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Film

Im Kino: "Jugend ohne Gott"

31. August 2017

Eine Geschichte aus der Vorkriegszeit in modernem Gewand: Der Roman "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth ist von Alain Gsponer neu verfilmt worden. Mit vielen deutschen Jungschauspielern und einer Botschaft ...

Filmstill aus "Jugend ohne Gott": Die Gegenspieler Titus (Jannik Schümann) und Zach (Jannis Niewöhner, rechts)
Bild: 2017 Constantin Film Verleih GmbH/die film gmbh/Marc Reimann

Sofort fühlt man sich an "Die Tribute von Panem" erinnert. Es sind die "Hunger Games" des digitalen Zeitalters, in dem es nur um eins geht: Wer setzt sich gegen die Masse durch und gehört zur Elite - und wer führt ein tristes Dasein in Armut in der untersten Kaste oder gar als Ausgestoßener?

Die mittlerweile dritte Verfilmung von Ödön von Horváths Buch zeigt uns eine Vision der nahen Zukunft - die Menschen leben in einer Leistungsgesellschaft. Geprägt ist diese von strengen Kontrollmechanismen, Gleichschaltung, Denunziantentum und Überwachung. Nachwuchs kommt von den Elite-Universitäten. Wer dort einen Studienplatz ergattern will, muss sich erst durch lebensgefährliche Challenges in einer Art Bootcamp kämpfen.

Klar, dass die Bewerber aus reichem Hause kommen und bereits zur oberen Gesellschaftskaste gehören. Ebenso klar ist, dass es einen gibt, der sich nicht an die Regeln hält. Zach überschreitet Grenzen, verliebt sich - was strengstens verboten ist - in Ewa, eine "Illegale", die ausgestoßen im Wald lebt. Das kommt raus und führt unweigerlich zur Katastrophe.

Film mit Blockbuster-Qualitäten

Teenieschwarm: Schauspieler Jannis Niewöhner als Zach Bild: picture alliance/Sven Simon

Der schweizerisch-deutsche Regisseur Alain Gsponer bedient sich hier jeglicher personeller Klischees, die in einem guten Blockbuster zu finden sein müssen: der renitente Außenseiter, der integre Vertrauensmann, die wilde Hübsche, die bösartige Eifersüchtige, der eiskalte Karrieremensch. Besetzt ist der Film vor allem mit jungen Nachwuchsschauspielern und ein paar alten Hasen, bekannt aus Film und Fernsehen. 

Die Romanvorlage stammt aus dem Jahr 1937 - der ungarische Schriftsteller Ödön von Horváth hatte sich damals eine Jugendgeneration vorgenommen, die - vom Faschismus angetrieben - jegliche Menschlichkeit verloren hat. Damals verrohte die Nazi-Ideologie die Jugendlichen - in Gsponers Film ist es das Streben nach Leistung und Geld. Wer nicht systemkonform ist, wird gnadenlos bekämpft. 

"Jugend ohne Gott" - so ist zwar der Titel, doch mit Religion im engeren Sinne hat das Szenario nichts mehr zu tun. Eher damit, dass, wenn alles schief läuft, wir uns in naher Zukunft komplett von Moral, Menschlichkeit und Nächstenliebe verabschieden werden. Der Film hat eine Botschaft, die Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen anspricht, umgesetzt in ordentlicher Hollywood-Qualität - Popcorn-Kino mit Tiefgang.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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