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Neue US-Zölle: Trump schadet sich selbst

Patrick Große afp, rtr
24. August 2018

Nächste Runde im Handelsstreit zwischen den USA und China: Beide Seiten erheben neue Zölle in Milliardenhöhe. Die USA wollen damit ihre Wirtschaft schützen. Doch vor allem kleine US-Unternehmen leiden unter den Zöllen.

Donald Trump und Xi Jinping in Peking (Archivfoto: Getty Images/AFP/J. Watson)
Bild: Getty Images/AFP/J. Watson

Künftig werde niemand mehr die Vereinigten Staaten von Amerika abzocken. Das sagte US-Präsident Donald Trump bei seinem letzten Wahlkampfauftritt in West Virginia. Viel zu lange hätten die USA alles mit sich machen lassen. Eine Botschaft, die in diesen Tagen vor allem in Richtung China geht.

Am Donnerstag traten neue US-Zölle gegen China in Höhe von 25 Prozent in Kraft. Die neuen Strafmaßnahmen der US-Regierung haben ein Volumen von 16 Milliarden Dollar. Die Zölle der USA betreffen vor allem chinesische Maschinenteile, Chemikalien, Plastik, Motorräder und Elektroroller. Die Reaktion aus China folgte prompt. Die Führung setzte Zölle in gleicher Höhe und gleichem Volumen in Kraft, die sich gegen amerikanische Produkte richten. Dabei geht es unter anderem um Benzin, Autos, Stahl oder Medizintechnik aus den USA.

Ungleicher Handel

US-Präsident Donald Trump stört vor allem das hohe Handelsdefizit der USA mit China. Im Jahr 2017 exportierte die Volksrepublik weit mehr Waren in die Staaten, als sie importierte. Das Defizit für die USA lag bei rund 375 Milliarden Dollar. Unfaire Handelspraktiken der Chinesen seien der Grund für dieses Ungleichgewicht, so Trump.

Die neuen Strafzölle gehören zu einem Paket, das die US-Regierung bereits Mitte Juni beschlossen hatte. Danach waren im Juli Zölle auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft getreten. Die allerneuesten Maßnahmen wurden zunächst ausgesetzt, auch weil US-Unternehmen Sorgen vor den negativen Folgen des Handelsstreits geäußert hatten.

Steigende Kosten

„Wir werden nicht dabei zusehen, wie die Zölle unseren aktuellen Erfolg ausbremsen", sagt Mike Radenbaugh. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Firma „Rad Power Bikes" in Seattle. Das mittelgroße Unternehmen hat 75 Mitarbeiter und verkauft E-Bikes direkt an Kunden in den USA, Kanada und den Niederlanden. Er ist sich sicher: „Die Zölle werden die Firmen und Kunden in den USA nicht schützen, sondern ihnen schaden."

Die Zölle treffen vor allem Firmen, die auf Anlieferungen aus dem Ausland angewiesen sind: „Es gibt kaum Hersteller für E-Bikes in den USA. Rad Power Bikes hat keine andere Wahl, als internationale Zulieferer zu nutzen." Und die kommen auch aus China. Durch die Zölle muss die Firma mehr für Einzelteile bezahlen. Die höheren Kosten sollen irgendwie aufgefangen werden, versichert das Unternehmen. Dennoch stiegen die Preise für E-Bikes mit den neuen Strafmaßnahmen der Regierung um 200 bis 800 Dollar.

Mehr Energie für den Freihandel

David Dollar beschäftigt sich seit 30 Jahren mit China und dem Handel mit den USA. Er ist Wirtschaftswissenschaftler am China Center des Brookings Institute. „Die Trump-Regierung erhebt Zölle auf Produkte, die von US-Firmen verarbeitet werden", erklärt Dollar. Konsumprodukte wie Smartphones seien hingegen nicht betroffen. Dadurch würden die Zölle vor allem erstmal den US-Firmen schaden: „Und darunter vor allem den kleinen Unternehmen, da sie keine etablierten Zulieferketten haben." Ein plötzlicher Zuschlag von 25 Prozent könne das Geschäft für diese Firmen gefährden.

Handelsstreit mit China geht in neue Runde

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Zuletzt warnte sogar die Notenbank Fed vor den negativen Folgen der Strafzölle. Wenn die Produktionskosten für kleine US-Firmen steigen, könnte das auch zur Entlassung von Mitarbeitern führen. Das habe dann wiederum Konsequenzen für die nationale und die weltweite Wirtschaft.

