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Musik

Neues von Sting: 57th & 9th

11. November 2016

Back to the Roots kann man da nur sagen: Sting, der im Oktober 65 geworden ist, kehrt mit der neuen Platte zurück zum einfachen, geraden Rock'n'Roll - und erinnert trotz "gereifter" Stimme an die alten Police-Zeiten.

Sting
Bild: Eric Ryan Anderson

"Diese Platte ist sehr direkt, einfach und die Songs sind eher kurz gehalten", sagt der Mann mit der markanten Stimme. "Meine alte DNA aus Zeiten mit The Police kann man darin erkennen - versehen mit einem neuen Gefühl." Sting will überraschen. Das ist für ihn das wichtigste Element in der Musik. Die Überraschung ist ihm gelungen.

Rockiger als alles, was er seit langer Zeit gemacht hat - so klingt die neue Sting-Platte "57th & 9th" - das erste neue "echte" Werk seit 13 Jahren. Benannt ist das Album nach einer Straßenkreuzung in Manhattan, die er täglich auf dem Weg zum Studio überquerte. Mitgeholfen haben ihm Urgesteine wie der Schlagzeuger Vinnie Colaiuta (Drummer bei u.a. Frank Zappa, Joni Mitchell, Chaka Khan) und Gitarrist Dominic Miller, mit dem Sting schon lange zusammen arbeitet. Kraftvoll, laut und "unpoliert" sind die Songs, nachdenklich und tiefgründig die Texte. Mal ein wenig Folk-Songwriting, mal treibender, tanzbarer Rock wie die Vorab-Single "I Can't Stop Thinking About You". Mal kratziger Garagenrock in "Petrol Head". In "One Fine Day" geht es um den Klimawandel, in "Inshallah" singt er aus der Perspektive von Flüchtlingen in Europa.

57th & 9th: Diese New Yorker Straßenkreuzung inspirierte StingBild: Universal Music

Verbeugung vor den toten Weggefährten

In der düsteren Ballade "50.000" erinnert Sting an die Musiker, die in diesem Jahr schon gestorben sind. In der Woche, als Prince starb, schrieb Sting den Song, in dem er beschreibt, wie es ist, wenn man vom Tod seines Vorbilds liest. "Ich bin ja jetzt auch schon 64", sagte er dem "Rolling Stone" im Sommer. "Letztendlich thematisiert der Song das Gefühl, das uns alle überkommt, wenn wir vom Tod einer kulturellen Ikone erfahren - ob das nun Prince, David Bowie, Glenn Frey oder Lemmy ist. Wenn sie sterben, hinterfragen wir automatisch auch unsere eigene Unsterblichkeit."

Musikalische Exkurse

Sting: "Meine Stimme ist heute besser"Bild: picture-alliance/dpa/V. Pagliarulo

In den letzten Jahren hat sich die Begeisterung für Stings Musik in Grenzen gehalten. Vielen Fans waren die musikalischen Ausflüge in andere Genres eher suspekt. Das Experiment mit Weisen aus dem 16. Jahrhundert auf dem Lauten-Album "Songs From The Labyrinth" war nur was für Hartgesottene. Auch sein von Kritikern gelobtes Broadway-Musical "The Last Ship" fiel durch. Mit seinem zwölften Studioalbum ist Sting nun wieder in der Spur. Seine Stimme: Gereift, "wie bei einem älteren Wein", sagt Sting. "Ich singe immer noch das hohe C, aber ich kann auch tiefer singen. Meine Stimme ist jetzt eindeutig besser als früher."

 

Konzert im Bataclan

Sting wird "57th & 9th" unter anderem am 12. November live in Paris vorstellen. An einem besonderen Ort: dem Musikclub Bataclan. Vor einem Jahr sind dort während eines Konzertes 90 Menschen von Terroristen umgebracht worden. Am Vorabend des Jahrestags der Terroranschläge von Paris eröffnet das Bataclan wieder. Als bekannt wurde, dass Sting das Wiedereröffnungskonzert geben wird, waren 1000 Karten innerhalb von 30 Minuten ausverkauft. Sting will alle Einnahmen an die Opfer des Anschlags spenden. Sicher wird er auch "Fragile" singen. Denn das konnte er immer schon gut: an der richtigen Stelle den richtigen Ton treffen.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online