Nepal: Elektroautos erobern die Straßen von Kathmandu
13. Juli 2025
Sabin Kumar Chettri hat sich entschieden: Im Jahr 2024 trennte sich der Taxifahrer in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, von seinem Benzinauto und stieg auf ein Elektrofahrzeug um.
Gut zehn Jahre lang hatte er bis dahin ein Auto mit Verbrennungsmotor genutzt. Doch hohe Wartungskosten und Kfz-Steuern sowie steigende Kosten für importierten Kraftstoff nahmen ihm zunehmend die Lust an dem Gefährt.
Chettri gehört zu den ersten, die diese neue Form des Antriebs für sich entdeckt haben. "Weltweit wird die Technologie für Elektrofahrzeuge immer besser. Das wollte ich nutzen", sagt er der DW. "Deshalb bin ich frühzeitig von einem Spritfresser auf ein sauberes Elektrofahrzeug umgestiegen." Er trägt nun dazu bei, den Weg zur zunehmenden Nutzung von Elektroautos in Nepal zu ebnen.
"Ich fahre täglich etwa 130 Kilometer mit Fahrgästen und verdiene damit rund 11.000 Nepalesische Rupien (68 Euro). Das Aufladen kostet mich nur 500 Rupien. Heutzutage müssen sich Fahrer von Elektroautos keine Gedanken mehr über die Suche nach einer Ladestation machen, denn alle 50 bis 100 Kilometer ist eine verfügbar. Außerdem bieten die Elektroauto-Unternehmen bis zu 160.000 Kilometer kostenlose Wartungen an. Das spart uns viel Geld", so Chettri.
Ehrgeizige Ziele
Das Land am Mount Everest verzeichnet einen dramatischen Anstieg der Nutzung von Elektrofahrzeugen. Fuhren im Jahr 2020 nur 250 Fahrzeuge dieses Typs über die Straßen Nepals waren es 2024 bereits über 13.000. Inzwischen sind über 70 Prozent der neu importierten Personenkraftwagen Elektrofahrzeuge.
Zu verdanken ist dieser Wandel politischen Fördermaßnahmen. Der Wechsel hin zur E-Mobilität fällt in den Rahmen einer nationalen Strategie zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Transformation der städtischen Mobilität. Das führt zu einem wachsenden öffentlichen Interesse.
"Wir beobachten eine zunehmende Bereitschaft der Verbraucher, Elektrofahrzeuge zu nutzen", sagt Suresh Shrestha vom nepalesischen Ministerium für Infrastruktur und Verkehr (MoPIT), im DW-Gespräch. Entsprechend steige auch der Absatz. Das gehe vor allem auf den Umstand zurück, dass Elektrofahrzeuge niedriger besteuert würden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. "Zudem bieten Elektrofahrzeuge heute eine ähnliche Reichweite und Ausstattung wie PKWs mit Verbrennungsmotor."
Inzwischen hat die nepalesische Regierung eine ehrgeizige Agenda für Elektrofahrzeuge formuliert. Sie strebt an, dass vom Jahr 2030 an 90 Prozent der neu verkauften privaten und 60 Prozent der neu verkauften öffentlichen Autos Elektrofahrzeuge sind. An relativen Zahlen gemessen, hat sie sich damit eines der ehrgeizigsten Ziele in der gesamten Region gesetzt.
"Um dieses Ziel zu erreichen, senkt die Regierung die Zölle und investiert in die entsprechende Infrastruktur. Zudem setzt sie auf eine optimale Nutzung der Wasserkraft", so Shrestha.
Eine der stärksten verschmutzten Städte weltweit
Katmandu ist eine der stärksten verschmutzten Städte weltweit. Experten gehen davon aus, dass die Luftverschmutzung den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Wert um das 20- bis 34-fache übersteigt.
Ganz wesentlich tragen dazu die Emissionen der rund 1,75 Millionen Fahrzeuge, saisonale Waldbrände, Rauch aus Ziegeleien, Staub von Baustellen und die weit verbreitete offene Müllverbrennung bei. Zusammen haben diese Emissions-Quellen eine giftige Luftschicht über der Stadt gebildet, die Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit gleichermaßen bedroht.
Die Probleme der Luftverschmutzung reichen weit über die Hauptstadt hinaus. Mittlerweile sind viele Regionen des Himalaya-Staates betroffen. Der Weltbank zufolge verursacht Luftverschmutzung in Nepal jährlich rund 26.000 Todesfälle.
Vor diesem Hintergrund tragen Elektrofahrzeuge maßgeblich dazu bei, die Umweltbelastung in Nepal zu reduzieren. "Elektrofahrzeuge sind schadstofffrei und leise. Die Kunden sind heutzutage umweltbewusster. Zudem wollen sie Kraftstoff- und Wartungskosten sparen", sagt Suman Maharjan, Elektrofahrzeughändler in Kathmandu, der DW. "Wir haben bereits 125 Einheiten verkauft. 250 weitere sind bestellt - und das alles innerhalb von nur sechs Monaten", fügt er hinzu.
Gezielte Förderung
Für nahezu sämtliche E-Fahrzeuge ist das Land auf Importe aus den Nachbarländern China und Indien angewiesen. "Natürlich gibt es weiterhin Herausforderungen, insbesondere mit Blick auf Importstandards und den Mangel an qualifizierten Technikern", sagt Shrestha.
Insgesamt ist die Nutzung der E-Mobilität in Nepal noch relativ jungen Datums. Um die Elektrofahrzeug-Nutzung zu fördern, arbeitet die Regierung nun eng mit internationalen Partnern zusammen. "Die Weltbank prüft derzeit die Möglichkeit, Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf Elektromobilität umzurüsten. Internationale Partner wie die Mitigation Action Facility, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Global Green Growth Institute (GGGI) tragen dazu bei, die entsprechenden Qualifikationslücken zu schließen, Elektrofahrzeug-Techniker auszubilden und den Zugang zu Elektrofahrzeug-Finanzierungen über Banken zu erweitern."
Die Nutzung der enormen Wasserkraftressourcen Nepals könne ebenfalls die saubere Energie liefern, die für die Förderung der breiten Elektrofahrzeug-Nutzung erforderlich sei, sagt Shrestha. Die fossilen Brennstoffe werden eines Tages zur Neige gehen, aber mit seiner Wasserkraft ist Nepal in einer guten Position, um den Übergang zu nachhaltigem Verkehr voranzutreiben.
Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.