"Neues Kapitel" in den Beziehungen zu Bolivien
4. November 2015Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete es als "neues Kapitel in den bolivianisch-deutschen Beziehungen". Unter anderem wollen beide Länder beim Ausbau der Windenergie und dem Aufbau einer Lithium-Industrie in Bolivien kooperieren.
Morales unterstrich bei seinem Besuch in Berlin das große Interesse seines Landes an einer engen Zusammenarbeit mit Deutschland und an Technologietransfer. Es seien Investitionen von mehr als einer Milliarde Dollar, umgerechnet rund 920 Millionen Euro, im Energiebereich vorgesehen. "Wir möchten das Energiezentrum Südamerikas werden", sagte Morales. Ab kommendem Jahr wolle Bolivien Energie exportieren.
Freihandelsabkommen mit der EU
Zudem drängt Morales darauf, schnell ein Freihandelsabkommen mit der EU abzuschließen. Merkel versprach dem bolivianischen Präsidenten, sein Land dabei in den Gesprächen mit der EU-Kommission unterstützen. "Es gibt den Wunsch, ein bilaterales Freihandelsabkommen abzuschließen mit der EU, wenngleich Bolivien auf dem Weg zu einer Mitgliedschaft bei Mercosur ist", sagte die Kanzlerin unter Verweis auf die südamerikanische Staatengruppe, mit der die EU ebenfalls Gespräche über ein Freihandelsabkommen führt. "Aber Bolivien will schnell auch Ergebnisse sehen."
Morales, der früher ein Gegner des Freihandels war, pochte darauf, dass die Besonderheiten seines Landes, insbesondere der "solidarischen Handel", auch beim Außenhandel berücksichtigt werden müssten. Mit Blick auf die Entwicklung seines einst bitterarmen Landes hob er hervor, dass die Armut unter seiner Regierung von 38 auf 17 bis 18 Prozent verringert worden sei.
Merkel lobt "beachtliche Bilanz" von Morales
Die Bundeskanzlerin lobte die Fortschritte bei der Entwicklung Boliviens unter dem linksgerichteten Morales, der seit 2006 im Amt und der erste indianische Staatschef des Landes ist. Die Kanzlerin sprach von "beachtlichen Erfolgen" etwa bei der Armutsbekämpfung, der Alphabetisierung oder dem Schuldenabbau. Das Land habe auch ein "sehr beeindruckendes Wirtschaftswachstum aufzuweisen".
Gleichzeitig forderte sie jedoch Fortschritte bei den Menschenrechten und bot Hilfe beim Aufbau des Justizwesens an. Dazu wolle Deutschland nun Experten nach Bolivien schicken.
ww/kle (AFP, Reuters)