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Film

Netflix-Serie: "Johnny Depp gegen Amber Heard"

Verena Greb
12. August 2023

Der Verleumdungsprozess von Johnny Depp und Amber Heard war nicht nur filmreif, er wird nun zur Serie auf Netflix. Wie hat er sich auf das Image der beiden US-amerikanischen Schauspieler ausgewirkt?

Ein Mann mit Pferdeschwanz sitzt in einem holzgetäfelten Raum, im Hintergrund steht eine Frau
Johnny Depp und Amber Heard während der Verhandlung im Mai 2022Bild: Steve Helber/Pool/AFP

Im Juni 2022 ging der Verleumdungsprozess Johnny Depp ("Fluch der Karibik") gegen Amber Heard ("Aquaman") zu Ende. Nun erhält die Welt Gelegenheit, in einer Netflix-Miniserie die Highlights dieser bizarren Auseinandersetzung der beiden US-amerikanischen Schauspieler, die einst miteinander verheiratet waren, Revue passieren zu lassen. Ab Mittwoch, den 16. August, zeigt der Streamingdienst unter der Regie der Emmy- und BAFTA-Kandidatin Emma Cooper ("Mysterium Marilyn Monroe: Die ungehörten Bänder") den Dreiteiler "Depp v. Heard" (deutscher Titel: "Johnny Depp gegen Amber Heard").

Der live vom US-Gerichtssender Law&Crime übertragene Prozess wurde in einer bis dato nicht gekannten Weise in den sozialen Medien kommentiert und zu einem riesigen Medienspektakel. Die Doku stellt Netflix zufolge erstmalig wesentliche im Prozess getätigte Aussagen der beiden Beteiligten gegenüber. Außerdem soll es um die Wahrheit als solche gehen: Die Wahrheit darüber, wer wen in der nur 15 Monate dauernden Ehe auf welche Weise angegriffen und wer die Anschuldigungen nur erfunden hat. Die Dokuserie stellt auch die Frage, ob der showartige Prozess nicht auch eine Art Promo-Kampagne für die beiden war.

Öffentlichkeit war überwiegend pro Depp und contra Heard

Der Fall spaltete die mediale Öffentlichkeit. "Depp vs. Heard" (deutscher Titel: "Johnny Depp gegen Amber Heard") will auch analysieren, inwiefern der Medienrummel den Ausgang des Verfahrens beeinflusst haben könnte. Hashtags wie #AmberHeardIsALiar oder #JusticeForJohnny schienen die Richtung, die der Zivilprozess nahm, vorzugeben.

Am Ende wurde Amber Heard der Verleumdung Depps schuldig gesprochen. Sie musste ihm zehn Millionen US-Dollar für Gehaltsausfälle bezahlen. Er schuldete ihr wiederum wegen diffamierender Aussagen seines ehemaligen Anwalts Adam Waldman zwei Millionen US-Dollar. Die Anwälte von beiden legten zunächst Berufung gegen das Urteil ein, worauf Heard aber im Dezember 2022 verzichtete.

Kann ein vor den Augen und Ohren der Weltöffentlichkeit ausgetragener Prozess, der die Szenen einer toxischen Beziehung veranschaulichte - darunter unappetitliche Details wie mit Blut geschriebene Botschaften und Fäkalien auf Bettwäsche - überhaupt einen Gewinner haben? Hat ein derartiges Verfahren nicht auch negative Auswirkungen auf das Image beider Beteiligter? 

Unterstützung für Amber Heard nach Prozess

Eine sichtlich gut gelaunte Amber Heard präsentierte beim Filmfestival von Taormina ihren neuen FilmBild: Maurizio D'Avanzo / ipa-agency.n/picture alliance

Anders als im letzten Jahr trendet 2023 der Hashtag #IStandWithAmberHeard. Er versammelt die Stimmen derer, die den Prozess als unfair bezeichnen, die Social Media-Hasskampagne gegen Amber Heard verurteilen und jener, die Amber Heards Version noch immer Glauben schenken. Unter dem Hashtag wird das Machtgefälle des Prozesses kritisiert. Depp ist der reichere, ältere, bekanntere Star von beiden.

