Am 18. Juli wäre Nelson Mandela 100 Jahre alt geworden. Südafrikas erster schwarzer Präsident machte sich als Kämpfer gegen die Apartheid unsterblich. Darunter litt die Familie, erzählt sein Enkel Ndaba in seinem Buch.
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Nelson Mandela als Kunstikone
Je stärker ein Politiker verehrt wird, desto mehr beschäftigten sich auch Musik und Kunst mit ihm. Nelson Mandela hat unzählige Künstler und Musiker zu ihren Werken inspiriert. Auch während seiner 27-jährigen Haft.
Bild: picture-alliance/dpa
Mandela als "Street Art"
In Johannesburg sieht man viele Hauswände mit dem Konterfei von Nelson Mandela. Zahlreiche unbekannte und auch bekannte Street Art-Künstler porträtieren Mandela auf Mauern und Wänden. Diese Arbeit ist von dem Street Art-Künstler John Adams, der Mandela mit diesem Bild für seine nachhaltige Bildungspolitik danken will. Jetzt sei es auch jungen Schwarzen wie ihm möglich, Künstler zu werden.
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Symbol für den Freiheitskampf
Kaum ein anderer Politiker wurde so oft gemalt, gezeichnet und besungen wie Nelson Mandela. Als Freiheitskämpfer, als Häftling und als erster schwarzer Präsident Südafrikas hat er Generationen bewegt. Dieses Plakat des Kunstdesigners Hartmut Schröter zeigt Mandela als jungen Mann hinter Gittern, zitiert werden die letzten Worte seiner Verteidigungsrede, bevor er für 27 Jahre weggesperrt wurde.
Bild: Hartmut Schröter
50 Stahlsäulen
Zum 50. Jahrestag von Mandelas Gefangennahme hat der italienische Künstler Marco Cianfanelli eine zehn Meter hohe Skulptur erschaffen. Am 5. August 1962 wurde der junge südafrikanische Freiheitskämpfer, der kurz zuvor den bewaffneten Arm des ANC (African National Congress) gegründet hatte, verhaftet. Genau an diesem Ort, in Howick, 90 Kilometer südlich von Durban, steht das Denkmal.
Bild: Rajesh Jantilal/AFP/Getty Images
Mandela als Mandela
Es gibt viele Dokumentarfilme über Nelson Mandela. Zwei haben es 2013 ins Kino geschafft: "Madiba - das Vermächtnis des Nelson Mandela" ist einer von ihnen: Regisseur Khalo Matabane reiste kurz vor Mandelas Tod rund um die Welt und interviewte zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, unter ihnen der Dalai Lama, Joachim Gauck, Henry Kissinger, Colin Powell und viele mehr.
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Little Dance
Wenn Nelson Mandela tanzte, hatte er stets ein Lächeln im Gesicht. Er bewegte sich mit kleinen Schritten: einer nach links, einer nach rechts und ein bisschen mit den Fingern schnipsen. Die Leute nannten Mandelas Tanzstil "Little Dance" und kopierten ihn im ganzen Land. Der Film "Music for Mandela" (2013) widmet sich diesem Tanz und den vielen Musikern, die von Mandela inspriert wurden.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck
Spontanauftritt mit Johnny Clegg
Musiker aus der ganzen Welt sangen Songs über und manchmal auch zusammen mit Nelson Mandela. Bei einem Johnny-Clegg-Konzert 1999 in Frankfurt kam Nelson Mandela einfach auf die Bühne und tanzte begeistert bei dem Song "Asimbonanga" mit. Das Lied war während der Apartheid verboten. Johnny Clegg ist einer der berühmtesten Musiker Südafrikas und wird auch "der weiße Zulu" genannt.
Bild: picture-alliance/dpa
Musik-Ikone
Mandela wirbt 2003 mit Dave Stewart, The Edge und Bono für seine Anti Aids-Kampagne "46664". Nelson Mandela konnt nicht nur Weltstars für seine Sache gewinnen, er war auch Inspiration für große internationale Hits. Eddie Grants "Gimme Hope Joanna" ist entstanden, während Mandela im Gefängnis saß. Das berühmteste Lied aber ist die Hymne "Free Nelson Mandela" von den "Specials".
