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Neue Nahrung für Export-Schelte

10. Juli 2017

Der deutsche Außenhandel hat im Mai stark angezogen. Die Exporte stiegen um 14,1 Prozent gegenüber Mai 2016 - was die Kritiker der deutschen Exportstärke vermutlich wieder auf den Plan rufen wird.

Deutschland Hamburg - Luftaufnahme des HHLA Container Terminals Burchardkai
Bild: HHLA/T. Rätzke

Die deutschen Exporte sind im Mai den fünften Monat in Folge gestiegen. Sie nahmen um 1,4 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 0,3 Prozent gerechnet, nachdem es im April ein Plus von 0,9 Prozent gegeben hatte. Die Importe kletterten mit 1,2 Prozent ebenfalls kräftiger als erwartet und bereits zum dritten Mal hintereinander.

Insgesamt verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 110,6 Milliarden Euro ins Ausland, was einer Zunahme von 14,1 Prozent im Vergleich zum Mai 2016 entspricht. Gut liefen die Geschäfte mit den anderen Euro-Ländern, die um 13,4 Prozent zulegten. Viele Länder - darunter der nach den USA größte Exportkunde Frankreich - befinden sich in einem Aufschwung. Die Ausfuhren in die nicht zur Währungsunion zählenden EU-Staaten nahmen mit 9,2 Prozent unterdurchschnittlich zu. Dagegen wuchsen die in den Rest der Welt - von den USA bis China - mit 17,3 Prozent besonders stark.

Zu wenig Investitionen?

Die deutschen Exporte übertrafen die Importe saison- und kalenderbereinigt um mehr als 20 Milliarden Euro. Deutschland steht wegen seines enormen Leistungsbilanzüberschusses international am Pranger. Experten wie die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) sehen darin auch einen Hinweis darauf, dass Deutschland zu Hause zu wenig investiert, was langfristig das Wachstum dämpfen könne.

"Der deutsche Exportaufschwung hält an. Nur der Brexit und schwache Konjunkturaussichten in Südamerika trüben derzeit die Stimmung der exportierenden Unternehmen" sagt Kevin Heidenreich, Außenwirtschaftsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). "Das Risiko der Handelshemmnisse für Unternehmen bleibt allerdings bestehen - trotz grundsätzlicher Einigung beim G20-Gipfel."

Dämpfer durch den Euro?

"Die deutsche Wirtschaft läuft derzeit auf allen Zylindern", sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Diba. Allerdings erwartet er für die Zukunft leichte Dämpfer für die deutschen Exporte: "Angesichts der hohen Wechselkursempfindlichkeit der deutschen Exporte in die USA sollte die jüngste Aufwertung des Euro in den kommenden Monaten aber einige Spuren hinterlassen. Auch die Folgen des Brexit dürften nicht so schnell verschwinden." Diese potenziellen Risiken könnten jedoch durch die weitere Verbesserung der Konjunktur in der Euro-Zone ausgeglichen werden, so Brzeski weiter. 

"Die deutschen Ausfuhren kommen munter voran", sagt Thomas Gitzel von der VP Bank. "Stärker wachsende Exporte sind auch gut für die verschiedenen Säulen des Wachstums. War es in den vergangenen Jahren vor allem der private Konsum, der wichtige Beiträge zum Wachstum lieferte, schaffen nun die Nettoexporte für zusätzliche Stabilität. Die Handelsbilanz schwillt derzeit weiter an, was jenseits des Atlantiks erneut auf Argwohn stoßen wird. Donald Trump wird deshalb seine Kritik am hohen deutschen Handelsbilanzüberschuss mit Vehemenz fortsetzen."

wen/hb (rtrd, dpa, afp)

 

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