In der Schwäbischen Alb in Süddeutschland gibt es sechs Höhlen, in denen die ältesten Kunstobjekte der Menschheit gefunden wurden. Jetzt gehören die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst zum UNESCO-Weltkulturerbe.
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Schwäbische Alb: Eiszeitkunst und Welterbe
In der Schwäbischen Alb in Süddeutschland gibt es sechs Höhlen, in denen die ältesten Kunstobjekte der Menschheit gefunden wurden. Seit 2017 gehören die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Bild: LAD, Y. Mühleis
Vogelherd
Die Lage des Vogelherds war für den Urmenschen perfekt, denn die Höhle bot einen 180-Grad-Blick über das Tal. Die Bewohner konnten so frühzeitig Gefahren oder Jagdbeute ausmachen. Zu den Funden gehören über zehn kleine Tierfiguren aus Mammutelfenbein. Eine Löwen- sowie eine Mammutfigur gibt es im archäologischen Themenpark rund um die Höhle zu sehen.
Bild: LAD, Th. Beutelspacher
Wildpferd
Das knapp fünf Zentimeter große Wildpferd gilt als Meisterstück aus dem Vogelherd. Sein gebogener Hals und seine runden Formen wirken elegant und spiegeln das handwerkliche Können der Urmenschen wider. Es ist zusammen mit anderen Funden aus den Höhlen im Tübinger Schloss ausgestellt.
Bild: Hilde Jensen, Universität Tübingen
Venus vom Hohle Fels
Diese dicke Dame, Venus vom Hohle Fels genannt, ist die älteste Menschendarstellung der Welt. Sie gilt als der berühmteste Fund von über 50 Figuren, die 40.000 Jahre lang in den Höhlen der Schwäbischen Alb schlummerten. Zu sehen ist die knapp sechs Zentimeter große Frau aus Elfenbein im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren.
Bild: Hilde Jensen, Universität Tübingen
Hohle Fels
In dieser Höhle wurde die Venus von Archäologen freigelegt. Die meisten Funde von der Schwäbischen Alb sind Tierdarstellungen und stammen aus der Epoche "Aurignacien", eine Zeit, in der Neandertaler und Homo sapiens teilweise nebeneinander lebten und in Höhlen Schutz suchten. Davon gab es in der Schwäbischen Alb schon damals unzählige. Ansonsten sah diese Region ganz anders aus als heute.
Bild: H. Parow-Souchon
Achtal
Während der Eiszeit in Europa gab es kaum Wälder auf der Schwäbischen Alb, Mammuts und Rentiere zogen hier über Steppen. Heute ist das Karstgebiet bewaldet. Über 2000 Höhlen sind mittlerweile bekannt. Sechs von ihnen könnten nun zusammen mit ihren spektakulären Funden zum Welterbe ernannt werden. Drei dieser Höhlen liegen im Achtal, rund 15 Kilometer westlich von Ulm.
Bild: LAD, Chr. Steffen
Geißenklösterle
Schon vor über 40.000 Jahren musizierte Menschen. Das belegen drei Flöten, gefunden in einer Höhle, genannt Geißenklösterle. Die schönste Flöte aus Elfenbein wird wie die Venus im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren (Bild) gezeigt. Das Geißenklösterle selbst ist vergittert und wird nur an Aktionstagen geöffnet. Die Höhle ist aber nicht tief und die Fundstelle von außen gut zu erkennen.
Bild: Claus Rudolph, Urmu
Sirgenstein
Die 42 Meter lange Sirgensteinhöhle ist frei zugänglich. Nur im Winter wird sie zum Schutz der dort lebenden Fledermäuse geschlossen. Die Archäologen fanden heraus, dass sich die Urmenschen vorwiegend im Eingangsbereich der Höhle aufhielten. Dort lagen die Feuerstellen, dort arbeiteten und schliefen sie. Vor über 500 Jahren glaubte man, in der Höhle habe ein "ungeheuerlicher Zyklop" gelebt.
