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HIV-Diagnose per Smartphone

Lisa Duhm13. Februar 2015

Ein Smartphone, ein kleiner Pieks in den Finger und 15 Minuten Geduld. Ein neuer HIV-Schnelltest soll den Kampf gegen AIDS voranbringen. Doch bis zu seinem Einsatz dürften noch Jahre vergehen.

HIV-Test für Smartphones (Foto: Samiksha Nayak/Columbia University).
Bild: Samiksha Nayak/Columbia University

Auf den ersten Blick sieht der kleine, weiße Kunststoffkasten unspektakulär aus: Nicht größer als ein Smartphone, mit einer mechanisch bedienbaren Pumpvorrichtung. Doch er kann Großes vollbringen, wenn man seinen Erfindern aus den USA glaubt: Eine sichere HIV-Diagnose in nur 15 Minuten soll er liefern - und das ohne externe Stromversorgung oder sonstige teure Laborausstattung. "Wir glauben, dass das Gerät im Bereich der HIV-Früherkennung gerade in ländlichen Regionen sehr sinnvoll eingesetzt werden kann und viele HIV-Übertragungen verhindern würde", sagt Tassaneewan Laksanasopin, eine der Entwicklerinnen der neuen Testmethode.

So funktioniert der neue HIV-Test

Die Anwendung des Tests scheint einfach: Ein kleiner Einstich an der Fingerkuppe reicht aus, um genug Blut der Testperson zu gewinnen. Der Tropfen wird in ein Behältnis gegeben, in dem sich Reagenzien - bestimmte Mittel also - befinden, die auf krankheitsspezifische Antikörper reagieren. Dieses Behältnis wird in die Kunststoffhülse geschoben, die mit der Lautsprecherbuchse des Smartphones verbunden ist. Um das Blut in den Testbereich zu bringen, reicht ein Druck auf die Gummipumpe, die das Blut ansaugt und ein Vakuum erzeugt. Ein Chip liest dann die Ergebnisse des Antikörpertests aus, eine App auf dem Smartphone analysiert sie. Dann liegt eine eindeutige Diagnose vor.

Das Gerät im Einsatz: Hier wird gerade die Pumpe betätigt, die im Inneren des Geräts ein Vakuum erzeugtBild: Tassaneewan Laksanasopin/Columbia University

"Es sind zwar bereits andere, günstige Testmethoden auf dem Markt, die liefern aber häufig keine eindeutigen oder schwierig zu deutende Ergebnisse", sagt Laksanasopin. Sie sieht ihr Gerät daher klar im Vorteil gegenüber Tests, die bereits jetzt angewendet werden.

Die Materialkosten liegen bei 34 Dollar pro Stück, ein Tausendstel einer sonst nötigen aufwendigen Laborausstattung. "Das Gerät kann wiederverwendet werden, nur der Chip muss nach jedem Test ausgewechselt werden", erklärt Laksanasopin. Vor allem Sozialarbeiter könnten das Gerät in ländlichen Gegenden einsetzen, um schnell für eine sichere Diagnose zu sorgen. Bei Raumtemperatur sind die Testreagenzien bis zu sechs Monate haltbar - ein ebenfalls wichtiger Faktor für den Einsatz in Entwicklungsländern.

Eine eindeutige Diagnose?

Die Diagnosesicherheit für HIV liege bei nahezu 100 Prozent, so Laksanasopin. Wichtig ist hier allerdings, dass sich dieser Wert nur auf die Sensitivität des Tests bezieht. Sie gibt an, wie "scharf" der Test eingestellt ist, mit welcher Sicherheit er also eine HIV-Infektion erkennt. Die hohe Sicherheit bedeutet in der Praxis, dass es zu falsch-positiven Testergebnissen kommen kann. "Von 100 Testpersonen erhalten im Durchschnitt acht eine Falschdiagnose, die angibt, sie seien HIV-positiv, obwohl das gar nicht stimmt", so Laksanasopin. Bei einer positiven Diagnose seien deshalb Folgeuntersuchungen nötig. Dies ist allerdings auch bei anderen HIV-Tests für den Eigengebrauch gängige Praxis.

Insgesamt acht Jahre forschen Laksanasopin und ihr Team bereits an dem HIV-Test. Doch bis er zum Einsatz kommt, werden noch weitere Jahre vergehen. "Bisher haben wir eine Versuchsreihe mit 96 Personen durchlaufen." Um den Test auf den Weltmarkt zu bringen, braucht es weitere Testreihen - und die Anerkennung durch die WHO. Die WHO müsse sicherstellen, dass auch in Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur nur sichere Produkte auf den Markt kommen.

Doch die Motivation, an dem Projekt zu arbeiten, hält Laksanasopins Durchhaltevermögen aufrecht. "Ich weiß, dass unser Test vielen Menschen helfen kann, wenn er erst einmal zugelassen ist. Je früher Menschen eine HIV-Diagnose erhalten, desto schneller können sie mit der Behandlung beginnen. Das hilft zum Beispiel Schwangeren, die Krankheit nicht auf ihr Kind zu übertragen. Das ist meine Motivation."

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