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Neuer Oval-Office-Eklat: Trump wirft Südafrika "Genozid" vor

22. Mai 2025

Wieder gab es eine Konfrontation mit einem Gast im Weißen Haus. US-Präsident Trump hat Südafrikas Präsident Ramaphosa mit einer ungewöhnlichen Präsentation überrascht. Sie soll einen "Massenmord an Weißen" belegen.

USA Washington 2025 | Cyril Ramaphosa und Donald Trump diskutieren und gestikulieren im Oval Office (21.05.2025)
Präsidenten Ramaphosa und Trump (am Mittwoch im Weißen Haus)Bild: Kevin Lamarque/REUTERS

Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa in Washington hat US-Präsident Donald Trump seinen Amtskollegen öffentlich vorgeführt. Bei einem Treffen im Oval Office im Weißen Haus am Mittwoch überzog Trump seinen Gast mit unbelegten Vorwürfen, dass Südafrika einen "Genozid" an weißen Bauern begehe. Überraschend präsentierte der US-Präsident ein Video und ausgedruckte Artikel, die nach seiner Darstellung einen Massenmord an Weißen dort belegen sollen.

In dem Video waren unter anderem weiße Kreuze zu sehen, die nach Trumps Darstellung die Gräber von weißen Südafrikanern markierten. Ramaphosa sagte, er habe das Material noch nie gesehen und würde gerne wissen, wo es zu finden sei. Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: "Tod, Tod, Tod." Am Ende übergab er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren.

US-Präsident im Oval Office mit einem Artikels über Gewalt in SüdafrikaBild: Jim LoScalzo/Pool via CNP/AdMedia/IMAGO

Ramaphosa bewahrte während des Austauschs durchgehend seine Fassung. Er bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und Trump zu umgarnen. Zumindest teilweise zeigte die Charmeoffensive Wirkung: So hielt sich der US-Präsident offen, womöglich doch im November am G20-Gipfel in Südafrika teilzunehmen.

Versuch der Charmeoffensive

Das Treffen hatte zunächst in freundlicher Atmosphäre begonnen. Ramaphosa und Trump sprachen über Golf. Die Golfchampions Ernie Els und Retief Goosen waren Teil der südafrikanischen Delegation, wie auch der Milliardär Johann Rupert. Der US-Präsident ist ein leidenschaftlicher Golfer. Als Geschenk bekam Trump zudem ein Buch über Golfplätze Südafrikas. Der US-Präsident Trump kehrte im Verlauf des Gesprächs jedoch immer wieder zu seinen Genozid-Vorwürfen zurück.

In der Delegation von Ramaphosa war auch der südafrikanische Geschäftsmann Johann Rupert Bild: Jim Watson/AFP

An anderer Stelle versuchte es Ramaphosa mit Humor. Als Trump auf die umstrittene Vereinbarung angesprochen wurde, wonach die USA von Katar einen geschenkten Jumbojet annehmen, die als neue Präsidentenmaschine umgerüstet werden soll, warf der Südafrikaner dazwischen: "Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe." Trump antwortete zurück: "Wenn Ihr Land der Luftwaffe der Vereinigten Staaten ein Flugzeug anbieten würde, würde ich es annehmen."

Vorwürfe verschärfen Beziehungen

Die Beziehungen zwischen den Regierungen in Washington und Pretoria  hatten sich in letzter Zeit deutlich verschlechtert. Zunächst hatte Donald Trump Südafrika vorgeworfen, weiße Minderheiten systematisch zu benachteiligen - insbesondere die Afrikaaner, Nachfahren niederländischer Siedler und einstige Träger des Apartheid-Regimes. Anlass seiner Kritik war ein neues südafrikanisches Gesetz, das Landenteignungen zur Korrektur historischer Ungleichheiten erlaubt.

Im Februar setzte Trump dann Hilfen für Südafrika aus, im März folgte die Ausweisung des südafrikanischen Botschafters aus den USA. Kurz darauf erhielten erstmals weiße Südafrikaner in den USA den Flüchtlingsstatus - obwohl die Trump-Regierung Geflüchtete sonst weitgehend abweist.

Ramaphosa weist Vorwürfe zurück

Ramaphosa war nun persönlich nach Washington gereist, um die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen. Ziel des Besuches ist nach Angaben der südafrikanischen Regierung eine Neugestaltung der bilateralen Beziehungen, insbesondere im Bereich Wirtschaft und Handel. 

Denn die USA sind nach China der zweitgrößte Handelspartner Südafrikas. Im Rahmen von Trumps weltweit verhängten Zöllen droht Südafrika jedoch ein Aufschlag von 30 Prozent, der gegenwärtig nur ausgesetzt ist.

Doch dann überschatteten die Genozid-Vorwürfe das Treffen mit Trump im Weißen Haus. Ramaphosa betonte anschließend: "Es gibt einfach keinen Genozid in Südafrika." Auch Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Der Mythos vom sogenannten "weißen Genozid" wird von rechtsextremen Kreisen verbreitet.

Nicht der erste Eklat im Oval Office

Der Vorfall erinnerte an den Staatsbesuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Ende Februar in Washington, der in einem beispiellosen Eklat  gipfelte. Trump und sein Vizepräsident JD Vance hatten ihrem Gast aus der Ukraine damals vor laufenden Kameras fehlende Dankbarkeit vorgeworfen und ihn beschuldigt, nicht zum Frieden mit Russland bereit zu sein.

ch/AR (dpa, rtr, afp) 

Redaktionsschluss: 18:00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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