Bild: LAD, M. Steffen
Lonetal
Im Lonetal bei Heidenheim liegen die drei anderen Höhlen, die fürs Welterbe nominiert sind. Sie heißen Vogelherd, Hohlenstein Stadel und Bockstein. Wie auch im Achtal wurde um diese drei Fundstellen eine Schutzzone eingerichtet - hier dürfen ohne Zustimmung des Denkmalschutzes keinerlei Veränderungen vorgenommen werden.
Bild: LAD, O. Braasch
Hohlenstein
Die Ausgrabungen in den Höhlen auf der Schwäbischen Alb begannen bereits im 19. Jahrhundert. Archäologen entdeckten Waffen, Werkzeuge und Reste von Feuerstellen. Auch Schmuck aus Stein, Geweih, Elfenbein und Knochen. Im Hohlenstein wurden 1861 rund 10.000 Höhlenbärenknochen gefunden. Wer selbst auf Spurensuche gehen möchte, kann den vorderen Bereich der Höhle betreten.
Bild: Museum Ulm
Löwenmensch
Zur Sensation wurde dieses Mischwesen aus Mensch und Löwe, ausgegraben im Hohlenstein Stadel. Der mit 31 Zentimeter Höhe größte Höhlenfund gilt als das älteste figürliche Kunstwerk der Welt. Hier ist die Skulptur aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Sie wurde aus Hunderten Bruchstücken zusammengesetzt und konnte fast komplett restauriert werden. Zu sehen ist der Löwenmensch im Museum Ulm.
Bild: LAD, Y. Mühleis
Bockstein
Im Bocksteinfelsen befinden sich mehrere Höhlen, die zugänglich sind. Hier haben sich schon vor über 60.000 Jahren Neandertaler aufgehalten, deren Werkzeuge gefunden wurden. Mit dem Welterbetitel für die Eiszeithöhlen hatte das Bundesland Baden-Württemberg seine sechste Auszeichnung durch die UNESCO erhalten.
Bild: LAD, Stephan M. Heidenreich
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Das UNESCO-Welterbekomitee, das sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammensetzt, entscheidet jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste sowie über Erweiterungsanträge.
Die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst in der Schwäbischen Alb zählen mit der Entscheidung vom 09.07.2017 jetzt zum 42. Weltkulturerbe in Deutschland.
Das Welterbekomitee berät über grundlegende Strategien zum Schutz und Erhalt des Welterbes, diskutiert die Erhaltungszustände bestehender Welterbestätten und entscheidet über die Nominierungen neuer Stätten für die UNESCO-Welterbeliste.
Nominierungen für 2018
Jüdischer Friedhof Altona Königstraße
Wikingerzeitliche Stätten in Nordeuropa - Danewerk und Haithabu
Künftige Nominierungen (für die Jahre ab 2019)
Montane Kulturlandschaft Erzgebirge / Kruśnohoří
Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg
Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt
Die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz
Alte Synagoge und Mikwe in Erfurt – Zeugnisse von Alltag, Religion und Stadtgeschichte zwischen Kontinuität und Wandel
Alpine und voralpine Wiesen- und Moorlandschaften (historische Kulturlandschaften im Werdenfelser Land, Ammergau, Staffelseegebiet und Murnauer Moos, Landkreis Garmisch-Partenkirchen)
Gebaute Träume - Die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee des Bayerischen Königs Ludwig II.
Residenzensemble Schwerin - Kulturlandschaft des romantischen Historismus
Bedeutende europäische Bäder des 19. Jahrhunderts - Baden-Baden, Bad Ems, Bad Homburg, Bad Kissingen, Bad Pyrmont und Wiesbaden
Grenzen des Römischen Reiches - Niedergermanischer Limes und Donaulimes in Österreich und Bayern
Kriterien für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung des Erbes für zukünftige Generationen sicherstellt. Mit der Einschreibung in die Welterbeliste verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren. Das Welterbekomitee überprüft regelmäßig den Erhaltungszustand der Welterbestätten und erbittet Verbesserungsmaßnahmen, wenn es den außergewöhnlichen universellen Wert gefährdet sieht.