Bild: Getty Images
Musical
Auch über seinen Tod hinaus wollen Künstler die Geschichte des Mannes erzählen, der von seinen Anhängern liebevoll "Madiba" genannt wird. Das gleichnamige Musical wurde im Januar 2016 in Paris uraufgeführt. Die Show zeichnet Mandelas Kampf gegen die Apartheid, seine Gefängniszeit und die Präsidentschaft nach und reist um die ganze Welt. Im Winter 2019/19 geht es nach Australien und Neuseeland.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Messara
Als Comic-Held
Ein Comic in mehreren Bänden erzählt Mandelas Lebensgeschichte. Mandela wirkte selbst als Co-Autor dabei mit. "Nelson Mandela - The Authorized Comic Book" erzählt von seiner Kindheit als Mitglied des Thembu-Stammes, von seinem Kampf gegen Apartheid und Kolonialismus, seiner Inhaftierung und der Zeit danach. Die Comic-Form soll auch Menschen in Südafrika erreichen, die nicht lesen können.
Bild: Carl de Souza/AFP/Getty Images
Freiheit in Bronze gegossen
Als der politische Häftling Nelson Mandela, nach 27 Jahren Gefängnis, endlich 1990 in die Freiheit entlassen wurde, reckte er auf seinem Weg nach draußen die Faust in die Höhe. Eine Bronzestaute neben dem Gefängnis "Groot Drakenstein", wo Mandela die letzten Jahre seiner Haft verbracht hatte, erinnert an diesen Moment.
Bild: Gianluigi Guercia/AFP/Getty Images
Gewalt und Ausdauer
Der belgische Künstler Phil Akashi erinnert an die Zeit, als Mandela noch Boxer war. Mit 27.000 Schlägen boxte er das Porträt Mandelas in die Wand seines Ateliers in Shanghai. Es war eine Hommage an Mandela zu dessen 95. Geburtstag am 18. Juli 2013. Fünf Wochen hat Akashi für das "Geschenk" gebraucht. Dabei habe er fünf Kilo abgenommen, erzählt der Künstler.
Bild: Peter Parks/AFP/Getty Images
Ehrung im Strandsand
Der Sandkünstler Sudarshan Pattnaik hat Nelson Mandela zwei Tage nach dessen Tod am 5. Dezember 2013 ein - sehr vergängliches - Denkmal gesetzt. Pattnaik ist einer der besten Sandkünstler oder "Carver" der Welt und gewinnt regelmäßig bei internationalen Sandskulpturen-Festivals.
Bild: picture-alliance/dpa
Ikone der Zeitgeschichte
Der deutsche Fotograf Jürgen Schadeberg lernte Mandela in den 1950er Jahren in Südafrika kennen. Beide kämpften gegen die Apartheid. 1964 musste Schadeberg das Land verlassen, kurz danach wurde Mandela inhaftiert. Nach seiner Freilassung trafen sich die Freunde wieder. Schadeberg begleitete Mandela bei einem Besuch in seiner ehemaligen Zelle auf der Insel Robben Island. Das Bild ging um die Welt.
Bild: J. Schadeberg
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Im Alter von elf Jahren traf Ndaba Mandela seinen Großvater zum zweiten Mal. Ein großer schwarzer BMW holte ihn aus dem heruntergekommenen Stadtteil Soweto ab und brachte ihn zu Nelson Mandela, der im wohlhabenden Vorort Houghton in Johannesburg wohnte. Von diesem Zeitpunkt an sollte er bei dem Mann leben, der von so vielen verehrt wurde - für Ndaba jedoch ein Fremder war.
27 Jahre saß Nelson Mandela hinter Gittern. Seine Opfer im Kampf gegen die Apartheid wurden auch zu den Opfern seiner Familie: Seine Kinder mussten drei Jahrzehnte ohne ihren Vater auskommen. Seine Mutter starb während seiner Inhaftierung. Seine Enkelkinder wurden in eine Welt geboren, in der jeder den Namen ihres Großvaters kannte. Doch für sie blieb er derselbe Unbekannte wie für alle anderen.
