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Neue Hauptrolle für Bill Gates

9. Januar 2002

In einem amerikanischen Pseudo-Dokumentarfilm ist Bill Gates ein Star - allerdings nur als Mordopfer.

Lacht im Film nur kurz: Microsoft-Gründer Bill GatesBild: AP

Das Szenario: Am 2. Dezember 1999 wird ein wichtiger Wirtschaftsboss in Los Angeles ermordet. Die Polizei verfolgt und tötet den Einzeltäter, einen Afroamerikaner. Aber einige Bürger glauben nicht an dessen Schuld und beginnen die Wahrheit über "das letzte größte Verbrechen des zwanzigsten Jahrhunderts" herauszufinden.

Diese Handlung ist die klassische Vorlage für einen Thriller. Doch hat sie einen sehr realen Bezug: Denn ermordet wird nicht irgend jemand, sondern einer der reichsten und wichtigsten Männer in unserer realen Cyberwelt: kein Geringerer als Bill Gates.

Fiktion und Wirklichkeit

"There is nothing so powerful than truth – and nothing so strange" hat der große amerikanische Denker und Politiker Daniel Webster einmal gesagt. Der Filmemacher Brian Flemming hat seinen Film auch so genannt: "Nothing so strange". Jetzt präsentiert der Regisseur von Independent-Filmen seine neue Produktion auf der wirklichen Filmbühne: Er wird auf dem diesjährigen Slamdance Festival in Sundance im US-Bundesstaat Utah gezeigt. Produziert wurde der Film von den GMD Studios zusammen mit Haxan Films, den Produzenten des ebenso skurril-realistischen Thrillers "The Blair Witch Project".

Das Slamdance Festival ist eine alternative Filmveranstaltung zum berühmten Sundance Filmfestival, das ebenfalls jährlich stattfindet. Seit 2001 gibt es auch einen deutschen Ableger von Slamdance in Köln.

Am 13. Januar feiert der Film seine Weltpremiere. Dann kann zunächst das amerikanische Kinopublikum miterleben, wie einer der einflussreichsten Männer der USA ermordet wird.

Bill Gates als Toter - ein riskantes Unterfangen

Ob das Opfer Bill Gates beim Filmpublikum gut ankommt, bleibt abzuwarten. Der Microsoft-Gründer ist zwar einer der kreativsten Köpfe der Welt, zugleich aber auch einer der meist gehassten. Einigen geht Gates' Monopol in der Computerbranche zu weit, sie betreiben regelechte Anti-Bill-Gates Foren im Internet.

Director Brian Flemming (Hang Your Dog In the Wind, Bat Boy: The Musical) sets the scene for the Bill Gates assassination sequence in NOTHING SO STRANGE.Bild: Unsharp Mask LLC

Filmemacher Brian Flemming aber hat nicht die Absicht, die Anti-Stimmung noch zu verstärken. Er war zunächst unsicher, ob er vor seiner Kamera ausgerechnet Bill Gates ermorden lassen solle.

Security forces leap to action just moments after the shooting of Bill Gates in NOTHING SO STRANGEBild: Unsharp Mask LLC

Auch Bill Gates selbst sei nicht gerade glücklich gewesen, als er von seiner fiktiven Hauptrolle in einem Film hörte. Aber Flemming wollte die Ermordung von Gates auch nur als Aufhänger verstanden wissen: "Ich habe nichts gegen diesen Mann", bekennt Flemming auf den Webseiten des Films. Es gehe nicht um Gates, sondern um einen Film über Rassenkampf, Diskriminierung und korrupte Regierungsorganen.

Bill Gates Ermordung - Auslöser eines Klassenkampfes

Vor drei Jahren kam dem Autor die Idee, einen Film über einen Mord und dessen Folgen zu machen. Die Handlung sollte das Gefühl der Gesellschaft wiedergeben, die in den 60er und 70er Jahren der Tod berühmter Persönlichkeiten wie Martin Luther King schockierte. Heute würde die Ermordung populärer Zeitgenossen andere Vorzeichen tragen und andere Folgen haben, so Flemmings Idee: An Stelle von Menschenrechtlern seien heute Wirtschaftsmagnate Ziele eines Attentats. Rassenhass und Diskriminierung könnten die Folgen sein.

Also wählte Flemming einen Afroamerikaner als mutmaßlichen Täter und Bill Gates als Opfer. Der Regisseur wälzte Bücher über Attentate, von John F. Kennedy bis hin zu John Lennon, einschließlich diverser Verschwörungstheorien. Welche Theorie hinter dem fiktiven Tod von Gates steckt -darüber darf spekuliert werden, wenn der Film auch in internationalen Kinos gezeigt wird. Vorausgesetzt, Bill Gates ist dann immer noch mit seiner Hauptrolle als Toter einverstanden. (pt)

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