Ein neuer Subtyp der Coronavirus-Variante Omikron breitet sich in Dänemark, Großbritannien, Indien, Schweden und in vielen weiteren Ländern aus. Welche Auswirkungen die Mutationen im Genom genau haben, ist noch unklar.
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Bereits von der ersten Omikron-Variante BA.1 wissen wir, dass sie im Vergleich zu den früheren Coronavirus-Varianten deutlich ansteckender ist. Nun kommt der Subtyp BA.2 hinzu. Mit ihm haben sich in den ersten zehn Januartagen in Großbritannien mindestens 400 Menschen infiziert. Und er wurde bereits in mehr als vierzig Ländern weltweit nachgewiesen.
Erst danach folgen Großbritannien (6%), Indien (5%), Schweden (2%) und Singapur (2%). Allerdings ist dazu anzumerken, dass die Detektion des Subtyps von der Fähigkeit der einzelnen Gesundheitssysteme abhängt, PCR-Tests zu sequenzieren.
Noch Unklarheit über Gefährlichkeit von Omikron BA.2
Die rasante Verbreitung des neuen Subtyps deutet darauf hin, dass er noch ansteckender sein könnte als die erste Omikron-Variante. Die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) hat BA.2 als "Variante unter Beobachtung" eingeordnet.
"Es liegt in der Natur von Viren, sich zu vermehren und dabei zu mutieren", sagte Meera Chand, Incident-Director bei der UKHSA. "Insofern ist zu erwarten, dass wir auch weiterhin neue Varianten bekommen werden, solange die Pandemie anhält."
Weil die Gesundheitsbehörden immerzu auch das Erbgut der Viren stichprobenartig untersuchen, sei es möglich, diese schnell zu identifizieren und zu bewerten, ob die Mutationen gefährlich sind.
Für den Subtyp BA.2 sei diese Analyse aber noch im Gange. "Es gibt noch keine ausreichenden Beweise, um zu sagen, ob BA.2 schwerere Krankheitsverläufe verursacht als BA.1," sagte Chand.
Impfen bleibt angesichts neuer Mutationen wichtig
Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid ergänzte, dass das Entstehen der neuen Variante zeige, wie wichtig das Impfen auch weiterhin ist: "Ich ermutige [alle], sich und die Nächsten zu schützen und jetzt eine Booster-Impfung zu bekommen."
Der französische Epidemiologe Antoine Flahault sagte gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP: "Was uns überrascht hat ist die Schnelligkeit, mit der diese Untervariante, die in Asien in großem Umfang zirkuliert, sich in Dänemark ausgebreitet hat."
Indes verliefen Infektionen mit dem Subtyp BA.2 bisher nicht schwerer als bei Subtyp BA.1. Auch der französische Gesundheitsminister Olivier Véran sieht BA.2 noch entspannt: "Was wir im Moment wissen ist, dass BA.2 mehr oder weniger den Eigenschaften entspricht, die wir von Omikron kennen," sagte er gegenüber AFP.
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Droht uns eine Rekombination von Delta mit Omikron?
Besonders gefährlich könne diese Eigenschaft durch eine Rekombination werden, welche "das Spike-Protein des Omikron Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms des Delta-Virus hat," sagte Drosten.
So könnten die stärksten Eigenschaften beider Varianten zusammenkommen: "So etwas gibt es, das ist schon beschrieben worden, das muss man im Moment befürchten, dass so etwas passieren könnte," warnte Drosten.
Forscher haben mithilfe von Elektronenmikroskopen einzigartige Aufnahmen vom SARS-CoV-2 Virus gemacht. Auch andere Viren wurden so festgehalten. Ein Blick in die Welt der Erreger von Krankheiten wie COVID und MERS.
Bild: Peter Mindek/Nanographics/apa/dpa/picture alliance
Viruskrone mit Zacken
Dürfen wir vorstellen: Das Coronavirus! So stellt sich der 10-jährige Andrej aus Russland SARS-CoV-2 vor: das Virus, das COVID-19 verursacht und hinter der Pandemie steckt, die die Welt seit fast zwei Jahren fest im Griff hat. Der Name dieser Virusfamilie kommt vom lateinischen "corona": Krone. Er wurde 1968 das erste Mal benutzt und bezieht sich auf die Spike-Proteine auf der Virus-Oberfläche.
