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Nationale Katastrophe auf Haiti

21. September 2004

Fast der gesamte Norden Haitis ist überschwemmt, die Stadt Gonaïves komplett unter Wasser. Mindestens 600 Menschen kamen ums Leben - und eine ungleich größere Zahl gilt als vermisst.

Haiti unter WasserBild: AP


In Folge von Überschwemmungen und Erdrutschen nach dem Tropensturm "Jeanne" sind in Haiti nach neuen Angaben mindestens 709 Menschen ums Leben gekommen. Allein 600 Tote wurden in der Stadt Gonaives im Nordwesten des Landes gezählt, wie das Rote Kreuz und die UN-Mission in Haiti (MINUSTAH) am Dienstag in Port-au-Prince mitteilten. Weitere 109 Tote gab es demnach im Norden und Nordwesten Haitis. Die Behörden fürchten, dass sich die Zahl der Toten noch erhöhen wird.

Am schlimmsten ist die Situation in der Küstenstadt Gonaïves im Nordwesten Haitis: Die drittgrößte Stadt des Landes steht zu 80 Prozent unter Wasser. 80 Prozent der 100.000 Menschen stehen ohne Nahrung da. Noch beunruhigender aber sind die Nachrichten von der Île de la Tortue, der zweitgrößten Insel Haitis, die zwischenzeitlich in den Wassermassen gar nicht mehr auffindbar war.

Land ohne Schutz

Katastrophenmeldungen aus Haiti gab es in diesem Jahr schon einige: Die Republik drohte in einem blutigen Bürgerkrieg unterzugehen, dann wurde der Südosten des Landes nach heftigen Regenstürmen überflutet, bei denen mehr als 1200 Menschen ums Leben kamen. Und jetzt die Verheerungen von "Jeanne": Der heftige Regen, der zwei Tage über Haiti niedergegangen war, ließ Flüsse über die Ufer treten und löste zahlreiche Schlammlawinen aus. Das Land ist wegen der Abholzung seiner Wälder besonders anfällig gegen die Folgen starker Regenfälle. Zudem ist das bitterarme Land gegen Naturkatastrophen schlecht gewappnet.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) äußerte sich am Rande der UN-Generalversammlung bestürzt über die Katastrophe. Das Auswärtige Amt stellte 200.000 Euro für die Opfer zur Verfügung. Die Summe soll einem Sprecher zufolge in erster Linie für Notunterkünfte, Lebensmittel und Trinkwasser verwendet werden. Die Vereinten Nationen wollten eine Tonne Medikamente einfliegen, das UN-Welternährungsprogramm kündigte Konvois mit Lebensmitteln und Wasser an. Das internationale katholische Caritas-Netzwerk stellte rund 400.000 Euro als Soforthilfe für Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygiene-Artikel, Zelte und Schlafsäcke bereit. Auch die Diakonie-Katastrophenhilfe leitete erste Hilfsmaßnahmen ein. Weite Teile des Landes seien nur über Helikopter zu erreichen, erklärte das evangelische Hilfswerk. In den Überschwemmungsgebieten gilt der Notstand, für das gesamte Land eine dreitägige Staatstrauer. (arn/sams)

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