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Schikane bei der Bundeswehr

27. März 2010

Nach den Ekel-Ritualen bei den Gebirgsjägern gibt es einen neuen Skandal in der Bundeswehr: In der größten Kaserne des Heeres sind drei Rekruten misshandelt worden. Die Vorgesetzten sollen nichts davon gewusst haben.

Rekruten der Bundeswehr marschieren am 26.April 2007 in Augustdorf in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne waehrend des feierlichen Geloebnisses anlaesslich 50 Jahre Einberufung von Wehrpflichtigen (Foto: AP)
Keine Sicherheit vor Schikanen für Rekruten in AugustdorfBild: AP

Sieben Soldaten der Panzerbrigade 21 der General-Feldmarschall-Rommel-Kaserne im ostwestfälischen Augustdorf sollen am Missbrauch ihrer Kameraden beteiligt gewesen sein. Sie hätten ihre Opfer geschlagen, verbal beleidigt und sexuell genötigt. Das geschah "zum Beispiel in der Mittagspause, außerhalb des Dienstes oder wenn Vorgesetzte kurzfristig Räume oder Hallen verlassen haben", sagte der Kommandeur des Panzerbataillons 203 in Augustdorf, Oberstleutnant René Schüren, am Samstag (27.03.2010) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Opfer hätten dabei keine körperlichen Verletzungen erlitten.

Die Täter hätten ihre Vergehen eingestanden, aber nur zum Teil Reue gezeigt. Sie sollen fristlos aus der Bundeswehr entlassen werden.

Unwissen oder Wegsehen?

3500 Soldaten sind hier stationiert - auch Kontingente für Afghanistan werden gestelltBild: picture-alliance/dpa

Nach Angaben des Sprechers des Bundeswehrstandortes Augustdorf hatte einer der misshandelten Soldaten die Vorfälle Mitte März gemeldet. Der Kommandeur der Brigade habe daraufhin sofort Ermittlungen eingeleitet und am 23. März die Staatsanwaltschaft Detmold informiert, als sich der Verdacht erhärtet habe.

Die Vorgesetzten hätten von dem wiederholten Missbrauch von Rekruten in der Bundeswehrkaserne im ostwestfälischen Augustdorf nichts bemerkt, sagte Schüren, aus dessen Bataillon alle Opfer und Täter stammen. "Diese Taten sind ausschließlich in Abwesenheit von Vorgesetzten unter den Mannschaftssoldaten durchgeführt worden."

Übergriffe nichts Neues bei der Bundeswehr

Erst im Februar 2010 waren entwürdigende Mutproben und Aufnahmerituale im Gebirgsjäger-Bataillon im oberbayrischen Mittenwald bekannt worden. Dabei wurden die Soldaten gezwungen, erhebliche Mengen Alkohol zu trinken sowie rohe Schweineleber und Rollmöpse mit Frischhefe zu essen. Die Frischhefe bewirkte, dass sich die Betroffenen innerhalb kürzester Zeit heftig übergeben mussten. Außerdem wurden Soldaten anscheinend gezwungen, sich vor Kletterübungen vor versammelter Mannschaft zu entkleiden.

Auch in den vergangenen Jahren gingen beim Wehrdienstbeauftragten, der auf die Belange der Soldaten achten soll, einige Mobbing-Vorwürfe ein. Körperverletzungen und Misshandlungen fanden dabei in vielfältiger Form unter Kameraden, aber auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, statt.

Autor: Nicole Scherschun (afp, dpa)
Redaktion: Reinhard Kleber

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