1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteThailand

Neue Front bei Kämpfen zwischen Thailand und Kambodscha

26. Juli 2025

An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha sind den dritten Tag in Folge Kämpfe entbrannt. Inzwischen ist auch die Marine involviert.

Armeefahrzeuge fahren auf einer Straße in der Provinz Buriram in Thailand
Den dritten Tag in Folge gab es heftige Gefechte im Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha (25.07.2025)Bild: Athit Perawongmetha/REUTERS

Mittlerweile gibt es eine neue Front weiter südlich, speziell in der thailändischen Provinz Trat, berichtete die Zeitung "Khaosod" unter Berufung auf das Militär. Sowohl Thailand als auch Kambodscha warfen sich erneut gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Mittlerweile ist auch die thailändische Marine in den Konflikt involviert.

Kriegsrecht in thailändischen Provinzen verhängt

Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. Kambodscha reagierte mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete. Wer das Feuer eröffnete, ist weiter unklar. 

Ein kambodschanischer Militärkonvoi ist auf dem Weg zur Grenzstadt Samrong (26.07.2025)Bild: Anton L. Delgado/AP Photo/dpa/picture alliance

Bereits am Freitagabend hatten Thailands Streitkräfte in acht Distrikten der Provinzen Trat und Chanthaburi das Kriegsrecht verhängt. Begründet wurde dies mit den "anhaltenden Bedrohungen der nationalen Sicherheit" durch das Nachbarland. Das Kriegsrecht erleichtere es dem Militär, alle notwendigen Operationen durchzuführen, um Frieden und Ordnung zu bewahren, teilte das Außenministerium mit.

Kambodscha fordert "sofortige Waffenruhe"

Kambodscha forderte vor dem UN-Sicherheitsrat eine "sofortige und bedingungslose" Waffenruhe. Kambodscha wolle eine "friedliche Lösung" des seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts, erklärte der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo. Die von Kambodscha einberufene Sitzung des UN-Sicherheitsrats fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. "Wie können sie uns, ein kleines Land mit einer dreimal kleineren Armee und ohne Luftwaffe, beschuldigen, einen großen Nachbarn anzugreifen?", fragte Keo nach der Sitzung mit Blick auf Thailand.

Thailand warnte vor der Gefahr eines Krieges, hier eine Szene aus Buriram, Thailand (25.07.2025)Bild: Athit Perawongmetha/REUTERS

Umgekehrt forderte der thailändische UN-Botschafter Cherdchai Chaivaivid bei der UN-Sitzung ein umgehendes Ende der Feindseligkeiten durch Kambodscha, um einen Dialog zu starten. Er sprach von einem "rechtswidrigen und willkürlichen Akt der Aggression". Die beiden Länder seien aber enge Nachbarn - die Gewalt müsse ein Ende finden.

Menschenrechtler: Zivilisten in Thailand und Kambodscha schützen

Die Zahl der Todesopfer auf beiden Seiten stieg indes auf 33 und übertraf damit die Opferzahl von 28 Toten während der letzten Eskalation des Konflikts vor rund 15 Jahren. Menschenrechtler haben Thailand und Kambodscha dazu aufgerufen, Zivilisten und zivile Infrastruktur unbedingt zu schützen.

Ein Raketeneinschlag aus Kambodscha trifft eine Tankstelle mit anschließendem Supermarkt (24.07.2025)Bild: Chatchak Ratsamikaeo/AFP

"In nur zwei Tagen haben Kämpfe entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet und verletzt sowie medizinische Einrichtungen sowie religiöse und kulturelle Stätten beschädigt", teilte John Sifton, Asien-Direktor der Organisation Human Rights Watch, mit. Beide Seiten müssten das humanitäre Völkerrecht aber unbedingt schützen, forderte er.

Tausende Kambodschaner auf der Flucht vor Kämpfen

Rund 130.000 Menschen sind laut Regierung in Thailand auf der Flucht; in Kambodscha sollen es Berichten zufolge rund 35.000 sein. Zudem heißt es, Tausende kambodschanische Arbeitsmigranten bereiteten sich auf ihre Rückkehr in die Heimat vor. Vermutlich hätten aber noch weit mehr - womöglich Zehntausende Menschen - beantragt, die Grenze in Ban Laem in der Provinz Chanthaburi überqueren zu dürfen, berichtete der Sender Thai PBS aus dem Grenzgebiet.

In sozialen Netzwerken war von einem "Massenexodus" die Rede. Die meisten fühlten sich in der weiter eskalierenden Situation nicht mehr sicher in Thailand, hieß es. Kambodschas Regierung zufolge lebten und arbeiteten 2024 mehr als 1,2 Millionen Kambodschaner in dem Nachbarland.

Worum streiten die beiden Nachbarn?

Die beiden Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich. Vor allem geht es bei dem Streit um den Tempel Prasat Preah Vihear (vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert), der seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört und von beiden Ländern beansprucht wird.

pg/pgr (dpa, afp)

Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MESZ) - dieser Beitrag wird nicht weiter aktualisiert.

Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen