-1846) und Benedikt (16 Mal; zuletzt 2005-2013), Clemens (14 Mal; zuletzt 1769-1774), Innozenz (13 Mal; zuletzt 1721-1724), Leo (13 Mal, zuletzt 1878-1903) und Pius (12 Mal; zuletzt 1939-1958).

Es gibt auch über 40 Namen wie Petrus, Fabianus, Konstantin oder nun eben Franziskus, die lediglich ein einziges Mal in den Listen auftauchen. Und wie man auf vieles im Zusammenhang mit dem Führungswechsel in der katholischen Kirche wetten kann oder auch in Freundeskreisen tippt, so auch auf die Namenswahl des "Neuen".

Jörg Ernesti, Kirchenhistoriker an der Universität AugsburgBild: Nicolal Kaestner

Bei den Päpsten der ersten Jahrhunderte, angefangen bei Petrus, gab es noch keinen Namenswechsel. "Die erste bezeugte Namenswahl", erläutert Papst-Experte Ernesti, "ist wohl im Jahr 533 aus einer Verlegenheit erfolgt". Das damals gewählte neue Kirchenoberhaupt trug den Namen eines heidnischen Gottes, Mercurius. "Er wählte dann den Namen Johannes II."

Noch eins ist Ernesti wichtig. In der päpstlichen Namenswahl könne man keine Parallele zur Wahl eines Ordensnamens durch Ordensleute sehen. Diese "moderne Deutung" treffe nicht zu. Ordensmänner oder -frauen legten ihren Taufnamen tatsächlich ab und führten dann "als Zeichen ihres neuen Lebens nur noch den gewählten Namen". Ein Papst behalte seinen ursprünglichen Namen doch "irgendwie bei". So feiere der Papst seinen Namenstag am Gedenktag seines Taufheiligen.

Der Papst und der Heilige Franziskus

Papst Franziskus im Oktober 2020 vor der Kirche von Assisi Bild: ABACA/IMAGO

Spätestens seit Franziskus ist deutlich, wie programmatisch ein Name sein kann. Franziskus - das erinnerte an den Heiligen Franz von Assisi (1182-1226). Dieser Kaufmannssohn aus dem heute mittelitalienischen Assisi schwor jedem Reichtum ab, fühlte sich von Jesus zu einem Leben in radikaler Armut berufen und gründete in diesem Sinne den Franziskaner-Orden.

Immer und immer wieder wandte sich Papst Franziskus den Armen zu. Und wie der Heilige aus Assisi lenkte er den Blick auf die Schönheit der heute bedrohten Schöpfung. Keinen Ort außerhalb Roms besuchte der Papst so oft wie Assisi.

In jüngerer Zeit war vermutlich Paul VI., der von 1963 bis 1978 die Kirche führte, das deutlichste Beispiel für eine programmatische Namenswahl. Der Norditaliener, vor seiner Papstwahl Erzbischof von Mailand, sah sich als moderner Völkerapostel. Dieser Titel gilt gemeinhin für Paulus, der in den ersten Jahren nach Jesus das Christentum über das damalige Palästina hinaus in die damalige Welt verbreitete.

Nach dem ersten Flug eines Papstes überhaupt, dem Beginn seiner Heiligland-Reise: Paul VI. bei der Begrüßung auf dem Flughafen von AmmanBild: Topfoto/IMAGO

Gut vier Monate nach seiner Wahl bestieg Paul VI. als erster Papst im Amt ein Flugzeug und reiste ins Heilige Land, ein Jahr später ins indische Bombay. Weitere große Unternehmungen in viele Teile der Welt folgten, darunter zu den Vereinten Nationen nach New York, nach Uganda, Asien, Ozeanien und Australien.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen