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Neue Vorwürfe gegen Jacksons Leibarzt

6. Januar 2011

Conrad Murray, der Leibarzt des "King of Pop", gerät zunehmend in Erklärungsnot. Der Staatsanwalt wirft ihm vor, den Tod Michael Jacksons 2009 mitverschuldet zu haben. Zeugen scheinen dies vor Gericht zu bestätigen.

Dr. Conrad Murray während einer Anhörung (Foto: AP)
Murray sieht sich nicht als Schuldiger am Tod JacksonsBild: AP

Was geschah wirklich in der Nacht, als Michael Jackson starb? Folgt man den Zeugenaussagen am zweiten Tag der Anhörung gegen Jacksons Leibarzt Conrad Murray, dann hat Murray offenbar Beweismittel verschwinden lassen. Jacksons Bodyguard Alberto Alvarez sagte vor Gericht in Los Angeles, Murray habe ihn aufgefordert, Spritzen und weiteres medizinisches Material in einem Beutel beiseite zu schaffen.

Am Infusionsständer neben dem Bett des Popstars soll zudem ein Flüssigkeitsbeutel mit einer "milchigen Substanz" gehangen haben, den der Arzt in einer weiteren Tasche verschwinden ließ, erklärte der Leibwächter im Zeugenstand. Erst danach habe Alvarez die Anweisung vom Arzt erhalten, den Rettungsdienst zu verständigen. Alberto Alvarez war der Erste des Sicherheitspersonals, der in Jacksons Schlafzimmer eintraf, als Murray noch versuchte, Jackson zu reanimieren.

Notruf wurde offenbar zu spät abgesetzt

Die Vorbereitungen für seine Comback-Tournee "This is It" verlangten Jackson körperlich viel ab, wie seine Freunde berichten. Vielleicht zu viel?Bild: Sony Pictures

Auch die Zeugenaussage des Sanitäters Richard Senneff untergräbt die Glaubwürdigkeit des Leibarztes. Demnach habe Murray dem Rettungssanitäter bei seinem Eintreffen wichtige Informationen vorenthalten, so unter anderem, dass er Jackson das Narkosemittel Propofol verabreicht hatte. Lediglich vom Beruhigungsmittel Lorazepam sei als Einschlafhilfe die Rede gewesen, sagte Senneff vor Gericht. Der Sanitäter bezweifelt zudem Murrays Aussage, wonach der Sänger erst kurz vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes das Bewusstsein verloren habe. Jacksons Körper sei kalt gewesen, Hände und Füße hätten sich bereits blau verfärbt, ein offensichtliches Zeichen dafür, dass der Patient bereits seit geraumer Zeit bewusstlos war, so Senneffs Einschätzung der Lage.

Nach erfolglosen Wiederbelebungsmaßnahmen habe Senneff das UCLA Medical Center verständigt und den leblosen Körper Jacksons in den Krankenwagen gebracht. Bei einer anschließenden Rückkehr in das Schlafzimmer des Sängers habe er Murray dabei beobachtet, wie dieser mit einer weißen Plastiktüte in der Hand "Zeug" vom Boden aufsammelte.

Zeugenaussagen untermauern Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Sowohl die Aussage des Leibwächters Alberto Alvarez als auch die des Rettungssanitäters Richard Senneff scheinen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zu bestätigen. Sie beschuldigt Murray, in extremer Abweichung vom Pflegestandard gehandelt zu haben. Staatsanwalt David Walgren will nachweisen, dass der Leibarzt nach dem Tode Jacksons Beweismittel bewusst unterschlagen hat und erst nach mehr als 20 Minuten einen Notruf absetzte.

Die gerichtliche Anhörung soll nun zunächst klären, ob ausreichend Beweise vorliegen, um Conrad Murray wegen fahrlässiger Tötung den Prozess zu machen. Innerhalb von zwei Wochen will die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Zeugen anhören, darunter unter anderem auch die zuständigen Gerichtsmediziner und weiteres medizinisches Personal.

Murray beteuert, Jackson keine Überdosis des Narkosemittels Propofol gespritzt zu haben

Leibarzt beteuert seine Unschuld

Conrad Murray bestreitet bislang jegliche Schuld am Tod des "King of Pop". Jackson habe in der Vorbereitungsphase auf seine Comeback-Welttournee "This is It" an erheblichen Schlafstörungen gelitten. Murray gab zu, den Sänger deshalb in den Wochen vor seinem Tod mit Beruhigungsmitteln behandelt zu haben, unter anderem auch mit dem Narkosemittel Propofol. Allerdings seien die von ihm verabreichten Medikamentendosen nicht ausreichend gewesen, um zum Tode zu führen, rechtfertigt sich Murray. Es wird spekuliert, dass die Verteidigung Murrays aufgrund dieser Aussage im Falle eines Prozesses auf einen Selbstmord Jacksons plädieren könnte.

Laut Autopsiebericht war Michael Jackson im Juni 2009 an einer Überdosis Propofol gestorben. Sollte es zum Prozess kommen, drohen Conrad Murray im Falle einer Verurteilung bis zu vier Jahre Haft und der Entzug seiner ärztlichen Lizenz.

Autorin: Tanja Schmidt (afpd, ap, dpa)

Redaktion: Dirk Eckert

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