Auch einige Journalistinnen und Journalisten schlugen sich auf die Seite Heards. Sie verurteilen, dass der Prozess einen antifeministischen Backlash vergegenwärtige oder bemängeln, dass Heard durch ihre Anschuldigungen für den vermeintlichen Untergang der #MeToo-Bewegung verantwortlich gemacht wird.

 Amber Heard selbst hatte sich zutiefst enttäuscht über den Ausgang des Verfahrens gezeigt. "Die Enttäuschung, die ich heute fühle, kann man nicht in Worte fassen", schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die Jury habe ihr trotz einem "Berg an Beweisen" überwiegend nicht geglaubt, was ihr das Herz gebrochen habe. Ihrer Ansicht nach ist das Urteil als "Rückschritt" für andere Frauen in einer ähnlichen Situation zu bewerten. 

Amber Heard: Lächelnd in Taormina

Die 37-Jährige soll laut eines Berichts des US-Magazins "People" bislang keine neuen Rollen angenommen haben. Immerhin absolvierte Heard einen ersten öffentlichen Auftritt nach dem Ende des Verleumdungsprozesses. Beim Filmfest von Taormina, auf dem sie ihren bereits vor dem Prozess gedrehten Film "In the Fire" vorstellte, wirkte sie gelöst. Wie sie auf Instagram mitteilt, sei sie in Italien herzlich empfangen worden. Auf ihrem Account bedankt sie sich dafür bei ihren Fans.

Im Dezember soll ein weiterer Film mit Heard erscheinen. In dem von den DC-Studios produzierten Superheldenfilm "Aquaman and the Lost Kingdom" spielt sie die Rolle der Mera. Auch er wurde bereits zuvor gedreht. Eine Petition verlangte von Warner Bros., dass Heard als Mera aus James Wans Film entfernt werde. Auf change.org unterschrieben bislang mehr als 4,5 Millionen Menschen, darunter gewiss auch Depp-Fans. Dies geschah jedoch nicht, im Gegenteil: Der Anteil ihrer Rolle im Film könnte sich sogar vergrößert haben, wie ein deutschsprachiges Kinoportal nach einem Testscreening berichtete. Wann die Schauspielerin wieder neue Rollen annehmen wird, scheint indes noch ungewiss. 

Johnny Depp entsagt Hollywood und macht Musik

Der Tiefpunkt von Depps Karriere liegt gewiss in den Jahren 2018 bis 2022. 2018 hatte seine Ex-Frau Heard in einem Gastbeitrag in der "Washington Post" davon berichtet, Opfer von häuslicher Gewalt gewesen zu sein. Depp wurde in dem Beitrag zwar nicht namentlich erwähnt, dennoch soll der Artikel seinem Ruf und seiner Karriere geschadet haben. Depp verlor kurz danach die Rollen des Captain Jack in "Fluch der Karibik" und des Gellert Grindelwald in dem "Harry Potter"-Spin-off "Phantastische Tierwesen". Deshalb verklagte Depp Amber Heard 2019 auf eine Schadenszahlung wegen Verleumdung. Sie reichte ihrerseits Gegenklage ein. Die Prozesse wurden ab April 2022 in Virginia verhandelt. 

Johnny Depp spielte mit den Hollywood Vampires im Juli 2023 in der O2 Arena von LondonBild: Martin Harris/picture alliance

Nach dem Prozess zog es Depp zur Musik - zurück in die Branche, in der er ursprünglich einmal Fuß fassen wollte. Er tourte mit den Hollywood Vampires und brachte mit Gitarrist Jeff Beck ein Album heraus. Die beiden gingen gemeinsam auf Tour. Zwei Albumsongs stammen von Depp selbst. In einem davon, er heißt "Sad Mother Fuckin' Parade", wollen einige Medien einen Seitenhieb auf seine Ex-Frau erkennen. Einen offenkundigen Seitenhieb versetzte Depp hingegen Hollywood. Bei der Cannes-Premiere seines ersten Films nach dem Prozess, "Jeanne du Barry", sagte Depp 2023, er brauche Hollywood nicht mehr. Bei dem vorgestellten Film handelt es sich um ein französisches Historiendrama. An der Seite der titelgebenden Kurtisane, verkörpert von Maïwenn, die auch Regie führte, mimt der mittlerweile 60-Jährige den französischen König Louis XV. 

 

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