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Neuer Fund: Im antiken Peru hatten auch Frauen das Sagen

Stuart Braun
24. Oktober 2024

In einer Ausgrabungsstätte in Peru entdeckte ein Archäologenteam neue Beweise dafür, dass es in der peruanischen Antike angesehene Herrscherinnen gab.

Eine Wandmalerei zeigt eine Person mit einer Kopfbedeckung, die an Sonnenstrahlen erinnert, in der Hand hält sie eine Art Flammenpeitsche.
Ein Wandkissen mit der Darstellung einer mächtigen PersonBild: Lisa Trever/PRIA Panamarca/REUTERS

Ein archäologischer Fund hat weitere Beweise dafür geliefert, dass auch Frauen die 2000 Jahre alte Moche-Kultur an der Nordwestküste Perus beherrschten.

In der Säulenhalle, die in der archäologischen Stätte von Pañamarca ausgegraben wurde, befindet sich ein Steinthron. Der Thron wird auf 650 n. Chr. datiert und weist an seiner Rückenlehne Gebrauchsspuren auf. Menschliches Haar und bunte Steine wurden auf dem Thron gefunden. Kunstvolle Wandmalereien zeigen eine mächtige Frau mit einer Krone, die Besucher empfängt. Die Figur ist außerdem mit einer Mondsichel und Meerestieren verziert.

Die Haare lassen darauf schließen, dass es sich bei der Figur nicht um eine mythische Göttin handelt, sondern um einen realen Menschen. Möglicherweise sei die Frau, die diesen Raum vor mehr als 1300 Jahren bewohnt habe, eine Herrscherin gewesen, vermutet Jessica Ortiz Zevallos, die Forschungsleiterin des archäologischen Projekts.

Das Team legt den Thronraum freiBild: Lisa Trever/PRIA Panamarca/REUTERS

"Ein Thronsaal für eine Königin wurde bisher weder in Pañamarca noch anderswo im alten Peru gesehen", heißt es in einer Mitteilung des peruanischen und amerikanischen Forscherteams, das den Fund im Juli bekannt gegeben hatte.

Pañamarca war das religiöse und politische Zentrum der Moche-Gesellschaft, die in den Küstentälern Nordperus lebte und ihre Blütezeit zwischen etwa 350 und 850 n. Chr. hatte. Die Moche waren unter anderem für ihre kunstvollen Gräber bekannt.

Eine matriarchalische Gesellschaft?

Der jüngste Fund ist nicht der erste, der die Annahme zulässt, dass auch Frauen bei den Moche das Sagen hatten. 2006 wurde die Mumie der Señora de Cao entdeckt, eine Frau, die vor 1700 Jahren die Moche-Kultur regiert haben soll. Das war eine archäologische Sensation - denn bisher waren die Forschenden davon ausgegangen, dass das altperuanische Kriegervolk von Männern beherrscht wurde. Die Señora de Cao wird von Archäologen als erste bekannte weibliche Herrscherin Perus bezeichnet und gerne auch "Kleopatra Südamerikas" genannt.

Die Ausgrabungsstätten von PañamarcaBild: Lisa Trever/PRIA Panamarca/REUTERS

Der jüngste Fund zeigt, dass die Señora de Cao nicht die einzige Frau in dieser hohen Machtposition war. "Pañamarca überrascht uns immer wieder", sagt Lisa Trever, Professorin für Kunstgeschichte an der Columbia University. "Nicht nur wegen der unermüdlichen Kreativität ihrer Maler, sondern auch, weil ihre Werke unsere Vorstellungen von den Geschlechterrollen in der antiken Welt der Moche auf den Kopf stellen".

Neue Erkenntnisse durch Wandmalereien

Pañamarca ist bekannt für die farbigen und detailgenauen Wandmalereien, die dort freigelegt wurden. Neben dem Thronsaal befindet sich ein weiterer Raum mit breiten Säulen, die sogenannte Halle der geflochtenen Schlangen. An den Wänden befinden sich Darstellungen von großen Schlangen mit menschlichen Beinen, von Kriegern und einem Fabelwesen, das offensichtlich einen Mann jagt.

"Alles ist bemalt und fein dekoriert mit mythologischen Szenen und Figuren", sagte der Archäologe Jose Ochatoma der Nachrichtenagentur Reuters über den Raum und verglich ihn mit der Sixtinischen Kapelle des Vatikans mit den Fresken des italienischen Künstlers Michelangelo.

Fragile Wandmalereien der Moche-KulturBild: Lisa Trever/PRIA Panamarca/REUTERS

Die Wandmalereien "fangen Szenen ein, die zur Moche-Ideologie gehörten", so Ochatoma. "Diese Ikonographie hat es in der Zeit der vor-spanischen Welt nicht gegeben." Jetzt bieten die Bilder einen seltenen Einblick in die Kultur der peruanischen Küstenregion vor der Eroberung Südamerikas durch die Spanier. Nach dem Ende der Moche-Zivilisation entstand in dieser Region später das Inka-Reich.

Touristen müssen sich noch gedulden

Die Wandmalereien von Pañamarca sind derzeit nicht für Touristen zugänglich. Sie seien zu empfindlich, erklärt Ochatoma. "Wir decken die Ausgrabungen ab, um den langfristigen Erhalt dieses wichtigen Kulturerbes zu sichern", sagt Ochatoma.

Peru-Touristen, die sich für die Kultur der Moche interessieren, können andere Stätten besuchen: In der Nähe der Küstenstadt Trujillo stehen die Pyramiden von El Brujo, in deren Nachbarschaft befindet sich das Museo Cao, wo unter anderem die Mumie der Señora de Cao zu bewundern ist, der ältesten bekannten Herrscherin der Moche. 

 

Adaption aus dem Englischen: Silke Wünsch 

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
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