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Neue Spekulationen um Entführungsopfer

21. Juni 2009

In Wolfsburg haben 800 Menschen der beiden im Jemen getöteten Frauen gedacht. Neue Erkenntnisse deuten daraufhin, dass die beiden Baptistinnen möglicherweise getötet wurden, weil sie missionierten.

Eine Frau stellt Kerzen neben dem Bild der getöteten Entführungsopfer Anita und Rita in der Kirche der Immanuel-Gemeinde in Wolfsburg auf (Foto: dpa)
Gedenken an die getötete Anita G. und Rita S. in der Immanuel-Gemeinde in WolfsburgBild: picture-alliance/ dpa
Anita G. (r.) und Rita S.Bild: AP

In der baptistischen Immanuel-Gemeinde in Wolfsburg haben am Sonntag (21.06.2009) etwa 800 Menschen ihrer getöteten Gemeindemitglieder Anita G. und Rita S. gedacht. Die beiden Frauen waren im Jemen entführt und vergangene Woche - zusammen mit einer ebenfalls entführten Südkoreanerin - erschossen aufgefunden worden. "Unsere Herzen sind bei Anita und Rita. Unsere Gedanken sind bei den Eltern", sagte Gemeindeleiter Johann Dockter im Gottesdienst.

In christlicher Mission unterwegs?

Die Bibelschule Brake bei LemgoBild: AP

Unterdessen gibt es Hinweise, dass die beiden Studentinnen möglicherweise Opfer islamistischer Gewalt wurden. Wie der "Spiegel" berichtete, geht der Krisenstab im Auswärtigen Amt davon aus, dass die beiden im Jemen als Missionare galten. In ihren Hinterlassenschaften hätten Ermittler Missionsschriften gefunden. Das könnte bedeuten, dass sie wegen tatsächlicher oder vermuteter Missionstätigkeit getötet wurden.

Anita G. und Rita S. waren Studentinnen der Bibelschule Brake im westfälischen Lemgo und absolvierten im Jemen ein Praktikum in einem Krankenhaus. Die Bibelschule dementierte jedoch, dass die beiden Studierenden im Jemen missionieren wollten. Diese Behauptung sei "falsch" und entbehre "jeder Grundlage" dort. Beide hätten als nur Praktikantinnen in einem staatlichen Krankenhaus gearbeitet.

Suche nach weiteren Geiseln

Bild: DW

Die jemenitische Regierung sucht unterdessen weiter nach den anderen entführten Deutschen und dem ebenfalls vermissten Briten. Möglicherweise lebten sie noch, sagte Jemens Innenminister Mutahar al-Masri. "Unsere Informationen besagen, dass bislang keine Leichen der sechs gefunden wurden und es daher die Möglichkeit gibt, dass sie weiter am Leben sind", sagte er. Seinen Aussagen zufolge haben die Entführten Warnungen der Sicherheitsbehörden ignoriert, nicht ohne Begleitung in die Region zu Reise, in der sie verschleppt wurden.

Deutsche im Ausland "verstärkt im Visier von Terroristen"

Im Auswärtigen Amt arbeitet der Krisenstab nach wie vor intensiv an der Aufklärung des Falls, berichtete eine Sprecherin in Berlin. Der Verfassungsschutz sieht Deutsche im Ausland derweil verstärkt im Visier von Terroristen. Die jüngsten Mordanschläge und die Entführung von Deutschen im Jemen passten in dieses Bild, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Heinz Fromm, dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Fromm sagte, die Terrororganisation El Kaida und ihr nahestehende Organisationen versuchten derzeit, politische Entscheidungen in Deutschland zu beeinflussen. Dabei gehe es vor allem um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, dessen Ende die Terroristen herbeiführen wollten. (det/je/afp/epd/dpa)

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