Es gibt eine neue Studie, die zeigt, dass Neonicotinoide überwinternden Hummelköniginnen erheblich zusetzen können. Ausgerechnet. Denn von ihnen alleine hängt ab, wie groß und vital ihr Hummelvolk wird.
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Neonicotinoide sind nicht unmittelbar tödlich für Bienen oder Hummeln. Aber sie schwächen die Insekten auf verschiedene Weise so sehr, dass es starke Auswirkungen auf den gesamten Bestand haben kann. So gibt es Studien, die zeigen, dass diese beliebten Pflanzenschutzmittel die Überwinterung und die Fortpflanzung von Bienen und Hummeln beeinträchtigen können.
Forscher haben außerdem herausgefunden, dass Neonicotinoide das Leben männlicher Honigbienen verkürzen und ihre Fruchtbarkeit senken und dass die Chemikalie auch das Gedächtnis und den Orientierungssinn der Tiere durcheinander bringen. Und nun kommt noch eine weitere Entdeckung dazu: Neonicotinoide sollen auch den Königinnen schaden.
Wissenschaftler der Royal Holloway University of London in Egham haben das bei Versuchen mit Erdhummelköniginnen herausgefunden. Dabei wollten sie vor allem testen, ob die Pflanzenschutzmittel auch Auswirkungen haben auf überwinternde Königinnen. Denn in dieser Zeit sind die Tiere besonders sensibel und anfällig für jegliche Störungen.
Königinnen geschwächt
Für ihre Untersuchungen setzten die Forscher einen Teil der Königinnen zwei Wochen lang Thiametoxam aus - das ist ein häufig verwendeter Wirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide - und zwar in einer Dosis, die auch Landwirte auf ihre Felder ausbringen. Ein anderer Teil der Versuchsköniginnen, die Kontrollgruppe - verbrachte die zwei Wochen ohne Pflanzenschutzmittel.
Das Ergebnis: In der mit Thiametoxam versetzten Gruppe legten 26 Prozent weniger Königinnen Eier ab als in der unbelasteten Gruppe. Außerdem legten sie die Eier früher ab. Dieses Verhalten kennen Biologen auch von anderen Tieren - es ist unter anderem ein Zeichen für Umweltstress.
Neonicotinoide gehören zu den meistverkauften Insektiziden weltweit. Sie machen lästigen Blatt- und Schildläusen den Garaus, töten verlässlich Kartoffelkäfer, Termiten, schädliche Motten und Schmetterlinge. Neonicotinoide schützen unsere Nutzpflanzen - also Gemüse, Getreide, Obstbäume, Baumwolle.
Doch weil sie ebenso umstritten sind, verbot die Europäische Kommission 2013 drei Wirkstoffe: Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam. Allerdings nur für Raps, Mais, Baumwolle und Sonnenblumen.
Kritiker bemängeln jedoch, dass mehrere Studien nicht unter realistischen Bedingungen gemacht wurden und dass beispielsweise die Belastungen der Insekten höher gewesen seien als unter realistischen Bedingungen im Freiland.
Die Hersteller der Nicotinoide, die Pharmakonzerne Bayer und Syngenta, klagen vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Teilverbot. Umweltschützer und Imker kämpfen dafür, das Verbot noch auszuweiten. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst fallen.
Bestäuber: Von Bienchen und Blümchen
Sie sind hinter süßem Nektar und anderen Köstlichkeiten her. Indem die Tiere dieser Leidenschaft frönen, bestäuben sie nebenbei Blüten- und nur so können sich die Pflanzen vermehren. Wir sehen uns die Helfer genauer an.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Honigbienen
Sie sind die Superstars unter den Bestäubern. An sie denkt jeder sofort, wenn es ums Nektarsammeln geht. Honigbienen besuchen eine große Bandbreite von Blüten und bringen Nektar und Pollen zurück zum Bienenstock. Aber sie haben etliche Konkurrenten: Viele tausend Wildbienenarten sind ebenfalls im Dienste der Bestäubung unterwegs. Und noch ganz andere Tiere...
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Hummeln
Größer und haariger als die Honigbienen - aber genauso nützlich - sind Hummeln. Auch sie laben sich am Blütennektar, indem sie mit ihrer langen haarigen Zunge die köstliche Flüssigkeit auflecken. Genau wie die Honigbienen sind Hummeln soziale Tiere und leben in einem Staat mit einer Königin. Ihre Kolonien sind aber mit gerade mal einigen hundert Tieren sehr viel kleiner.