Als Mandela 1990 aus dem Gefängnis entlassen wurde, war der Jubel ebenso groß wie die Erwartungen an ihn. Mandela wurde als Heilsbringer gefeiert, der endlich die Menschen und das Land nach dem Ende nach der Apartheid vereinen sollte. Der damals 75-Jährige erkannte, dass er von der Gesellschaft, die viel von ihm erwartete, zu lange getrennt gewesen war. Deshalb suchte er die Nähe zur Jugend Südafrikas.
Wie der "Prinz von Bel-Air"
Ndaba Mandela beschreibt in seinem neuen Buch "Mut zur Vergebung: Das Vermächtnis meines Großvaters Nelson Mandela", wie der ehemalige südafrikanische Präsident neue Bindungen zu seiner Familie aufbaute und seine Enkel ihm halfen, die nötige "jugendliche Perspektive" zu erhalten. Mit Bezug auf die Comedyserie "Der Prinz von Bel-Air" spricht Ndaba von der "Infusion des Fresh Prince": Die von Will Smith gespielte Hauptfigur Will zieht dort zum wohlhabenden Onkel, der ihn entscheidende Dinge des Lebens lehrt. Ndaba erklärt, dass, während "die Vorteile für das Kind offensichtlich waren", der Hauptfokus der Serie darin lag, "wie der Junge das Leben des reichen Onkels verbesserte und seinen Blickwinkel weitete".
In seinem Buch beschreibt Ndaba eine ähnliche Beziehung zwischen ihm und seinem Großvater - eine, die vielleicht nur langsam Wurzeln schlägt, aber zweifellos beiden Seiten gut tut. Wenn beide zum ersten Mal unter einem Dach zusammenkommen, hängt der junge Ndaba mehr an seiner neuen Sega-Spielkonsole als am Großvater, der sie ihm geschenkt hat.
Am Ende des Buches haben beide eine Reise hinter sich gebracht: Mandela, der Anführer, hat sein öffentliches Amt verlassen und einen Weg ins Familienleben gefunden. Ndaba ist erwachsen geworden und hat sich mit den Schwierigkeiten seiner Vergangenheit auseinandergesetzt und gelernt, die ihm gegebenen Chancen und Weisheiten wertzuschätzen.
Männlichkeitsrituale und Schmerzen als Initiation
Ein wiederkehrendes Thema, das dem Originaltitel des Buchs "Going to the Mountain" seinen Namen gibt, ist "auf den Berg gehen". Dies bezieht sich auf die traditionelle Initiation, die von Männern des Xhosa-Volkes als Ritual für den Schritt in die Männlichkeit unternommen wird. Ndaba beschreibt diesen Prozess, den quälenden Schmerz der Beschneidung und die anschließende Abgeschiedenheit. Diese Zeremonie erinnert an die patriarchalischen Elemente der südafrikanischen Gesellschaft, dient zugleich aber als Metapher für Ndabas Erleichterung, mit dem Erwachsensein eine Position einzunehmen, von der aus er mit seinem Großvater auf Augenhöhe sprechen kann.
Der vielleicht ergreifendste Moment in Ndabas Geschichte spielt nach dem Tod seiner Eltern, die er in seinen Teenagerjahren nur sporadisch gesehen hatte. Er beschreibt, wie sehr er unter dem AIDS-Tod seiner Mutter gelitten hatte. Das Stigma und die Geheimhaltung, mit der man in Südafrika damals mit der Krankheit umging, machten ihm zu schaffen. In der Pressemitteilung seiner Familie stand damals, Ndabas Mutter sei an einer Lungenentzündung gestorben.
Als Ndabas Vater, Nelson Mandelas Sohn, zwei Jahre später an derselben Krankheit starb, hatte sich etwas verändert. Ndaba beschreibt, wie stolz er darauf war, dass sein Großvater der Welt mitteilte, sein Sohn sei an AIDS gestorben: "Er schämte sich nicht, und er war nicht länger bereit, sich an der Scham anderer zu beteiligen."
Der Nelson Mandela in Ndabas Buch ist kein Heiliger, er ist oft sehr streng und kann sich schon mal irren in seinen Urteilen. Am Ende bleibt dennoch kein Zweifel, dass Ndaba seinen Großvater verehrt und dessen Vermächtnis aufrecht erhalten will. Er ist dankbar für das Leben des Mannes, der die Demokratie nach Südafrika brachte.