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KlimaGlobal

Klimafonds: Neue Hoffnung für Entwicklungsländer

Louise Osborne
30. November 2023

Am ersten Tag der UN-Klimagespräche in Dubai wurde offiziell ein Fonds für Schäden und Verluste ins Leben gerufen, der besonders gefährdete Länder finanziell unterstützen soll.

Eine Familie bei der Aussaat auf einem Erdnussfeld in Uganda
Der Klimawandel hat eine zweijährige Dürre in weiten Teilen Ostafrikas verursachtBild: Badru Katumba/AFP/Getty Images

Ireen Twongirwe ist wütend. Jedes Jahr hat ihre Heimat Uganda aufs Neue mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. "Man kann nicht mehr sagen, was kommt. Wenn die Regenzeit kommt, scheint die Sonne und wenn die Sonne scheinen sollte, regnet es. Es ist schwer vorherzusagen," erklärt Twongirwe, Direktorin des Vereins Women for Green Economy Movement Uganda.

Diese Unvorhersehbarkeit zerstöre die Ernten und die Lebensgrundlage der Menschen, "was zu Preiserhöhungen und damit zu diversen Konflikten in den Gemeinden und im ganzen Land führt".

Seit 2020 leiden ostafrikanische Länder unter der schwersten Dürre seit 40 Jahren. Mehr als vier Millionen Menschen sind seitdem auf humanitäre Hilfe angewiesen. Laut Wissenschaftlern von World Weather Attribution, die den Zusammenhang von Wetterextremen und dem Klimawandel untersuchen, ist die Dürre heute 100 Mal wahrscheinlicher als ohne menschengemachte Erderwärmung und ohne das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas.

Auftakt der Weltklimakonferenz in Dubai

02:02

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Ostafrika ist bei Weitem kein Einzelfall. In vielen Regionen falle Hitzewellen, Wirbelstürme und Dürren stärker aus und sie kommen häufiger vor als zuvor. Davon betroffen sind vor allem ärmere Länder, die kaum etwas zur Erderwärmung beigetragen haben.

"Die Realität ist, dass wir davon hören, wenn Menschen von einer Katastrophe betroffen sind - für ein paar Tage oder Wochen lang", sagt Harjeet Singh von der Nichtregierungsorganisation Climate Action Network International der DW. "Aber danach vergessen wir sie alle wieder. Wir bieten ihnen nicht genug Unterstützung an, um sich von den Folgen zu erholen und ihre Häuser und Lebensgrundlagen wieder aufzubauen."

Ein "historisches" Abkommen für Schäden und Verluste

Nachdem die Entwicklungsländer über ein Jahrzehnt lang mehr Finanzierung und Unterstützung zur Bewältigung von Schäden und Verlusten gefordert haben, einigten sich die Verhandlungsführer auf dem UN-Klimagipfel COP27 in Ägypten im vergangenen Jahr darauf, einen entsprechenden Fonds einzurichten. Ein Jahr später wurde er gleich am ersten Tag der Klimakonferenz in Dubai nun offiziell ins Leben gerufen.  

"Ich gratuliere den Parteien zu dieser historischen Entscheidung. Dies ist ein positives Signal für die Welt und unsere Arbeit", sagt der Präsident der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Sultan Al-Jaber.

Ziel des "historischen" Fonds ist es, ärmere Länder bei der Bewältigung von Verlusten und Schäden im Zusammenhang mit zunehmend extremen Wetterbedingungen zu unterstützen. Er könnte auch Geld für die Bewältigung der sogenannten "langsam einsetzenden" Folgen bereitstellen, wie zum Beispiel den Anstieg des Meeresspiegels. Inselstaaten wie die Malediven, aber auch Tuvalu oder Barbuda könnten bis zum Ende des Jahrhunderts überflutet werden und verschwinden.

COP28-Präsident Sultan Al-Jaber begrüßte die Vereinbarung (Archivbild)Bild: Sascha Schuermann/Getty Images

Seit der COP27 hatten sich Vertreter der Länder in mehreren Runden in einem Übergangskomitee zu Schäden und Verlusten getroffen. Dort sollten die Rahmenbedingungen und die Frage der Finanzierung vorverhandelt werden. Nach vier zerstrittenen Sitzungen ohne nennenswerten Fortschritt einigte man sich im November doch noch. Einige Parteien zeigten sich aber mit dem Ergebnis unzufrieden.

