Netanjahu: "Hungerkampagne" der Hamas hält uns nicht auf
23. August 2025
Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas "inszenierte Hungerkampagne wird uns nicht davon abhalten, unsere Geiseln zu befreien und die Hamas zu beseitigen", sagte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Reaktion auf einen Bericht der weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannten IPC-Initiative.
Zuvor hatte Netanjahu den Plan zur Einnahme der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Gazastreifens gebilligt. Israels Armee bereitet sich darauf vor, rund eine Million Bewohner in Zeltlager im Süden umzusiedeln.
Alarmierende Zahlen zur Kindersterblichkeit
Laut IPC sind im Bezirk Gaza 132.000 Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt, 41.000 gelten als besonders bedroht - doppelt so viele wie noch im Mai. "An manchen Tagen kann ich nur ein kleines Brot und eine Tomate finden, um sie zwischen drei Kindern zu teilen", berichtet die 34-jährige Mariam al-Scheikh der Deutschen Presse-Agentur. Ihr jüngstes Kind weine nachts vor Hunger.
"Mehr als eine halbe Million Menschen im Gazastreifen sind mit katastrophalen Bedingungen konfrontiert, charakterisiert durch Hunger, Armut und Tod", heißt es in dem Bericht der IPC-Initiative.
Israel weist Vorwürfe zurück
Netanjahu nannte die Analyse eine "glatte Lüge". Die zuständige israelische Behörde COGAT warf den Autoren vor, Angaben der Hamas ungeprüft übernommen und israelische Daten ignoriert zu haben. Welche Daten dies waren, blieb unklar.
UN-Generalsekretär António Guterres hingegen sprach von einem "vorsätzlichen Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind". Als "Besatzungsmacht" habe Israel klare Verpflichtungen. Die israelische Regierung weist solche Vorwürfe regelmäßig zurück und wirft den Vereinten Nationen ihrerseits vor, Hilfslieferungen nicht ordnungsgemäß zu verteilen. "Die Einzigen, die in Gaza absichtlich dem Hunger ausgesetzt werden, sind die israelischen Geiseln", betonte Netanjahu.
Internationaler Druck wächst
Israel steht unter erheblichem internationalen Druck, das Leid der Palästinenser im Gazastreifen zu lindern. Berichte über unterernährte Kinder lösten weltweit Empörung aus und trugen dazu bei, dass Länder wie Frankreich, Kanada und Australien Pläne zur Anerkennung eines palästinensischen Staates ankündigten. Deutschland stoppte einen Teil der Waffenexporte an Israel, nachdem Israel erklärt hatte, es werde den Krieg im Gazastreifen noch ausweiten.
Gleichzeitig genehmigte die israelische Führung militärische Einsatzpläne für die Stadt Gaza. Verteidigungsminister Israel Katz drohte: "Die Tore der Hölle werden sich bald über den Mördern und Vergewaltigern der Hamas öffnen." Sollte die Hamas nicht einlenken, werde die Stadt zerstört. Beobachter vermuten hinter den Drohungen auch eine Verhandlungstaktik.
Verhärtete Fronten bei Verhandlungen
Für ein Kriegsende verlangt Israel: Entwaffnung der Hamas, Rückkehr aller Geiseln, Entmilitarisierung des Gazastreifens, israelische Sicherheitskontrolle sowie eine Zivilverwaltung ohne Hamas und ohne die Palästinensische Autonomiebehörde.
Netanjahu stellte neue Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln in Aussicht - jedoch nur "zu Bedingungen, die für Israel akzeptabel sind". Die Hamas hatte zuvor einem von Vermittlern überarbeiteten Vorschlag zugestimmt: eine 60-tägige Feuerpause im Austausch von zehn Geiseln gegen palästinensische Häftlinge. Die Hamas wird von zahlreichen Ländern weltweit als Terrororganisation eingestuft.
Noch befinden sich etwa 50 israelische Geiseln im Gazastreifen, mindestens 20 sollen am Leben sein. Netanjahu besteht laut Berichten auf einer Freilassung aller Geiseln auf einmal. Die indirekten Gespräche unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens sind bislang gescheitert.
pgr/ch/fab (dpa, afp)