1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neonicotinoide schaden Hummelköniginnen

Judith Hartl
14. August 2017

Es gibt eine neue Studie, die zeigt, dass Neonicotinoide überwinternden Hummelköniginnen erheblich zusetzen können. Ausgerechnet. Denn von ihnen alleine hängt ab, wie groß und vital ihr Hummelvolk wird.

BdT Abends auf der Wiese
Bild: Picture alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Neonicotinoide sind nicht unmittelbar tödlich für Bienen oder Hummeln. Aber sie schwächen die Insekten auf verschiedene Weise so sehr, dass es starke Auswirkungen auf den gesamten Bestand haben kann. So gibt es Studien, die zeigen, dass diese beliebten Pflanzenschutzmittel die Überwinterung und die Fortpflanzung von Bienen und Hummeln beeinträchtigen können.

Forscher haben außerdem herausgefunden, dass Neonicotinoide das Leben männlicher Honigbienen verkürzen und ihre Fruchtbarkeit senken und dass die Chemikalie auch das Gedächtnis und den Orientierungssinn der Tiere durcheinander bringen. Und nun kommt noch eine weitere Entdeckung dazu: Neonicotinoide sollen auch den Königinnen schaden.

Wissenschaftler der Royal Holloway University of London in Egham haben das bei Versuchen mit Erdhummelköniginnen herausgefunden. Dabei wollten sie vor allem testen, ob die Pflanzenschutzmittel auch Auswirkungen haben auf überwinternde Königinnen. Denn in dieser Zeit sind die Tiere besonders sensibel und anfällig für jegliche Störungen.

Königinnen geschwächt

Für ihre Untersuchungen setzten die Forscher einen Teil der Königinnen zwei Wochen lang Thiametoxam aus - das ist ein häufig verwendeter Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide - und zwar in einer Dosis, die auch Landwirte auf ihre Felder ausbringen. Ein anderer Teil der Versuchsköniginnen, die Kontrollgruppe - verbrachte die zwei Wochen ohne Pflanzenschutzmittel.

Das Ergebnis: In der mit Thiametoxam versetzten Gruppe legten 26 Prozent weniger Königinnen Eier ab als in der unbelasteten Gruppe. Außerdem legten sie die Eier früher ab. Dieses Verhalten kennen Biologen auch von anderen Tieren - es ist unter anderem ein Zeichen für Umweltstress.

Neonicotinoide gehören zu den meistverkauften Insektiziden weltweit. Sie machen lästigen Blatt- und Schildläusen den Garaus, töten verlässlich Kartoffelkäfer, Termiten, schädliche Motten und Schmetterlinge. Neonicotinoide schützen unsere Nutzpflanzen - also Gemüse, Getreide, Obstbäume, Baumwolle.

Doch weil sie ebenso umstritten sind, verbot die Europäische Kommission 2013 drei Wirkstoffe: Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam. Allerdings nur für Raps, Mais, Baumwolle und Sonnenblumen.

Kritiker bemängeln jedoch, dass mehrere Studien nicht unter realistischen Bedingungen gemacht wurden und dass beispielsweise die Belastungen der Insekten höher gewesen seien als unter realistischen Bedingungen im Freiland.

Die Hersteller der Nicotinoide, die Pharmakonzerne Bayer und Syngenta, klagen vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Teilverbot. Umweltschützer und Imker kämpfen dafür, das Verbot noch auszuweiten. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst fallen.

 

 

Unsere armen Bienen

01:01

This browser does not support the video element.