Nations League: Notfall bei Ungarns Co-Trainer Adam Szalai
17. November 2024Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft hat sich für das Viertelfinale der Nations League qualifiziert. In der deutschen Gruppe ist das Team von Trainer Ronald Koeman nach einem 4:0 (2:0)-Sieg gegen Ungarn sicher Zweiter. Die Partie wurde allerdings von einem medizinischen Notfall in der Anfangsphase überschattet.
Nach wenigen Spielminuten sackte Ungarns Co-Trainer Adam Szalai an der Seitenlinie zusammen. Szalai rutschte von der Bank, lag dann umringt von seinen Teamkollegen auf dem Boden und zuckte mit den Beinen. Das Spiel in der Johan Cruijff Arena wurde sofort unterbrochen, Sanitäter eilten in die Coaching-Zone des Teams.
Erinnerung an Christian Eriksen
Stille machte sich breit, Betreuer und Ersatzspieler bildeten einen Kreis um Szalai, während dieser hinter einem Sichtschutz behandelt wurde. Ungarische Medien berichteten von einer Reanimation,was aber später dementiert wurde. Dennoch erinnerte die Situation an das Drama um den dänischen Star Christian Eriksen, der bei der EM 2021 auf dem Platz zusammengebrochen war und einen Herzstillstand erlitten hatte. Der Däne spielt mittlerweile bereits seit einigen Jahren mit Herzschrittmacher.
Als die Sanitäter Szalai nach etwas über zwölf Minuten aus dem Innenraum des Stadions brachten, brandete Applaus auf. Noch im Laufe der ersten Halbzeit teilte der ungarische Fußballverband MLSZ mit, dass Szalais Zustand stabil und er bei Bewusstsein sei. Er wurde demnach mit einem Krankenwagen zur Untersuchung in ein Amsterdamer Krankenhaus transportiert.
Vor der Spielwiederaufnahme berieten sich die ungarischen Spieler kurz mit einem Team-Offiziellen und entschieden dann, die Partie fortzusetzen. Allerdings wurde es kurios: Der Schiedsrichter schaute nämlich zunächst auf Geheiß des Videoschiedsrichters auf dem Monitor am Spielfeldrand auf die letzte Szene vor der Unterbrechung und entschied auf Handelfmeter für die Niederlande. Wout Weghorst traf zum 1:0 (21. Minute). Noch vor der Pause legte Cody Gakpo mit einem weiteren verwandelten Elfmeter nach (45.+12).
Szalai: Lange Vergangenheit in der Bundesliga
Während die Ungarn zu Spielbeginn noch gute Gelegenheiten hatten, wirkten sie nach der Pause deutlich gehemmt. Denzel Dumfries (64.) und Teun Koopmeiners (86.) erzielten für nun hoch überlegenen Niederländer die weiteren Tore. Das Sportliche war aufgrund des Bangens um Szalai aber längst in den Hintergrund geraten.
Szalai, der 276 Bundesliga-Spiele für Mainz, Hoffenheim, Schalke und Hannover bestritten hat, spielte selbst noch bis vor zwei Jahren für Ungarn, zuletzt als Kapitän. Sein Ex-Klub, der 1. FSV Mainz 05, meldete sich bei X und schrieb, man sei in Gedanken bei Szalai. Im Sommer 2023 beendete der 36-Jährige seine aktive Spielerkarriere. Erst im Oktober im Hinspiel gegen die Niederlande war er erstmals als Co-Trainer der ungarischen Nationalmannschaft im Einsatz.
Entwarnung und Spekulationen über epileptischen Anfall
Szalai selbst gab noch in der Nacht ein ermutigendes Zeichen. Er äußerte sich kurz nach Mitternacht auf seinem persönlichen Instagram-Kanal: "Danke für die vielen Nachrichten, mir geht es gut", lautete seine Botschaft, die er auch mit einem roten Herz versah. Auch konnte das Krankenhaus in Amsterdam bereits einige Stunden nach seinem Zusammenbruch schon wieder verlassen. "Er verbrachte die Nacht im Team-Hotel, und er reist zusammen mit der Mannschaft zurück nach Budapest", bestätigte ein Sprecher der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft dem staatlichen Sport-TV-Sender M4.
Während seiner Zeit in Mainz hatte sich Szalai kurz vor Weihnachten 2021 einem Eingriff am Kopf unterziehen müssen. Er lag damals auf der Intensivstation, bei dem Eingriff wurde ihm laut Medienberichten ein Stück Titan eingesetzt, das mit den Knochen zusammenwachsen musste. Es war zunächst auch nicht klar, ob Szalai nach der OP wieder spielen würde können. Szalai bestritt im Februar 2022 noch zwei Spiele für Mainz und wechselte dann zum FC Basel in die Schweiz, wo er seine Karriere im Sommer 2023 auch beendete.
"Es fühlt sich an, als wäre mir das Leben neu geschenkt worden", hatte Szalai nach seiner OP gesagt. Jetzt spekulieren ungarische Medien, dass Szalai in Amsterdam womöglich im Zusammenhang mit dem Eingriff einen epileptischen Anfall gehabt haben könnte.
Der Artikel wurde am 17. November aktualisiert.