"Nationaler Dialog" soll Kolumbien befrieden
24. November 2019Kolumbiens rechtskonservativer Präsident Iván Duque will die Krise in seinem Land nicht aussitzen. In einer Fernsehansprache sagte der 43-Jährige, seine Regierung sei eine, die zuhöre. Er kündigte an, sich noch an diesem Sonntag mit allen gewählten Bürgermeistern und Gouverneuren des südamerikanischen Landes an einen Tisch zu setzen. Am Montag werde es dann Gespräche mit den Ministern für Finanzen, Arbeit und Handel sowie mit Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertretern geben. Auch geplant sei ein Treffen mit "verschiedenen sozialen Bereichen". Es gehe darum, die Sozialpolitik zu stärken und mittel- und langfristig die gesellschaftlichen Gräben zu schließen.
Die Ankündigung des "nationalen Dialogs" ist eine Reaktion auf die Massenproteste vom Donnerstag, als rund 200.000 Menschen in zahlreichen Städten des Landes gegen die Regierung auf die Straße gingen. Bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei starben drei Menschen, fast 300 weitere wurden verletzt. Als Konsequenz verhängten die Städte Cali und Bogotá eine nächtliche Ausgangssperre. Am Freitag und Samstag versammelten erneut tausende Menschen zu Protesten. Das Büro des staatlichen Bürgerbeauftragten drückte Besorgnis über die "übermäßige Gewaltanwendung" durch die Sicherheitskräfte aus.
Der Unmut der Demonstranten richtet sich unter anderem gegen geplante Arbeitsmarkt- und Rentenreformen sowie gegen die zunehmende Gewalt gegen Aktivisten mit sozialen Anliegen. Duque ist sei August 2018 im Amt und hat aufgrund seiner Wirtschafts-, Sozial- und Sicherheitspolitik den Unmut vieler Bürger auf sich gezogen. Auch der umstrittene venezolanische Staatschef Nicolás Maduro warf Duque vor, selbst für die Krise im Nachbarland verantwortlich zu sein. "Sie sind es, Iván Duque, und ihre Unfähigkeit, dem Volk von Kolumbien Frieden, Wohlstand und sozialen Schutz zu geben", sagte der linksgerichtete Staatschef in einer Fernsehansprache.
djo/sti (afp, dpa)