Es ging vor allem um die Frage, wo der Fonds angesiedelt und verwaltet werden sollte. Die USA wollten den Fonds bei der Weltbank sehen. Entwicklungsländer hatten große Bedenken dagegen. "Die Weltbank ist eine Institution, die viele Entwicklungsländer in Bezug auf die Förderkriterien ausschließt", sagt Alpha Kaloga, der Afrika-Chefunterhändler für Schäden und Verluste. Bisher würden vor allem afrikanischen Ländern, die bereits hoch verschuldet sind, Kredite gewährt. "Wir sind der Meinung, wenn wir schon Kredite aufnehmen müssen, sollten diese zu sehr günstigen Konditionen vergeben werden."

Historische Verantwortung

Strittig bleibt, welche Länder überhaupt als besonders gefährdet gelten sollen und dadurch berechtigt wären, Finanzhilfen in Anspruch zu nehmen. Wer in den Fonds einzahlen soll, ist ebenfalls umstritten. Industriestaaten wie die USA und Kanada, aber auch Deutschland und die EU erwarten, dass reiche Ölstaaten und China ebenfalls in den Fonds einzahlen.

Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird China offiziell immer noch als Entwicklungsland eingestuft. Zwar stößt die Volksrepublik mehr Kohlendioxid aus als jedes andere Land, doch bleiben die Vereinigten Staaten historisch gesehen der größte Verschmutzer: Seit Beginn der industriellen Revolution sind sie für fast doppelt so viele CO2-Emissionen verantwortlich wie das Reich der Mitte. 

Delegierte aus aller Welt treffen sich in Dubai auf der COP28, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwendenBild: Amr Alfiky/REUTERS

"Wenn es um die rechtliche und moralische Verpflichtung geht, liegt diese bei den reichen Ländern", so Singh. "Aber große Länder wie China oder die Golfstaaten können, wenn sie wollen, immer etwas beisteuern."

Die Empfehlung des Übergangsausschusses kann die Industrieländer nicht verpflichten oder rechtlich an einen Beitrag binden. Er fordert sie stattdessen auf, ihren Anteil zu leisten, und ermutigt die Entwicklungsländer, dasselbe zu tun.

Wie viel Geld braucht es denn nun?

Auf der Basis des empfohlenen Textes werden die Delegierten nun auf der Klimakonferenz weiterverhandeln. Wieviel Geld in den Fonds fließen wird, ist dabei noch völlig unklar.

Die Entwicklungsländer fordern hohe Milliardenbeträge. Die durch starke Regenfälle verursachten Überschwemmungen in Pakistan im Jahr 2022 führten zu wirtschaftlichen Verlusten und Schäden, die allein auf 30 Milliarden Dollar (27,5 Milliarden Euro) geschätzt werden. Nach Angaben der London School of Economics könnten sich die Schäden in den Entwicklungsländern bis 2030 auf insgesamt 290 bis 580 Milliarden Dollar jährlich belaufen.

Ein Jahr nach den Überschwemmungen in Pakistan mangelt es in den Dörfern an Nahrungsmitteln, Unterkünften, sanitären Einrichtungen und Zugang zu WasserBild: Ali Kaifee/DW

Obwohl öffentliche Gelder aus reicheren Ländern laut Singh den Großteil des neuen Fonds abdecken sollten, plädiert er dafür, dass auch "innovative" Einnahmequellen wie Abgaben auf die Förderung fossiler Brennstoffe und Finanztransaktionssteuern oder eine Steuer auf Geschäftsreisende geprüft werden sollten.

In Sachen finanzielle Unterstützung blieben die Industrieländer in den vergangen Jahren einiges schuldig. 

Im Jahr 2009 erklärte man sich bereit, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zu mobilisieren, um den Bedürfnissen der Entwicklungsländer in einer sich erwärmenden Welt gerecht zu werden. Dieses Ziel wurde laut Zahlen der OECD erst 2023 erreicht. Die Skepsis der Entwicklungsländer sei daher traditionell groß, bestätigt Preety Bhandari, Senior Advisor im globalen Klimaprogramm des World Resources Institute.

"Wenn sich die Ziele bei den Verpflichtungen verschieben, wie es bei der Finanzierung von 100 Milliarden Dollar der Fall war, ist dann das gesamte multilaterale Projekt gefährdet?", fragt sie und betont gleichzeitig die Bedeutung des Fonds für Verluste und Schäden. "Wir müssen es versuchen. Wir können nicht aufgeben, nur weil es keine ausreichenden Fortschritte gibt. Wenn das Thema nicht auf dem Tisch bleibt, wenn wir von vornherein aufgeben, dann ist der ganze Kampf verloren."

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen von Tim Schauenberg adaptiert.

Klimaschutz: Wie lässt er sich bezahlen?

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