Neue US-Strategie zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen?
3. August 2025
Die islamistische Hamas im umkämpften Gazastreifen lehnt eine Niederlegung ihrer Waffen entschieden ab, solange es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt. Der bewaffnete Widerstand könne nur dann aufgegeben werden, wenn die Rechte der Palästinenser vollständig verwirklicht würden, insbesondere die Errichtung eines unabhängigen und souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt, heißt es in einer Erklärung der Hamas. Diese wird von zahlreichen Staaten, darunter Deutschland, als Terrororganisation eingestuft.
Gegensätzliche Ansprüche
In ihrer Stellungnahme verweisen die Islamisten darauf, dass der Besitz von Waffen sowie Widerstand das legitime Recht eines besetzten Volkes seien. In einem Grundsatzpapier von 2017 akzeptiert die Hamas einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 - das heißt, bestehend aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem. Das Existenzrecht Israels erkennt die Hamas nicht an.
Israels Regierung ist gegen eine Zwei-Staaten-Lösung. Dort herrscht die Ansicht vor, dass das Westjordanland und Ost-Jerusalem aus historischen und religiösen Gründen Israel zustehen.
Es geht auch immer um die Geiseln
Die Hamas reagierte auf Äußerungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff, der bei einem Treffen mit Angehörigen der im Gazastreifen weiterhin festgehaltenen Geiseln gesagt haben soll, dass die Hamas nach eigenen Aussagen zur Entmilitarisierung bereit sei. "Wir stehen kurz vor dem Ende dieses Krieges", meinte Witkoff laut einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien bei der Begegnung in Tel Aviv. "Wir haben einen Plan, den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen."
Der US-Nachrichtenseite "Axios" und israelischen Medien zufolge will die US-Regierung ihre Gaza-Politik ändern. Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Donald Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beende und alle verbliebenen Geiseln auf einmal zurückbringe, hieß es. Das habe Witkoff auch den Geiselfamilien beim Treffen in Tel Aviv gesagt. "Keine stückweisen Deals. Das funktioniert nicht", wurde der US-Sondergesandte zitiert.
Witkoffs Äußerungen seien ein Eingeständnis, dass die monatelangen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gescheitert sind, schrieb "Axios".
Auch bei einer weiteren Massendemonstration in Israel forderten die Teilnehmer einen Deal zur Freilassung aller Geiseln. Das Forum der Geiselfamilien verlangte bei der Protestkundgebung in Tel Aviv von der Regierung: "Beenden Sie diesen Alptraum, der seit 666 Tagen andauert. Unterzeichnen Sie ein umfassendes Abkommen, das alle 50 Geiseln zurückbringt und die Kämpfe beendet." Mindestens 20 der Geiseln sollen noch am Leben sein.
Hamas schockiert mit Gräuel-Video
Ein zuvor veröffentlichtes Propaganda-Video der Hamas, das eine ausgehungerte Geisel in einem Tunnel im Gazastreifen zeigt, hatte in Israel für Entsetzen gesorgt: Die Familie des 24-jährigen Evyatar David, der seit fast 22 Monaten im Gazastreifen festgehalten wird, warf der radikalislamischen Hamas am Samstag vor, den jungen Mann zu Propagandazwecken auszuhungern. Scharfe Kritik kam auch vom israelischen Präsidenten Isaac Herzog.
Während Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sich "tief bestürzt" über das Video äußerte, reagierte der rechtsextreme israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir scharf und rief zu einer Wiederbesetzung des Gazastreifens auf. Israel müsse "noch heute den ganzen Gazastreifen besetzen, Souveränität im ganzen Gazastreifen erklären", sagte Ben-Gvir. Gleichzeitig müsse man die palästinensische Bevölkerung zur "freiwilligen Auswanderung ermutigen". Israels Regierung wird immer wieder vorgeworfen, sie plane eine vollständige Vertreibung der mehr als zwei Millionen Palästinenser aus dem umkämpften Küstengebiet am Mittelmeer.
fab/wa/se (dpa, afp)