Neue Friedensgespräche in Sri Lanka
25. Januar 2006"Das ist ein konstruktiver Schritt im Friedensprozess", sagte der norwegische Sondergesandte Erik Solheim am Mittwoch (25.1.) in Colombo nach Gesprächen mit den Konfliktparteien. Die Verhandlungen sollen Mitte Februar im schweizerischen Genf beginnen. Damit zeichnet sich nach dreijähriger Funkstille erstmals wieder Bewegung im Friedensprozess in Sri Lanka ab. Die Rebellen wollen allerdings die Gespräche nach Angaben des LTTE-nahen Internetdienstes Tamilnet auf die Umsetzung des zunehmend brüchigen Waffenstillstands begrenzen.
Weitergehende Verhandlungen soll es erst geben, nachdem "die gewalttätige Unterdrückung der Bevölkerung durch das sri lankische Militär" beendet werde, sagte Rebellenfunktionär Anton Balasingham laut Tamilnet. Solheim, der auch norwegischer Minister für internationale Entwicklung ist, war am Mittwoch im Rebellengebiet mit LTTE-Chef Velupillai Prabhakaran zusammengekommen. Am Tag zuvor hatte er Präsident Mahinda Rajapakse getroffen.
160 Tote seit November
Seit der Wahl Rajapakses zum Präsidenten im vergangenen November ist die Gewalt in Sri Lanka eskaliert. Insgesamt kamen rund 160 Soldaten, Polizisten, Rebellen und Zivilisten ums Leben. Internationale Beobachter machen für die meisten Anschläge die LTTE verantwortlich und halten deren Dementis für nicht glaubhaft. Rajapakse war als Hardliner zur Wahl angetreten, hatte der LTTE dann aber die Wiederaufnahme von Gesprächen angeboten.
Die Rebellen wollen einen eigenen Staat für die 3,2 Millionen Tamilen in Sri Lanka errichten, weil sie sich von der Mehrheit der Singhalesen diskriminiert fühlen. Ihren bewaffneten Kampf nahmen sie 1983 auf. Die von Norwegen vermittelte Waffenruhe gilt seit Februar 2002 und wird immer brüchiger. In den zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg zuvor waren rund 69.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Friedensverhandlungen lagen seit April 2003 auf Eis. Seit Dezember vergangenen Jahres wurden bei Angriffen auf die Regierungstruppen mindestens 81 Soldaten und Polizisten getötet.
Verhaltener Optimismus
Experten nahmen die Ankündigung der Gespräche positiv auf. "Das wird zu einem sofortigen Rückgang der Gewalt führen", sagte Jehan Perera vom überparteilichen Nationalen Friedensrat. Allerdings wiesen Analysten auch auf die großen Gegensätze hin: Der Präsident hat sich der staatlichen Einheit verpflichtet, die Tiger fordern hingegen Autonomie. (ina)