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Neuers WM-Teilnahme sehr unwahrscheinlich

9. Mai 2018

Der deutschen Nationalmannschaft droht bei der WM in Russland ihr Stammtorhüter und Kapitän auszufallen. Manuel Neuer weiß selbst noch nicht, wann er wieder auf dem Platz stehen kann. Die Zeit wird immer knapper.

Manuel Neuer
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Wird Nationalmannschafts-Kapitän Manuel Neuer rechtzeitig zur WM in Russland fit oder nicht? Diese Frage kann wenige Tage vor dem Ende der Bundesliga-Saison und rund einen Monat vor WM-Start noch niemand abschließend beantworten. Offenbar hängt die WM-Teilnahme Neuers, der nach langer Verletzungspause wegen eines Mittelfußbruchs auf sein Comeback hinarbeitet, am seidenen Faden. "Das kann ich im Moment nicht sagen", antwortete der Nationaltorhüter am Dienstagabend in München auf die Frage, ob er zu 100 Prozent bei der WM-Endrunde (14. Juni bis 15. Juli) dabei sein werde. Seit September hat er kein Spiel mehr bestritten.

Und genau das könnte den 32-Jährigen letztlich die WM kosten, wie er selbst einräumt. "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe", sagte Neuer am Rande der Trikot-Präsentation des FC Bayern für die neue Saison am Dienstagabend. Doch die Möglichkeiten, diese Spielpraxis noch zu sammeln, werden immer rarer. Vor der Kadernominierung bleibt nur noch das Bundesliga-Finale des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart, vier Tage danach folgt das DFB-Pokal-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt. Die DFB-Elf bestreitet vor der WM zwei Testspiele: gegen Österreich in Klagenfurt (2. Juni) und gegen Saudi-Arabien in Leverkusen (8. Juni). "Es sind ja noch ein paar Spiele", sagte Neuer am Dienstagabend.

Allerdings: Am Mittwoch versetzte Bayern-Trainer Jupp Heynckes Neuers Hoffnungen auf ein Comeback im Vereinstrikot einen Dämpfer: "Manuel wird gegen Stuttgart nicht spielen - und auch im Pokalfinale nicht", wurde Heynckes im "kicker" zitiert. Stattdessen solle Sven Ulreich das Tor der Münchener hüten. Wenig später wurde das vom FC Bayern revidiert: "Tatsache ist, dass Manuel am Samstag beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch nicht im Kader stehen wird. Für das Pokalfinale ist die Entscheidung hingegen noch offen", sagte Trainer Jupp Heynckes laut einer Mitteilung des Vereins.

Neuer braucht "gutes Gefühl"

Neuer selbst hatte zuvor gesagt, er fühle sich "bei den Sachen, die ich mache, sehr wohl, es sieht gut aus". Aber bezüglich eines Comeback-Zeitpunktes gebe es weiter "keine Prognose. Ich muss für mich, die Mannschaft und die Fußballrepublik Deutschland die richtige Entscheidung treffen. Da hilft es nicht, sich aus der Ruhe bringen zu lassen." Zuversicht klingt anders, doch ist Neuer mittlerweile aus Schaden klug geworden. Der Bruch des Mittelfußknochens ist der dritte an selber Stelle. Bei seinen ersten beiden Verletzungen kehrte Neuer zu früh zwischen die Pfosten zurück und verletzte sich daraufhin erneut.

Anfang April absolvierte Manuel Neuer wieder eine volle Trainingseinheit beim FC BayernBild: picture-alliance/SvenSimon

Nach einer Trainingspause wegen einer Schwellung im operierten linken Fuß hatte Neuer Ende der vergangenen Woche das Training wieder aufgenommen. Auch am Dienstag konnte er aber noch nicht das komplette Programm mit der Mannschaft absolvieren. "Ich möchte mich täglich verbessern und versuche, so schnell wie möglich fit zu werden. Die bisherigen Schritte waren sehr gut und positiv, das versuche ich fortzusetzen. Dann werden wir sehen, ob es reicht", sagte Neuer weiter.

Bevor er wieder spiele, müsse er jedoch "ein gutes Gefühl haben", sagte der Weltmeister von 2014. Für Stuttgart scheint es nicht zu reichen. Auch an einen Einsatz im Pokal-Finale denke er "jetzt überhaupt nicht. Ich denke von Trainingseinheit zu Trainingseinheit, von Therapie zu Therapie."

Löw plant mit Neuer und hat Plan-B

Bundestrainer Löw hätte Neuer gerne bei der WM dabeiBild: AFP/Getty Images

Und der Bundestrainer? Stand heute plant Joachim Löw, der am kommenden Dienstag in Dortmund seinen vorläufigen WM-Kader benennen wird, fest mit Neuer. Wegen der unklaren Lage wird er aber voraussichtlich neben seinem Kapitän und dessen bisherigem Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen auch Bernd Leno und Kevin Trapp ins Trainingslager nach Südtirol (23. Mai bis 7. Juni) mitnehmen.

Ob er sich auch vorstellen könnte, als Nummer zwei hinter Ter Stegen nach Russland mitzufahren, wollte Neuer nicht klar sagen und blieb vage: "Man kann sich momentan alles vorstellen, weil man nicht weiß, was das Ende mit sich bringt." Er befinde sich aber seit Monaten mit Löw und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke in "gutem Austausch. Wir haben einen engen Draht, sie sind bestens informiert."

Während Neuers sportlicher Terminplan für den Sommer noch in der Schwebe hängt, rechnet der verletzte Abwehrchef Jerome Boateng dagegen fest mit seiner WM-Teilnahme. "Der Bundestrainer weiß ganz genau, dass es mein Ziel und absolut realistisch ist, dass ich da mitfahre", sagte er. Der 29-Jährige hatte sich kürzlich eine Muskelverletzung im Adduktorenbereich zugezogen.

asz/sn (sid, dpa)

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