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Dopingskandal

26. Mai 2007

Der Tour-de-France-Sieger von 1996, Bjarne Riis, hat den Gebrauch von leistungssteigernden Substanzen eingeräumt. Politikern reicht's: Sie streben die Verabschiedung des Anti-Doping-Gesetzes noch vor der Sommerpause an.

Bjarne Riis 1996 bei der Tour de France
Bjarne Riis 1996 auf dem Weg zum Tour-SiegBild: AP

"Ich habe gedopt, ich habe EPO genommen. Ich habe Fehler gemacht, und ich möchte mich entschuldigen", sagte Riis am Freitag (25.3.) in Kopenhagen auf einer Pressekonferenz. Er räumte ein, dass er von 1993 bis 1998 gedopt habe - auch während seines Toursieges 1996. Die mögliche Aberkennung seines Tour-Titels kommentierte der Däne beinahe gleichgültig: "Es bedeutet mir nichts. Mein gelbes Trikot liegt zu Hause im Pappkarton. Wenn ihr es holen wollt, bitteschön."

Riis ist bereits der siebte Radprofi des früheren Team Telekom, der sich als Doping-Sünder geoutet hat. Sein Geständnis kam einen Tag, nachdem seine früheren Telekom-Gefährten Erik Zabel und Rolf Aldag den Einsatz von Doping zugegeben hatten. 1999 - drei Jahre nach seinem Tour-Sieg - hatte er seine aktive Laufbahn beendet. Heute ist der 43-Jährige Teamleiter des dänischen Radsportteams CSC.

Ullrichs Verhalten weiterhin unklar

Auf die Frage eines Reporters, was er seinem ebenfalls unter Doping-Verdacht stehenden früheren Mannschaftskameraden Jan Ullrich rate, sagte Riis: "Jan soll machen, was für ihn das richtige ist." Auf die Frage, ob er wisse, ob Ullrich gedopt habe, sagte er: "Ich weiß das nicht."

Ist er der nächste? Jan UllrichBild: AP

Es herrscht weiter Rätselraten um Jan Ullrich. Nach Informationen von "Spiegel online" ist eine Stellungnahme von Deutschlands einzigem Tour-de-France-Sieger derzeit nicht vorgesehen. "Jan Ullrich wird sich nicht äußern. Es ist nichts geplant", sagte Ullrichs Manager Wolfgang Strohband am Freitag dem Internet-Dienst. "Es gibt überhaupt keinen Grund für Jan Ullrich, sich zu diesem Zeitpunkt zu äußern." Damit dementierte "Spiegel online" einen Vorab-Bericht der Zeitung "Welt" (Samstagsausgabe). Dort kündigte Strombach an, dass Ullrich sein Schweigen bald beenden werde. "Auch Jan wird Stellung beziehen. Wann und in welcher Form, ob durch eine Pressekonferenz oder durch eine Mitteilung über seiner Homepage ist noch offen", sagte Strohband der "Welt".

Politiker fordern weitere Aufklärung

Nach der Geständnisoffensive der Radprofis kämpft der deutsche Sport um seine Glaubwürdigkeit. Politiker streben die Verabschiedung des geplanten Anti-Doping-Gesetzes noch vor der Sommerpause an, Funktionäre beklagen einen riesigen Imageschaden, Doping-Bekämpfer intensivieren das Kontrollsystem.

Die deutsche Regierung hat mit Bestürzung auf den jahrelangen Betrug in der Szene reagiert. "Im Radsport hat es offensichtlich ein bislang unvorstellbares Ausmaß an systematischer und fortgesetzter Manipulation gegeben", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel, "die bisherigen Geständnisse und Ermittlungen reichen nicht aus, um reinen Tisch zu machen." Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) schlug in die gleiche Kerbe. "Es kann so nicht weitergehen", kommentierte Schäuble die "Seuche".

Alle Sportler unter Generalverdacht

Der drohende Flächenbrand mit weiteren Gruppenoffenbarungen aus anderen Sportarten ist zunächst ausgeblieben. Dafür wurde die "Hammer City Night" am 3. August im westfälischen Hamm als erste Radsport-Veranstaltung abgesagt. "Wir fühlen uns betrogen und wollen ein Zeichen im Kampf gegen Doping setzen", so Organisator Michael Erkeling.

"Jetzt stehen alle Sportler unter Generalverdacht. Es ist ein großer Schaden für das Image des Leistungssports generell entstanden", erklärte Jürgen Fornoff, Generalsekretär des Deutschen Schwimm-Verbandes. Jens Kahl, Sportdirektor im Deutschen Kanu-Verband, drückte es noch drastischer aus: "Unsere Sportler werden jetzt schon angesprochen, na was nehmt ihr denn?" Jeder gute Sportler werde jetzt als "potenzieller Verbrecher" angesehen.

Anti-Doping-Agentur will neues Testsystem

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) hat bereits reagiert. Schlupflöcher im deutschen Kontrollsystem sollen geschlossen werden. Zum 1. Juli wird deshalb ein nationaler Testpool eingerichtet, in dem rund 2000 Athleten erfasst werden. "Sportler, die zu diesem Testpool gehören, werden mit der 24-Stunden-Regel bei Trainingskontrollen konfrontiert werden und nicht binnen 72 Stunden zum Test erscheinen müssen", so der NADA Vorstandsvorsitzende Armin Baumert zur praktischen Durchsetzung der kurzen und im Anti-Doping-Kampf effektiven Vorwarnzeit für die Topathleten. Trotzdem gab er sich im TV-Sender "n-tv" desillusioniert: "Nur Teilerfolge sind machbar. Der mafiöse globale Gegner ist beinahe übermächtig." (je)

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