Tiefe Schluchten auf dem Saturnmond Titan sind mit flüssigem Methan geflutet. Das hat die NASA-Sonde Cassini herausgefunden. Wissenschaftler sehen dort Ähnlichkeiten zu Fjorden oder Schluchten auf der Erde.
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In einer Studie, die in der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler Messdaten des Orbiters Cassini ausgewertet.
Im Umfeld des Ligeia Mare, des zweitgrößten Methanmeeres auf dem Mond Titan, fand ein internationales Forschungsteam um Valerio Poggiali enge Täler, die zwischen 240 und 570 Meter tief sind. Radardaten, die die NASA-Sonde zurück schickte, deuten darauf hin, dass die Talböden fast genauso flach sind wie die Böden des Methanmeeres. Das ergibt sich daraus, dass die Täler zumindest teilweise mit Methan gefüllt sind.
Täler sind wahrscheinlich durch Hebung und Flutung entstanden
Die Forscher wollen nun aufklären, wie die tief eingeschnitten Täler entstanden sind. Poggiali, Astronom an der Sapienza-Universität in Rom, vermutet, dass sowohl eine Hebung des Geländes als auch eine Veränderung des Meeresspiegels dazu geführt hat.
Eiskalte Dusche für Cassini-Sonde
So tief wie niemals zuvor ist Cassini in die eisige Wolke am Südpol des Saturnmondes eingetaucht. Ein "historischer Vorbeiflug" sagt die NASA. Die Sonde soll Enceladus genau untersuchen - auch auf außerirdisches Leben.
Bild: NASA/JPL/Space Science Institute
Kalter Schauer
Enceladus [en-SELL-a-duss] ist der vierzehnte und sechstgrößte der 62 bekannten Monde des Planeten Saturn. An seinem südlichen Pol erzeugen Fontänen eine dünne Atmosphäre, bestehend aus Eis und organischen Molekülen - wie eine Wolke. Die Raumsonde Cassini hat sie am 28. Oktober gegen 16:20 Uhr MEZ durchquert.
Bild: NASA/JPL/Space Science Institute
Weit entfernter Ozean
Beim Durchqueren der Wolke sollte Cassini Proben sammeln. Wissenschaftler erhoffen sich durch das Untersuchen der Eispartikel genauere Hinweise über den zehn Kilometer tiefen Ozean des Saturnmondes. Besonders interessant: Wie sieht es unter den Eisschichten auf dem Planeten aus? Gibt es Leben in dem Gewässer? Wasserstoff könnte ein Hinweis darauf sein.
Bild: NASA
Flug Nummer E 21
Dies war jedoch nicht Cassinis erster Vorbeiflug am Saturnmond, sondern der 21. beziehungsweise E 21. Dieses Bild wurde vor zwei Wochen bei E-20 aufgenommen. Es stammt jedoch nicht von dem warmen und geothermisch sehr aktiven Südpol, sondern ist über dem Nordpol entstanden.
Bild: NASA
Nordpol am Mond
Dort oben im Norden gibt es jedoch keine Eiswolken - nur einfaches Eis. Auf den Bildern ist die rissige Landschaft im Sonnenlicht zu sehen. Das war großartig für die Bilder, die vor zwei Wochen entstanden sind - beim heutigen Tiefflug wird es aber nicht solche Lichtverhältnisse geben.
Bild: NASA
Saturn- statt Sonnenschein
Es trifft kein direktes Licht auf den Südpol, wenn Cassini vorbeifliegt. Was nicht heißt, dass es stockdunkel sein wird. Denn genauso wie der Schein des Vollmonds auf der Erde ankommt, wird auch Enceladus von dem Licht erhellt, das Saturn reflektiert. Die NASA nennt das "Saturnshine". Die Lichtverhältnisse sollten also gut genug für schöne Aufnahmen sein.
Bild: AP
Verschwommene Bilder
Viel größer ist die Herausforderung, dass Cassini mit 30.000 Kilometer pro Stunde am Mond vorbei rast. Es bleiben also nur ein paar Zehntelsekunden, um Eisproben zu nehmen und Fotos zu schießen. Die "verschmierten" Fotos der Innenbordkameras werden später nachbearbeitet und verbessert.
Bild: picture-alliance/NASA/DLR
Auf Molekülefang
Dem Saturnmond Enceladus so nahe zu kommen (bis auf 48 Kilometer) bedeutet, dass Cassini diesmal auch besonders schwere Moleküle einfangen kann. Sie würden normalerweise aufgrund der Anziehungskraft schnell wieder auf den Mond zurückfallen. Frühere Vorbeiflüge wurden in viel größerer Entfernung durchgeführt.
Bild: picture-alliance/AP
Auf Wiedersehen, Cassini!
Dank dieser kleinen plutoniumbetriebenen Raumsonde gibt es Aufnahmen von Titans flüssigen Methanseen - der größte Mond des Saturn - und schöne Bilder vom Saturnmond Dione - um nur ein paar Erfolge der Mission zu nennen. Sie wurde mehrfach verlängert und soll am 15. September 2017 endgültig mit dem Eintritt der Sonde in die Saturnatmosphäre enden.
Bild: dpa
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Alex Hayes, ein Co-Autor der Studie, zieht Parallelen zwischen dem Saturnmond und der Erde. So entstand der Grand Canyon in Arizona, nachdem das Gelände am Fluss Colorado allmählich angehoben worden war. Wenn der Pegelstand eines Stausees sinkt, wird die Erosion der Flussböden auch beschleunigt. In beiden Fällen muss Wasser eine wichtige Rolle spielen.
Diese Rolle spielt indes das flüssige Methan auf dem Titan. "Die Erde ist warm und steinig, mit Flüssen, die mit Wasser gefüllt sind. Aber Titan ist eiskalt, da gibt es ein Methan-Meer. Es ist bemerkenswert, dass wir in den beiden Welten solche Ähnlichkeiten finden", so der Forscher vom Cassini-Radarteam in einer Stellungnahme der NASA.
Der NASA-Orbiter Cassini ist im Oktober 1997 zusammen mit der ESA-Sonde Huygens gestartet. In den gut 19 Jahren ist der internationale Forschungsflugkörper mehrmals an den Planeten Venus und Jupiter vorbeigeflogen.
2004 sind beide Sonden in den Orbit des Ringplaneten Saturn eingetreten. Nachdem die ESA-Sonde auf dem Titan gelandet war, setzte der Orbiter Cassini seine Reise fort. Er hat bisher mehr als zehn bekannte Saturnmonde erkundet. Außerdem hat er noch weitere acht Saturnmonde neu entdeckt.