Nepals Übergangsregierung sagt Korruption den Kampf an
14. September 2025
Die nach massiven Protesten im südasiatischen Nepal eingesetzte Übergangs-Regierungschefin hat einen kompromisslosen Kampf gegen Korruption angekündigt. "Ein Ende der Korruption, eine verantwortungsvolle Regierungsführung und wirtschaftliche Gerechtigkeit" seien zentrale Forderungen der mehrheitlich jungen Demonstranten, die die bisherige Regierung zu Fall gebracht hätten, sagte Sushila Karki in ihrer ersten Ansprache seit ihrem Amtsantritt am Freitag.
Die frühere Oberste Richterin betonte zugleich, ihre Regierung werde "nicht einen Tag länger" im Amt bleiben als bis zur geplanten Parlamentswahl am 5. März kommenden Jahres. Bis dahin soll die Übergangsregierung das Land stabilisieren.
Nach einer zeitweisen Blockade von sozialen Netzwerken waren Proteste in Nepal eskaliert. Tausende Menschen gingen auf die Straße, die Polizei reagierte mit Gewalt. Laut jüngsten Angaben der Behörden starben mindestens 72 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Es waren die schwersten Unruhen seit dem Ende des Bürgerkriegs (1996-2006) und der Abschaffung der Monarchie 2008. Regierungschef Khadga Prasad Sharma Oli von der Kommunistischen Partei trat daraufhin zurück.
Nepals Übergangsregierung will die Täter und Urheber der Zerstörung öffentlicher Gebäude zur Rechenschaft ziehen. Die Brandstiftungen und der Vandalismus während der Proteste seien geplant gewesen, sagte Karki: "Wie können diejenigen, die solche Taten begehen, als Nepalesen bezeichnet werden?"
Entschädigung für Familien der Opfer
Zum Gedenken an die Opfer legte Karki am Sonntag eine Schweigeminute ein, bevor erste Kabinettssitzungen im Regierungsviertel begannen. Karki kündigte an, dass die Familien der Getöteten eine Entschädigung von jeweils 1 Million Rupien (rund 10.000 Euro) erhalten sollen. Auch für die Versorgung der Verletzten werde gesorgt, berichtete das Staatsfernsehen. "Wir müssen alle zusammenarbeiten, um das Land wieder aufzubauen", erklärte Karki.
Die Ernennung der ersten Premierministerin Nepals war am Freitag nach intensiven Verhandlungen mit Vertretern der Protestbewegung erfolgt. Tausende Aktivisten hatten sich für die frühere Oberste Richterin ausgesprochen. "Wir werden unsere Pflicht erfüllen und dann an das nächste Parlament und neue Minister übergeben", versicherte die 73-Jährige in ihrer Rede an die Nation.
pgr/wa (afp, ap, rtr, kna)