Bild: Andrej
Und jetzt in echt
So sieht das neuartige Coronavirus tatsächlich aus. Jeder SARS-CoV-2 Partikel hat einen Durchmesser von etwa 80 Nanometer. Er enthält RNA, den genetischen Code des Virus. Dieser wird geschützt von Spike-Proteinen auf der Außenseite der Partikel. SARS-CoV-2 ist ein Mitglied der Coronavirus-Familie, zu der auch die Viren hinter den früheren SARS- und MERS- Ausbrüchen gehören. Dazu später mehr.
Bild: Peter Mindek/Nanographics/apa/dpa/picture alliance
Übertragung durch die Luft
SARS-CoV-2 Partikel werden durch Tröpfchen und Aerosole übertragen, die eine infizierte Person beim Husten oder Sprechen ausatmet. Deswegen gehören Masken in der Pandemie zum Straßenbild: Ihr Tragen soll die Ausbreitung des Virus eindämmen. Es kann sich aber auch beispielsweise über kontaminierte Oberflächen übertragen. Deswegen: Hände waschen!
Bild: AFP/National Institutes of Health
Wie das Virus in die Zelle eindringt
Die Spike-Proteine von SARS-CoV-2 verbinden sich mit einem Protein auf der Oberfläche der Wirtszelle (hier grün). Das löst chemische Veränderungen aus, die es zulassen, dass die Virus-RNA in die Zelle eindringt. Das Virus zwingt die Zelle, seine RNA zu kopieren. Eine einzige Zelle kann zehntausende neue Viruspartikel (hier lila) produzieren, die dann andere Zellen im Körper infizieren.
Bild: NIAID/ZUMAPRESS.com/picture alliance
Noch keine Immunität
Eine weitere Elektronenmikroskop-Aufnahme einer Zelle (blau), die mit SARS-CoV-2 Partikeln (rot) infiziert ist. Das Virus hinter der Pandemie, in der die Welt noch immer steckt, ist nicht viel anders als Erreger, die etwa eine Grippe oder eine Erkältung auslösen. Aber vor 2019 war das menschliche Immunsystem noch nie mit ihm in Kontakt gekommen, weswegen niemand Immunität entwickelt hatte.
Bild: NIAID/Zuma/picture alliance
SARS-CoV-1: Der erste Coronavirusausbruch des 21. Jahrhunderts
Das erste Mal dieses Jahrhundert, dass die Menschheit mit einem Coronavirus in Berührung kam, war 2002 in China. Im März 2003 gab es so viele Fälle, dass die WHO eine globale Warnung vor einer atypischen Grippe herausgab. SARS (severe accute respiratory syndrome) verbreitete sich in rund 30 Ländern. Nicht in allen gab es Todesfälle. Im Juli 2003 erklärte die WHO, die Epidemie sei unter Kontrolle.
Bild: picture-alliance/dpa/Center of Disease Control
MERS-CoV, ein weiteres Coronavirus
2012 entdeckten Forscher MERS-CoV (hier gelb), ein neuartiges Coronavirus. Die Proben stammten von Patienten, die an einer neuen Grippe-ähnlichen Krankheit litten, die später als MERS (Middle East respiratory syndrome) bekannt wurde, nach der Region, in der sie zuerst auftrat. MERS ist weniger ansteckend als COVID-19. Es verbreitet sich normalerweise in Familien oder im Krankenpflegebereich.
Bild: picture-alliance/AP/NIAID-RML
HIV: Die andere Pandemie
Das HI-Virus (hier gelb) attackiert unter anderem T-Zellen (hier blau) im Immunsystem. Es ist wie SARS-CoV-2 ein RNA-basiertes Virus. Ohne Behandlung schwächt es das Immunsystem bis dies keine Infektionen mehr abwehren kann. HIV wird durch Körperflüssigkeiten wie Samen oder Blut übertragen. Es gibt keine Impfung, aber Medikamente, die die Viruslast reduzieren und verhindern, dass AIDS ausbricht.
Bild: Seth Pincus/Elizabeth Fischer/Austin Athman/National Institute of Allergy and Infectious Diseases/AP Photo/AP Photo/picture alliance