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Yann Aurel Bisseck - ein "Genie" auf und neben dem Platz

Thomas Klein aus Mailand
8. April 2025

Eigentlich wollte Yann Aurel Bisseck seine Fußball-Karriere bereits beenden und Medizin studieren. Doch es kommt anders. Nun ist er deutscher Nationalspieler und eine feste Größe bei Inter Mailand.

Yann Aurel Bisseck im Inter Mailand-Trikot auf dem Spielfeld
Yann Aurel Bisseck ist deutscher Nationalspieler und spielt nun in der Champions League mit Inter Mailand gegen den FC Bayern.Bild: Marco Luzzani/Getty Images

In aller Ruhe stieg Yann Aurel Bisseck aus dem schwarzen Van, schnappte sich seinen kleinen Rucksack und ging zu den wartenden Fans vor dem Teamhotel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Dortmund. Hier ein Foto, da ein Autogramm - der Abwehrspieler wirkte bei seiner ersten Nominierung für die DFB-Elf entspannt. "Es ist eine große Anerkennung", freute sich Bisseck. "Die Jungs sind alle super nett. Ich bin einfach nur froh, hier zu sein."

Lediglich eine Sache bereitete dem DFB-Neuling vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Nations League in Italien Kopfzerbrechen. Würde er zu seinem Einstand in der Nationalmannschaft etwa singen müssen? "Das war die erste Frage, die ich gestellt habe, als ich angekommen bin", verriet der 24-Jährige, der bei Inter Mailand in Italien unter Vertrag steht. Doch Singen müsse er nicht, erklärten ihm seine Teamkollegen. Lediglich eine kleine Rede nach seinem ersten Einsatz halten.

Die Tatsache, dass Bisseck nun Teil der Nationalmannschaft ist, schien vor einigen Jahren noch wie ein unerfüllbarer Traum. Sogar ein Karriereende war damals wahrscheinlicher, denn Bisseck musste in seiner bisherigen Karriere einige Hindernisse überwinden. "Es ist nicht der geradlinigste Weg gewesen", erklärte er.

"Ich bin einfach froh, dass es geklappt hat und ich nicht aufgegeben und immer weiter an mir gearbeitet habe. Es gab eine Menge Rückschläge, aber ich kann sagen, dass mich das zu dem Spieler und Mann gemacht hat, der ich heute bin." Wenn Bisseck über seine aktuelle Situation spricht, leuchten seine Augen, und manchmal wirkt es so als könne er es immer noch nicht so recht glauben.

Bisseck: "Bin froh, wie es gelaufen ist"

Kein Wunder, denn noch 2021 wurde der ehemalige Kapitän des deutschen U21-Nationalteams bei Vitoria Guimarães in Portugal in die zweite Mannschaft herabgestuft. Gedanken an ein vorzeitiges Karriereende kamen auf, und auch einen Plan B gab es schon. Bisseck wollte mit "einem Kumpel nach Berlin ziehen. Medizin studieren. Eine WG aufmachen."

Seit 2023 spielt Yann Aurel Bisseck für Inter Mailand und wird in seiner ersten Saison direkt italienischer MeisterBild: Yasser Bakhsh/Getty Images

Doch es kam anders. Groß geworden ist der Sohn kamerunischer Eltern in der Jugend des 1. FC Köln. 2019 ließ er sich erst nach Kiel, dann zu Roda Kerkrade in den Niederlanden, nach Portugal und zu Aarhus GF ausleihen, ehe er an den dänischen Klub verkauft wurde. Hier schöpfte er neuen Mut und schaffte 2023 den Sprung nach Italien zu Inter Mailand, wo der Innenverteidiger die hohe Kunst des Verteidigens lernte.

In der Serie A, der ersten italienischen Liga, erkämpfte sich Bisseck einen Stammplatz und konnte in der vergangenen Saison sogar die italienische Meisterschaft mit Inter gewinnen. "Wenn ich daran denke, dass ich fast mit dem Fußballspielen aufgehört hätte, bin ich jetzt extrem froh darüber, wie alles gelaufen ist", sagte er.

Nagelsmann: Bisseck hat "ein fröhliches Wesen"

Seine - nicht immer geradlinige - Entwicklung ist auch an Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht unbemerkt vorbeigegangen. Daher war seine Nominierung für die DFB-Elf nur eine Frage der Zeit. "Ich schätze ihn als sehr großes Talent. Ich finde, dass er sehr viel mitbringt. Er ist ein Spieler mit einem guten, interessanten Karriereverlauf", sagte der Bundestrainer und fügte an: "Ich finde, dass er sehr positiv rüberkommt, eine gute Ausstrahlung und ein fröhliches Wesen hat." Es sei zu spüren, dass er Lust auf Fußball und auf die Nationalmannschaft habe, so der 37-Jährige.

Nachdem er den 2:1 (0:1)-Erfolg gegen Italien im Hinspiel des Viertelfinals in der Nations League noch von der Ersatzbank aus verfolgte, wurde er im Rückspiel erstmals eingewechselt. Auf seinem Instagram-Profil schwärmte der Innenverteidiger nach dem 3:3-Unentschieden und dem Einzug in das "Final four" von einem "unvergesslichen Tag".

Grundsätzlich nutzte Bisseck seine erste Länderspielwoche aber, um sich an das Niveau und seine neuen Teamkollegen zu gewöhnen. "Es geht erstmal darum mich auf dem Platz zu zeigen. Es ist ein extrem hohes Level hier", sagte er am Rande der ersten Trainingseinheiten in Dortmund. Er müsse sich noch ein bisschen anpassen, so der Verteidiger.

Lernen und "sich etwas abschauen" möchte er sich vor allem von seinem neuen Teamkollegen und Vorbild Antonio Rüdiger. "Das ist eine coole Sache", freute sich Bisseck. "Er ist ein sehr netter Kerl, den man immer alles fragen kann.

Bereits nach den ersten Trainingseinheiten hat sich Bisseck (Mitte) gut in sein neues Team integriertBild: Lars Baron/Getty Images

Ich habe schon gute Gespräche mit ihm gehabt." Auch Rüdiger äußerte sich vor dem Duell mit Italien positiv über seinen neuen Abwehrkollegen. "Er soll er selbst sein und sein eigenes Ich finden", empfahl Rüdiger und lobte: "Er ist ein Genie. Er hat mit 16 sein Abitur gemacht und ist ein schlauer Junge."

Stolz das DFB-Trikot zu tragen

Fans in den eigenen Reihen hat der 24-Jährige also schon einmal. Doch trotz Abitur und seinen damaligen Plänen, Medizin zu studieren, freut sich Bisseck nun, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft tragen zu dürfen. "Im Nachhinein bin ich sehr, sehr glücklich, dass ich keine Klausuren schreiben muss, sondern vor 70.000 Zuschauern Fußball spielen darf", so der Nationalspieler.

Den Adler trug er bereits in den Jugendmannschaften des DFB mit "mit großem Stolz auf der Brust". Dabei hätte er auch für Kamerun, das Land seiner Eltern, auflaufen können. Doch Bisseck entschied sich schnell für die DFB-Elf und sein Geburtsland und will nun als Spätberufener voll durchstarten.

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