Wespen haben einen schlechten Ruf. Der größte Teil der Wespenarten spielt für die Pflanzenbestäubung keine Rolle - alleine schon, weil an ihrem glatten haarlosen Körper keine Pollen kleben bleiben. Honigwespen aber sammeln Pollen und Nektar in einem Kropf am Hals und füttern damit ihre Brut. Auch in Deutschland ist eine Honigwespenart heimisch.
Bild: Colourbox
Schwebefliegen
Sie versuchen gefährlich auszusehen und ahmen dafür die Färbung von Bienen und Wespen nach. Aber Schwebefliegen sind harmlos und können nicht stechen. Auch sie lieben Nektar und Pollen und sind im Dienste der Bestäubung unterwegs. Sogar die Larven der Schwebefliegen sind nützlich: Sie fressen gerne Blattläuse.
Bild: picture alliance/H. Bäsemann
Wollschweber
Sie sehen aus wie die Kreuzung zwischen einer Hummel und einer Fliege und werden daher auch Hummelfliegen genannt. Einige tausend Arten existieren weltweit, über 30 auch in Deutschland. Bei einigen Arten ist der Rüssel zum Nektarsaugen fast so lang wie der Körper. Die Larven hingegen fressen lieber die Eier und Larven anderer Insektenarten.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/H. Schmidbauer
Schmetterlinge
Es gibt über 18.000 Schmetterlingsarten und fast alle sind wunderschön bunt. Mit ihren langen dünnen Beinchen und ihren recht kleinen Körpern können sie zwar nicht so viel Pollen transportieren wie die stämmigen Bienen - trotzdem verrichten sie gute Bestäubungsarbeit. Schmetterlinge können die Farbe Rot sehen und werden daher von anderen Blüten angezogen als die rotblinden Bienen.
Bild: MEHR
Motten
Sie sind viel weniger bunt als die Schmetterlinge, aber gehören zur gleichen Familie. Der Unterschied: Motten sind nachts unterwegs - bunte Flügel sind da nutzlos. Auch sie haben eine Leidenschaft für Blüten, wie dieser Wolfsmilchschwärmer. Einige Motten - und vor allem deren Raupenstadium - sind allerdings unerwünschte Schädlinge in der Landwirtschaft.
Bild: picture-alliance/Arco Images/J. Fieber
Rosenkäfer
Käfer bestäuben auch Blüten? Ja, einige schon. Wie dieser goldglänzende Rosenkäfer. Die erwachsenen Tiere lecken an den Wunden von Bäumen, an Blütennektar und an Früchten. Etwa 4000 Arten von Rosenkäfern gibt es weltweit.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/J. Fieber
Kolibris
Nicht nur Insekten helfen Pflanzen bei der Fortpflanzung - auch Vögel. Arten mit langen dünnen Schnäbeln wie dieser Kolibri transportieren Pollen von einer Blüte zur nächsten, wenn sie diese für ihren Nektar aufsuchen. Einige Blumenarten haben sich im Laufe der Evolution sogar so entwickelt, dass sie gerade auf Kolibris besonders attraktiv wirken.
Bild: CC BY 2.0: KevinCole/flickr.com
Nektarvögel
Der Name sagt schon alles: nicht nur Kolibris wissen Blütennektar zu schätzen: Auch Nektarvögel aus der Familie der Sperlinge, beispielsweise dieser Seychellennektarvogel, naschen gerne an Blumen. Er wird etwa zwölf Zentimeter groß und steht ganz besonders auf Hibiskusblüten.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/M. Woike
Fledermäuse
An sie denkt man beim Thema Bestäuber weniger. Zu Unrecht! Einige Fledermausarten ernähren sich nur von Blütennektar, den sie mit ihren langen Zungen auflecken. Es gibt sogar Pflanzen, die auf Fledermäuse als Bestäuber angewiesen sind. Sie lassen ihre Blüten so wachsen, dass Fledermäuse sie mit ihrer Ultraschallortung auch im Dunkeln besonders gut wahrnehmen können.
Lemuren
Die Bienen Madagaskars sind Primaten wie etwa dieser Mausmaki. Einige Baumarten vermehren sich ausschließlich mit ihrer Hilfe. Wenn die putzigen Kerlchen ihre Nasen tief in die Blüten tauchen, um den Nektar zu trinken, bleiben Pollen an ihrer Schnauze hängen.
Bild: Imago
Reptilien
Ja, tatsächlich! Auch einige Schlangen- und Echsenarten wie dieser Gecko helfen bei der Bestäubung. Vor allem auf Inseln: Da haben Echsen weniger natürliche Feinde und sind zahlreicher. Forscher spekulieren, dass sich die Echsen dann öfter aus ihren Verstecken wagen und viele Arten im Zuge dessen ihren Speiseplan um Nektar, Pollen und Früchte erweitert haben.