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"Nepo“ bricht ein - Carlsen vor Titelverteidigung

7. Dezember 2021

Die Schach-WM in Dubai ist so gut wie entschieden. Nach einem weiteren groben Fehler des Herausforderers Jan Nepomniachtchi erhöht Magnus Carlsen auf 6:3. Die Schach-Szene fragt: Was ist los mit "Nepo"?

Magnus Carlsen am Brett
Zug um Zug Richtung Titelverteidigung: Schach-Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen)Bild: FIDE - Niki Riga

Weltmeister Magnus Carlsen war sichtlich irritiert. Wie schon in der achten Partie hatte Jan Nepomniachtchi unerwartet einen Bauern nach vorne gezogen - und wieder war sofort klar, dass es sich um einen kapitalen Fehlzug handelte. "Absurd - man erwartet einen solchen Zug nicht", so der Kommentar des Weltmeisters nach der Partie. Am Brett schüttelte Carlsen den Kopf, dachte kurz nach und führte dann seinen eher naheliegenden Gegenzug aus.

Sowohl der Weltmeister als auch viele Zuschauern wussten zu diesem Zeitpunkt: Die Partie ist so gut wie entschieden. Carlsen hatte einem Läufer des Russen den Rückweg abgeschnitten und schickte sich an, die verirrte Figur schnell zu erobern. Ein Vorteil, den sich der Weltmeister in der Folge nicht mehr nehmen ließ.

Mit neuem Haarschnitt gut gestartet

Dabei hatte die neunte Runde für den Russen sehr gut begonnen. Der Weltranglistenfünfte aus Moskau, der mit einem neuen Haarschnitt aus dem Ruhetag gekommen war, kam besser als der Norweger aus den Startlöchern. Der Weltmeister hatte Mühe, die Partie im Lot zu halten und verbrauchte ungewöhnlich viel Zeit. "Ich stand die ganz Zeit eher besser", so Nepomniachtchi (Spitzname: "Nepo").

Bis zum 27. Zug: "Es ist fast schon komisch, dass man in dieser Stellung die gesamte Partie in einem Zug einstellen kann", wunderte sich der russische Großmeister über seinen neuerlichen Lapsus. Wie schon in der Runde zuvor verdarb er seine Stellung mit einem einzigen Bauernzug: Kein leicht ungenauer Zug, wie er auch unter Top-Profis vorkommt, sondern ein grober Schnitzer - eher Bezirksklasse als Weltklasse.

Unter Druck: Für Jan Nepomnjaschtschi (Russland) rückt der WM-Titel in weite FerneBild: GIUSEPPE CACACE/AFP

Was ist los mit Jan Nepomniachtchi? Der Russe gilt eigentlich als einer der wenigen Spieler auf der Welt, der Magnus Carlsen ernsthaft in Gefahr bringen kann. Nepomniachtchi habe "eine Stärke, die fast alle anderen nicht haben: Schnelligkeit", so der Elite-Coach Rustam Kasimjanov in einem DW-Interview vor der WM. "Das macht ihn gefährlich für Carlsen. Natürlich kann das auch schief gehen." In Dubai ist letzteres eingetreten.

Druck zu groß

Fest steht, dass sich das Match für Nepomniachtchi in den vergangenen Tagen denkbar ungünstig entwickelt hat. Nach starkem Beginn erlitt der Herausforderer in der sechsten Partie eine schmerzhafte Niederlage: In der längsten Partie der WM-Geschichte verlor er in über sieben Stunden eine spannende Partie, in der er zeitweise sogar Gewinnchancen hatte. Der Druck, nun auf jeden Fall einen Sieg gegen den erfahrenen Champion erzielen müssen, wurde offenbar zum Problem für den Russen - es folgten die spektakulären Fehltritte in den Runden acht und neun.

Denksport in Dubai: Jan Nepomnjaschtschi (links) und Magnus Carlsen (rechts) kämpfen um den WeltmeistertitelBild: GIUSEPPE CACACE/AFP

Beim Stand von 6:3 für Magnus Carlsen sind die Chancen des Herausforderers auf ein Comeback in den verbleibenden fünf Runden nur noch theoretisch. Magnus Carlsen dürfte schon am Wochenende die erfolgreiche Titelverteidigung feiern. Richtig freuen kann sich der 31-jährige Norweger darüber nicht: "Ich ziehe es vor, gegen einen Kontrahenten zu siegen, der in Bestform ist", meinte Carlsen in Dubai. "Sich einen Sieg hart zu erarbeiten, fühlt sich einfach besser an."    

 

 

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