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KonflikteIsrael

Neuer Vorstoß zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen

24. August 2025

Die Initiative kommt von dem israelischen Ex-Verteidigungsminister Gantz. Doch welche Chancen hat der Vorschlag einer Einheitsregierung bei Regierungschef Netanjahu?

Porträtaufnahme Benny Gantz
Benny Gantz: "Wenn Netanjahu nicht zustimmt, wissen wir, wir haben alles getan"Bild: ABIR SULTAN/EPA

Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz schlägt dem unter Druck stehenden Regierungschef Benjamin Netanjahu eine gemeinsame Übergangsregierung vor, um die Rettung der Geiseln im Gazastreifen aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas zu erreichen. Bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz sprach Gantz am Samstag von einer vorübergehenden Koalition mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Vertretern der Opposition unter Ausschluss ultrarechter Parteien.

Das Bündnis müsse mit einer Vereinbarung beginnen, die alle 50 Geiseln - darunter 20 lebende - heimbringe. Im kommenden Frühjahr müsse es dann eine Neuwahl geben, sagte der frühere Verteidigungsminister. Obwohl er sich für ein Abkommen mit der Hamas einsetzt, das die Freilassung der Geiseln ermöglichen würde, forderte Gantz bei seiner Ansprache nicht das Ende des Krieges gegen die Hamas.

Israel plant Bodenoffensive: Tausende in Gaza auf der Flucht

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Ein Appell mit Bezug zum Holocaust

"Die Terroristen der Hamas, die die Geiseln hungern lassen, müssen sterben, genau wie die Nazis", sagte der Oppositionspolitiker. "Wir werden sie bis zu ihrem letzten Tag jagen. Aber zuerst werden wir unsere Brüder retten." Mit Blick auf die Geiseln verwies Gantz auch auf seine Mutter Malka, eine Holocaust-Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Sie habe ihm beigebracht, "dass das Leben heilig" sei, sagte er.

Die Chancen für das vorgeschlagene Bündnis gelten allerdings als äußerst gering. "Wenn Netanjahu nicht zustimmt, dann wissen wir, dass wir alles getan haben", sagte Gantz. Es war zunächst unklar, wie Netanjahu auf dessen Schachzug reagieren wird. Auch die Vorsitzenden der beiden größten Oppositionsparteien Jesch Atid und Israel Beiteinu, Jair Lapid und Avigdor Lieberman, äußerten sich bislang nicht.

Gefährdet die Offensive auf Gazastadt die Geiseln?

Unterdessen forderten zehntausende Demonstranten in Tel Aviv erneut ein Geisel-Abkommen. Auch Angehörige der Geiseln bekräftigten ihre Forderung nach einer Waffenruhe und warnten, dass die geplante Einnahme der Stadt Gaza durch die Armee das Leben der Geiseln gefährde. "Es liegt ein Abkommen auf dem Tisch", sagte der Bruder zweier Entführter laut Medien. Dies könne die letzte Chance sein, Leben zu retten. Die Hamas hatte am Montag erklärt, sie habe einem neuen Vermittler-Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt

Protest zur Freilassung der Geiseln und für die Beendigung des Gaza-KriegesBild: Ammar Awad/REUTERS

Laut der Nachrichtenseite "ynet" tritt das Sicherheitskabinett am Dienstag zusammen, um über die Einsatzpläne zur Einnahme der Stadt Gaza abschließend abzustimmen. Zudem werde es um den Stand der indirekten Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln gehen, bei denen die USA, Katar und Ägypten als Vermittler fungieren. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich soll laut Medien Angehörigen der Geiseln gesagt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Netanjahu einem Waffenruhe-Deal mit der Hamas zustimmen. 

Die Hamas und mit ihr verbündete militante Palästinensergruppen hatten mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem Angriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Zahlreiche Länder weltweit haben die Hamas als Terrororganisation eingestuft. Auf einer Konferenz Ende Juli hatten sich mehrere arabische Staaten für eine Entwaffnung der Hamas ausgesprochen.

fab/pgr/haz (dpa, afp)