„Wenn die Trump-Regierung versucht, mit den Zöllen Jobs zu schaffen, dann hat das bisher nicht geklappt", erklärt Karyn Page. Sie ist Leiterin von „Kansas Global" und hilft lokalen Unternehmen, ihre Position im globalen Markt zu verbessern. „Wir haben von Firmen in Kansas gehört, dass die Preise für Stahl und Aluminium nach den Zöllen um 12 bis 46 Prozent gestiegen sind", sagt Page. Manche Unternehmen hätten sogar Mitarbeiter entlassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vor allem die Flugzeughersteller, Maschinenbauer und Landwirte in Kansas sind auf Exporte angewiesen. Diese Branchen dominieren die Wirtschaft in dem Staat im Mittleren Westen der USA. Für Karyn Page sind Zölle daher keine Lösung: „Ich wünschte, Präsident Trump würde seine Energie statt in Zölle in wirklich gute Freihandelsabkommen stecken."

Die Bauern leiden

US-Präsident Trump hingegen lässt sich von seinem eingeschlagenen Weg nicht abbringen. Er drohte bereits mit Zöllen auf alle Importe aus China. 2017 waren das Waren im Wert von 505 Milliarden Dollar. Trumps Handelsminister Wilbur Ross betonte am Mittwoch, China könne auf Dauer nicht im gleichen Tempo wie die USA Strafzölle verhängen. „Natürlich werden sie ein bisschen Vergeltung üben", aber am Ende hätten die USA „viel mehr Kugeln als sie", sagte Ross dem Sender CNBC.

US-Handelsminister Wilbur Ross macht Druck gegenüber PekingBild: Reuters/T. Peter

Mark Albertson hofft, dass diese Kugeln bald verschossen sind. Er ist strategischer Direktor der Vereinigung von Sojabohnen-Bauern im Bundesstaat Illinois. „Drei Fünftel der US-Exporte aus der Landwirtschaft nach China sind Sojabohnen", erklärt Albertson. Die USA exportieren damit mehr Sojabohnen nach China als alle anderen Länder zusammen. Das meiste kommt aus dem Staat Illinois. Die Verkaufspreise für Sojabohnen sind seit der Verkündung der Strafzölle stark gesunken. „Die Bauern leiden sehr darunter. Es ist Zeit, den Handelsstreit zu beenden", sagt Albertson.

Kein Durchbruch bei jüngsten Verhandlungen

Parallel zu den neuen Zöllen finden derzeit in Washington zum ersten Mal seit Juni formelle Gespräche beider Seiten über den Handelsstreit statt. In dieser jüngsten Verhandlungsrunde konnte jedoch noch kein Durchbruch erzielt werden. Die Gespräche seien aber "ehrlich und konstruktiv" verlaufen, teilte das chinesische Handelsministerium nach dem Besuch einer Delegation um den chinesischen Vize-Handelsminister in Washington mit. Beide Seiten vereinbarten demnach, für eine künftige Übereinkunft in Kontakt zu bleiben. Ein schnelles Ende der Strafzölle, mit denen sich die beiden größten Volkswirtschaften derzeit in immer neuen Runden überziehen, ist damit weiterhin nicht absehbar.

Auch Ökonom David Dollar ist zurückhaltend: „Es ist zumindest gut, dass sie reden." Abkommen seien aber nicht zu erwarten, da die Gespräche bisher auf einem sehr niedrigen politischen Level stattfinden. „Im besten Fall vereinbaren die Delegationen aber Verhandlungen auf einem höheren Level." China sei bereit seinen Markt zu öffnen und mehr Produkte aus den USA zu kaufen. Ob Trump mit diesem Deal einverstanden wäre, ist unklar. Schließlich hat er seiner Basis Härte gegenüber China versprochen, sagt Dollar.

Noch ist kein Deal zwischen den USA und China in Sicht. Es ist wahrscheinlich, dass US-Präsident Trump den Streit weiter eskalieren lässt. Doch auch die Politik nimmt wahr, dass die Zölle nicht jedem im Land helfen. Die Regierung hat ein Hilfsprogramm angekündigt: Zwölf Milliarden Dollar für Landwirte, die wegen des Handelsstreits Geld verloren haben.

Zölle: Schwere Zeiten für US-Firmen

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