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Politik

NATO bereitet Großmanöver vor

27. September 2018

44.000 Soldaten, davon allein 10.000 von der Bundeswehr. Das in vier Wochen beginnende NATO-Manöver "Trident Juncture 2018" wird die größte Übung des Bündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges.

Litauen - Bundeswehrsoldaten bei Nato-Manöver Trident Juncture
Bundeswehrsoldaten bei NATO-Manöver "Iron Wolf" im vergangenen Jahr in LitauenBild: picture alliance/dpa/M. Kulbis

Mit der umfangreichen Militärübung in Norwegen will die NATO vom 25. Oktober bis zum 23. November für den sogenannten Bündnisfall trainieren. Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten Beistand leisten.

Für diesen Bündnisfall war nach dem Ende des Kalten Krieges lange Zeit nicht besonders intensiv trainiert worden. Aber nachdem Russland 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte, änderte die NATO ihre Strategie. Vor allem Polen sowie die baltischen Alliierten Litauen, Lettland und Estland fühlen sich von der aktuellen Politik des großen Nachbarn verstärkt bedroht und fordern eine Aufrüstung und mehr Abschreckung.

"Gegen kein bestimmtes Land"

Die NATO-Zentrale in Brüssel betont unterdessen, dass bei "Trident Juncture" nicht konkret für den Fall eines russischen Angriffs geübt werde. Mit dem Manöver solle die gemeinsame Abwehr eines fiktiven Gegners trainiert werden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. "Das Szenario und die Übung richten sich gegen kein bestimmtes Land."

Hinter vorgehaltener Hand bestätigen NATO-Diplomaten allerdings zugleich, dass es natürlich kein Zufall sei, dass die Übung in einem Land ausgerichtet wird, das an Russland grenzt. Sie verweisen dabei auch darauf, dass das Kernland der früheren Sowjetunion zuletzt wieder intensiv für großformatige Konflikte trainiert habe. An dem jüngsten russischen Großmanöver "Wostok"sollen nach Angaben aus Moskau beispielsweise knapp 300.000 Soldaten teilgenommen haben.

Russisches Großmanöver "Wostok" im September 2018Bild: picture-alliance/AP/S. Grits

In der ersten Runde des bevorstehenden Manövers werden nach Bündnisangaben von Ländern wie Deutschland, Italien und Großbritannien gebildete "südliche Kräfte" einen Angriff von "nördlichen Kräften" abwehren. Letztere sollen unter anderem aus Truppen der USA, Kanadas und Norwegens bestehen. In der zweiten Runde wechseln die Angriffsformationen. Als Partnerländer der NATO sind bei "Trident Juncture 2018" auch Schweden und Finnland dabei.

1991 letztes umfangreiches Manöver

Die letzten NATO-Manöver, die größer waren als die bevorstehende Ausgabe von "Trident Juncture", fanden nach Angaben von Diplomaten vor der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 statt. Damals gab es unter anderem noch die "Reforger" abgekürzte Manöverreihe "Return of Forces to Germany" (Rückkehr von Streitkräften nach Deutschland). An ihr waren bis zu 125.000 Soldaten beteiligt.

Als das bislang größte NATO-Manöver nach dem Ende des Kalten Krieges gilt die Übung "Strong Resolve" im Jahr 2002. Bei ihr waren rund 40.000 Soldaten im Einsatz. Neben den Streitkräften werden bei "Trident Juncture" etwa 130 Flugzeuge, 70 Schiffe und mehr als 10.000 Fahrzeuge teilnehmen.

Deutschland übernimmt Eingreiftruppe

Dass die Bundeswehr so stark beteiligt ist, liegt daran, dass sie ab Anfang 2019 die Führung der schnellen Eingreiftruppe der NATO (Very High Readiness Joint Task Force - VJTF) übernehmen soll. Deutschland stellt neben rund 10.000 Soldaten auch mehr als 4000 Fahrzeuge. Darunter sind unter anderem etwa 100 Panzer. Für Gastgeber Norwegen ist die Übung mit enormen logistischem Aufwand verbunden. Die Streitkräfte rechnen zum Beispiel damit, dass 1,8 Millionen Mahlzeiten ausgegeben werden müssen, und dass 660 Tonnen Schmutzwäsche anfallen.

Will keinen Rückfall in Zeiten des Kalten Krieges: NATO-Generalsekretär Jens StoltenbergBild: DW/I. Sheiko

Im Vorfeld des Manövers betonte NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass die NATO einen Rückfall wie zu Zeiten des Kalten Krieges vermeiden wolle. Stoltenberg sagte auch, dass er mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über die Sorgen der NATO hinsichtlich der russischen Aggressivität im Ausland gesprochen habe. Sie hätten auch über die bevorstehende Übung "Trident Juncture" und das jüngst abgehaltene russische Manöver "Wostok" gesprochen. Allerdings habe es keine konkreten Fortschritte in dem Gespräch gegeben, aber er wolle in Kontakt mit der russischen Seite bleiben, räumte Stoltenberg.

cgn/fab (ap, dpa)

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