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Konflikte

Neue Zusammenstöße bei Protesten in Barcelona

26. Oktober 2019

Rund 350.000 Menschen haben in Barcelona friedlich gegen die Verurteilung von neun Anführern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung demonstriert. Bei einer zweiten Kundgebung kam es später wieder zu Krawallen.

Spanien | Proteste in Barcelona
Bild: Getty Images/AFP/L. Gene

Bei Einbruch der Dunkelheit versammelten sich mehrere Tausend Menschen in der Nähe des Polizeihauptquartiers in der nordspanischen Metropole Barcelona. Die Polizei hatte sicherheitshalber die Fenster verriegelt und den Haupteingang geschlossen. Die teils vermummten Demonstranten riefen "Raus mit den Besatzungskräften" und "Weg mit der spanischen Fahne". Sie warfen Hunderte bunte Plastikkugeln und Knallkörper auf die Bereitschaftspolizei, die das Gebäude bewachte. Als auch Steine, Getränkedosen und Flaschen flogen, rückten Polizei-Einheiten mit Schlagstöcken vor, um die Demonstranten zu zerstreuen. Zu dieser Protestaktion hatte die radikale Gruppe Komitees für die Verteidigung der Republik (CDR) aufgerufen.

Zuvor waren etwa 350.000 Menschen nach Schätzung der Polizei in der Regionalhauptstadt Barcelona unter dem Motto "Llibertat" (Freiheit) auf die Straßen gegangen. Zu dieser Demonstration hatten die zivilen Organisationen Assemblea Nacional Catalana (ANC/Katalanische Nationalversammlung) sowie Omnium Cultural aufgerufen. Die Demonstranten skandierten Slogans wie "Unabhängigkeit!" sowie "Freiheit für die politischen Gefangenen!".

Bild: Getty Images/AFP/J. Lago

Bürgermeister stellen sich hinter Torra

Bei einem Treffen mit mehr als 700 Bürgermeistern, die ebenfalls am Protest teilnahmen, sagte der separatistische Regionalpräsident Quim Torra: "Auf dem Weg zur Unabhängigkeit gibt es kein Zurück!" Man wolle mit der Kundgebung klarmachen, dass es "kein Urteil gibt, das uns dazu bringen wird, unser Ziel aufzugeben: Die Unabhängigkeit", hieß es im Aufruf von ANC. Die Bürgermeister unterstützten dabei Torras Kurs. Die Separatisten der Region im Nordosten Spaniens fordern die Freilassung der Verurteilten und prangern die "Unterdrückung durch den spanischen Staat" an.

Am 14. Oktober hatte das Oberste Gericht in Madrid sieben Regionalpolitiker und zwei Aktivisten - die früheren Führer von ANC und Omnium Cultural - wegen ihrer Rolle beim illegalen Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 zu Gefängnisstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt. Seither gibt es in Katalonien immer wieder Proteste und heftige Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. 656 Menschen wurden verletzt, davon 367 Zivilisten und 289 Polizisten.

Freiheit - das war eine Hauptforderung auf der Großkundgebung in Barcelona Bild: Getty Images/AFP/L. Gene

Am Freitag voriger Woche hatten sich nach Angaben der Polizei rund 525.000 Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung auf den Straßen versammelt. An dem Tag erlebten Barcelona und ganz Katalonien eine außergewöhnlich gewalttätige Nacht. In der ganzen Region gab es nach amtlichen Angaben 83 Festnahmen. 182 Menschen, darunter 22 Polizisten und zwei Journalisten, wurden verletzt.

Sánchez mauert

Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez weigert sich unterdessen weiterhin, mit den Separatisten zu sprechen. Torra müsse vorher die jüngste Gewalt ausdrücklich verurteilen, hieß es.

Die Katalanen sind in der Frage einer Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien tief gespalten. In Umfragen äußern sich rund 44 Prozent der Befragten für eine Loslösung von Spanien, während mehr als 48 Prozent dagegen sind. Für diesen Sonntag ist eine Kundgebung der Gegner der Unabhängigkeit geplant.

Vor zwei Jahren nahm die Unabhängigkeitsbewegung an Fahrt auf, als am 1. Oktober 2017 gegen den Willen Madrids ein Referendum abgehalten und für kurze Zeit sogar die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen wurde. Die Zentralregierung in Madrid setzte die Autonomie der Region daraufhin aus und enthob die Regionalregierung ihres Amtes. Regionalpräsident Carles Puigdemont floh ins Exil nach Belgien und entzog sich der spanischen Strafverfolgung. Der Konflikt stürzte Spanien in eine der schwersten politischen Krisen der vergangenen Jahrzehnte.

kle/cw (dpa, afp, rtre, ape)

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