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Politik

NATO-Truppen räumen afghanischen Hauptsitz

2. Juli 2021

Nach fast 20 Jahren haben alle NATO-Soldaten die Basis Bagram verlassen. Beobachter warnen vor der Zeit nach dem Abzug. Die Taliban sind wieder auf dem Vormarsch.

Afghanistan | US Air Force Basis in Bagram
Auf gepackten Koffern: Ein Transportflugzeug der US-Luftwaffe landet am Donnerstag in BagramBild: Wakil Kohsar/AFP/Getty Images

Im Rahmen ihres Abzugs aus Afghanistan hat die NATO den wichtigsten Luftwaffenstützpunkt Bagram geräumt. Alle Soldaten des Bündnisses hätten die Basis verlassen, teilte ein US-Militärvertreter mit. Von dort aus waren in den 20 Jahren des Afghanistan-Krieges zahlreiche Angriffe gegen die Taliban und andere islamistische Gruppen gestartet worden.

Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums gab auf Twitter bekannt, ab sofort würden einheimische Soldaten den Stützpunkt "beschützen und für den Kampf gegen den Terrorismus nutzen."

Bagram war das Hauptquartier der US-Truppen im Land. Jahrelang befand sich dort - rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul - zudem ein US-Internierungslager, in dem Terrorverdächtige festgehalten wurden. 2013 ging die Kontrolle auf einheimische Sicherheitskräfte über.

Auf unsicherem Gelände: Ein afghanischer Soldat an einem Checkpoint nahe dem Stützpunkt BagramBild: Wakil Kohsar/AFP/Getty Images

Zeitweilig waren in Bagram mehrere Zehntausend US-Militärangehörige stationiert. Laut einer Ankündigung von Präsident Joe Biden sollen alle Truppen bis spätestens zum 11. September - dem 20. Jahrestag der Terroranschläge in den Vereinigten Staaten - aus Afghanistan abziehen. Seit Ende April wurden bereits mehrere Militärstützpunkte an die afghanische Armee übergeben. Die Bundeswehr verließ das Land am Hindukusch am Dienstag und beendete damit den längsten Auslandseinsatz ihrer Geschichte.

Gewalt nach dem Friedensabkommen

Die Regierung von Bidens Vorgänger Donald Trump hatte im Februar 2020 im katarischen Doha ein Abkommen mit den Taliban geschlossen, die für zahlreiche tödliche Anschläge verantwortlich sind. In jüngster Zeit flammte die Gewalt noch einmal auf. Direkte Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung stocken.

Auf freiem Fuß: Viele Mitglieder der Taliban wurden zwischenzeitlich aus ihrer Haft entlassen (Archivbild)Bild: PPI/Zuma/picture alliance

Während die Islamisten den Abzug der NATO-Truppen - eine ihrer Hauptforderungen - in einer Stellungnahme begrüßten, warnten Beobachter, die Sicherheitslage im Land dürfte sich ohne Intervention ausländischer Kräfte in Zukunft weiter verschlechtern. Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführte Militärkoalition 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte, vor allem die Rechte der Frauen, massiv beschnitten. In den vergangenen Monaten gelang es ihnen, weite Teile des Landes erneut unter ihre Kontrolle zu bringen.

jj/wa (dpa, afp, rtr)