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Neues Flüchtlingsdrama vor Lampedusa

3. Oktober 2013

Vor der italienischen Küste ist wieder ein Boot mit hunderten Flüchtlingen gekentert. Viele von ihnen ertranken. Die Regierung in Rom will mehr Hilfe von der EU, um den anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen zu bewältigen.

Im Hafen von Lampedusa liegen mehrere Ertrunkenen nebeneinander unter Decken (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Karussell: Tragödie von Lampedusa

01:41

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Das Boot mit etwa 500 Menschen an Bord hatte vor Lampedusas Nachbarinsel Isola dei Conigli Feuer gefangen und war gekentert. Nach ersten Ermittlungen hatten die Flüchtlinge eine Decke in Brand gesteckt, um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen.

Unter den mindestens 133 Toten sind etliche Frauen und Kinder, wie italienische Medien berichten. Etwa 150 Menschen wurden bisher gerettet, rund 200 wurden noch vermisst. Die Suche nach ihnen wird fortgesetzt, große Hoffnung gibt es laut Küstenwache jedoch nicht mehr.

Überlebende im Schockzustand

"Es ist ein Horror", sagte Bürgermeisterin Giusi Nicolini im Fernsehen. "Die Überlebenden sind in einem Schockzustand." Sie waren etwa zwölf Stunden vor dem Unglück an der libyschen Küste aufgebrochen. Die Flüchtlinge kommen nach eigenen Angaben vorwiegend aus Eritrea und Somalia.

Zwei Fischerboote hatten sie bemerkt und Alarm ausgelöst, woraufhin die Küstenwache und der Zoll Schiffe entsandten. Auch mehrere Helikopter waren im Einsatz. Unter dem Eindruck der Tragödie forderte Staatspräsident Giorgio Napolitano eine Revision der italienischen Asylgesetze. Innenminister Angelino Alfano reiste nach einem Treffen mit Regierungschef Enrico Letta nach Lampedusa. Letta bezeichnete den Tod der Migranten als "ungeheure Katastrophe".

Die italienischen Mittelmeerinseln klagen seit langem über den Ansturm und fordern mehr Unterstützung von der Regierung in Rom. Diese wiederum verlangt mehr Hilfen der EU in Brüssel. Es handele sich nicht allein um eine nationale Grenze sondern auch um eine europäische.

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström rief angesichts des neuen Flüchtlingsdramas zu größeren Anstrengungen innerhalb der Europäischen Union auf. Neben einem verschärften Kampf gegen kriminelle Schleuser-Organisationen müsse die EU mit den Herkunfts- und Transitländern der Flüchtlinge besser kooperieren, um mehr legale Möglichkeiten zur Einwanderung nach Europa zu schaffen, sagte sie.

Mehr als 22.000 Einwanderer

Jedes Jahr, vor allem bei gutem Wetter, versuchen Flüchtlinge aus Afrika mit Booten die europäischen Küsten zu erreichen. Seit der Zunahme der Gewalt in Syrien und Ägypten fliehen auch aus diesen Ländern immer mehr Menschen, um der Not in ihrer Heimat zu entkommen. Für viele endet die gefährliche Überfahrt in den oftmals kaum seetauglichen Booten tödlich.

Zuletzt waren am Montag 13 Einwanderer aus Ägypten ertrunken, als ihr Schiff vor der Küste von Sizilien unterging. Die etwa 200 Migranten versuchten, zur Küste zu schwimmen. Zahlreiche erreichten Sizilien, die anderen konnten jedoch nicht mehr gerettet werden.

In diesem Jahr haben schon mehr als 22.000 Einwanderer den Weg über das Mittelmeer nach Italien geschafft. Dies sind drei mal mehr als im gesamten Jahr 2012. Viele hoffen, in der Europäischen Union eine Arbeit zu finden.

uh/se (afp,dpa, epd)

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