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Nervenkrieg im Jemen geht weiter

29. Dezember 2005

Vier Tage nach der Entführung des Ex-Diplomaten Jürgen Chrobog und seiner Familie im Jemen hat das Warten auf eine Freilassung noch kein Ende. Die Verhandlungen auch nicht.

Reisen in den Jemen sind gefährlichBild: dpa Bilderdienste
Der Krisenstab ist unermüdlich am ArbeitenBild: AP

Mitarbeiter des in Deutschland eingerichteten Krisenstabs setzen ihre Bemühungen um Freilassung der Familie Chrobog unvermindert fort, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin am Samstagmorgen. Dabei stehe der Krisenstab in engem Kontakt mit den jemenitischen Behörden. Ein Ministeriumssprecher verwies auf Äußerungen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wonach jetzt in erster Linie "Geduld, Nerven und Zeit" erforderlich seien.

Jürgen ChrobogBild: dpa - Bildfunk

Chrobog, der in früheren Entführungsfällen bewährte Krisenmanager des Auswärtigen Amts, seine Frau Magda und die drei erwachsenen Söhne waren am Mittwoch auf einer den Regeln entsprechend gesicherten Privatreise in der östlichen Provinz Schabwa in die Gewalt Bewaffneter geraten. Die Familie wurde zusammen mit ihrem jemenitischen Fahrer aus einem Restaurant an der Straße zwischen der Hafenstadt Aden und der Provinzhauptstadt Schabwa - rund 460 Kilometer östlich von Sanaa - verschleppt.

Zwist unter Stämmen

Hintergrund der Entführung war eine Stammesfehde. Die Geiselnehmer forderten unter anderem die Freilassung inhaftierter Angehöriger. Die Verhandlungen fanden nach Angaben Al Wasirs auf einem Berggipfel im Bezirk Rafadh der Provinz Schabwa statt, wo Familie Chrobog am Mittwoch verschleppt worden war. Am Freitagabend hatte es Berichte gegeben, wonach die Freilassung der Chrobogs unmittelbar bevorstehe.

Der an den Verhandlungen beteiligte Parlamentsabgeordnete und Stammesführer Awadh Bin al Wasir sagte der AP, die Entführer der Chrobogs hätten sich bereit erklärt, die Familie freizulassen, wenn die Vermittler sich im Austausch für die Geiseln in die Hände der Kidnapper begäben. Dies bestätigte sich jedoch nicht. Einige der jüngeren Männer des Stammes verlangten, dass vor der Freilassung der Chrobogs fünf Angehörige eines rivalisierenden Stammes festgenommen würden, erklärten Stammesmitglieder am späten Freitagabend der dpa in Sanaa.

Nervenprobe

Hier ist das Tal von SchabwaBild: AP

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bat die Regierung in Sanaa am Freitag dringend um eine schnelle und gewaltfreie Lösung. Unterdessen ließ die jemenitischen Regierung nach Augenzeugenberichten Militärhubschrauber über den Aufenthaltsort der Geiseln fliegen, offenbar um die Entführer einzuschüchtern. Steinmeier richtete an Jemens Präsident Ali Abdullah Salah die Bitte, dem Leben und der körperlichen Unversehrtheit des früheren Außenstaatssekretärs Jürgen Chrobog, seiner Frau Magda und der drei Söhne unbedingte Priorität einzuräumen.

Motive

Entführungen von Touristen und anderen Ausländern haben im Jemen Tradition: In den vergangenen 15 Jahren sind mehr als 200 Ausländer entführt und vorübergehend festgehalten worden. Der letzte Fall ereignete sich in der vergangenen Woche, als zwei Österreicher gekidnappt wurden, um einige Inhaftierte freizupressen. Sie kamen zu Heiligabend frei. (sams / arn)

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