Kann ein Film, der fast ausschließlich in einem Hotelzimmer spielt und zwei bis drei Männer auf Bett und Sofa zeigt, spannend sein? Der nur Gespräche zu bieten hat, Fragen aus dem Off, ein paar eingeschnittene Sequenzen der Skyline von Hongkong oder Aufnahmen von Flughäfen oder Redaktionsräumen? Eigentlich nicht. Doch wenn der Hauptakteur Edward Snowden heißt und man weiß, dass dieser äußerlich unscheinbare Computerspezialist vor rund zwei Jahren eine ganz eigene Art von weltweiter Revolution ausgelöst hat, dann kann auch ein solcher Film spannend sein.

Enthüllung in Echtzeit

Vor allem, weil sich Snowden damals ganz gezielt an die amerikanische Dokumentarfilmregisseurin Laura Poitras gewandt hat, um seine Enthüllungen an die Öffentlichkeit zu bringen. Diese Gespräche hat Poitras aufgezeichnet. Man ist also praktisch live dabei. Die von US-Behörden praktizierte Überwachung ist bis heute ein tagtäglich diskutiertes Thema in vielen Ländern. Snowdens private Situation ist langfristig ungeklärt. Dass er derzeit ausgerechnet im Moskauer Exil sitzt, gibt der ganzen Geschichte noch eine weitere pikante Note.

Brisante Story

Weil der Film also eine höchst brisante, alle Supermächte der Welt betreffende Affäre erzählt, wurde "Citizenfour" vielfach ausgezeichnet. Filmästhetisch hat er wenig zu bieten. Doch das ist Nebensache. Einen Oscars gab's zu Beginn des Jahres, vor Kurzem auch einen Deutschen Filmpreis.

Laura Poitras: Citizenfour, USA/Deutschland 2014, 114 min, DVD-Bonusmaterial: Deleted Scenes, Q&A Laura Poitras, Interviews mit Mathilde Bonnefoy (Schnitt & Produzentin) und Dirk Wilutzky (Produzent), Anbieter: good!movies/ Piffl Medien, auf DVD und Blu-ray erhältlich.