Der Naumburger Dom zählt jährlich knapp 150.000 Besucher. Nach der Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbeliste erwartet Sachsen-Anhalt mehr internationale Besucher und weitere Impulse für die Region.
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Naumburger Dom
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Es ist bereits die fünfte UNESCO-Welterbestätte in Sachsen-Anhalt. Kulturminister Rainer Robra nannte das ein Alleinstellungsmerkmal; nirgendwo sonst gäbe es so dicht auf 100 Kilometern Entfernung so viele Weltkulturerbestätten. Neben dem Dom gehören die Altstadt von Quedlinburg, die Bauhaus-Stätten in Dessau, das Gartenreich Dessau-Wörlitz und die Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben zum UNESCO-Weltkulturerbe in Sachsen-Anhalt.
Als "Befreiung" und "Erlösung" hat der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter, Holger Kunde, die Entscheidung zur Aufnahme der Kathedrale in die Welterbeliste empfunden. Zuvor waren 2015 und 2017 bereits zwei Anläufe gescheitert.
Eine Mittelalter-Tour rund um Naumburg
An den Flüssen Saale und Unstrut hat das Mittelalter viele Spuren hinterlassen: Burgen, Klöster, Kirchen und Weinberge. Herzstück ist der Naumburger Dom, der gerade von der UNESCO zum Weltkurerbe erklärt wurde.
Bild: picture-alliance/dpa
Naumburger Dom
Der Dom St. Peter und Paul ist das Wahrzeichen der Kreisstadt Naumburg im Süden Sachsen-Anhalts und die 44. Welterbestätte Deutschlands. Der Grundstein für den Bischofs-Sitz wurde im Jahr 1029 gelegt, der prächtige Ausbau erfolgte im 13. Jahrhundert. So sind in der Kathedrale Romanik und Gotik aufs Schönste vereint.
Bild: DW/K. Schmidt
Westchor im Naumburger Dom
Vor allem der Westchor ist ein Meisterwerk der gotischen Bildhauerkunst. Der unbekannte "Naumburger Meister" hat Figuren voller Lebendigkeit und Natürlichkeit geschaffen, im 13. Jahrhundert eine Sensation. Dargestellt sind zwölf Vertreter des Adels, die mit ihren reichen Spenden den Bau des Naumburger Doms einst ermöglicht hatten. Unter ihnen befindet sich auch die Markgräfin Uta.
Bild: picture alliance/dpa/W. Grubitzsch
Uta von Naumburg
Als der Schriftsteller Umberto Ecco gefragt wurde, mit wem er gern einmal zu Abend essen würde, antwortete er: mit Uta von Naumburg! Ihre Anmut und ihre Unnahbarkeit haben die Figur berühmt gemacht. Manchem gilt sie gar als schönste Frau des Mittelalters. Walt Disney allerdings nahm sie als Vorlage für die böse Stiefmutter im Schneewittchen-Film.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Endig
Naumburger Marktplatz
Nicht nur wegen des Doms lohnt ein Besuch der Altstadt von Naumburg, die nur eine halbe Autostunde von Leipzig entfernt ist. Die reich verzierten Bürgerhäuser am Marktplatz sind ein sichtbarer Beleg für den Reichtum in früheren Jahrhunderten.
Bild: Stadt Naumburg (Saale)/M. Frauendorf
Rudelsburg
An den Flüssen Saale und Unstrut kreuzten sich im Mittelalter mehrere Handelswege. Zu ihrem Schutz wurden mächtige Burgen errichtet; nicht umsonst heißt die Region auch "Burgenlandkreis". Eine der schönsten ist die Rudelsburg am Hochufer der Saale, ein beliebtes Ausflugsziel.
Bild: Wolfgang Kubak
Goseck - Burg, Kloster, Schloss
Rund 30 Burgen und Schlösser gibt es im Burgenlandkreis, viele sind gut eintausend Jahren alt. Als Burg dienten sie zunächst der Verteidigung, später wurden sie in Schlösser umgebaut. So auch Burg Goseck: Zuerst war sie Sitz der Pfalzgrafen, dann Kloster der Benediktiner, später, im 17.Jahrhundert, wurde die Anlage zum Schloss.
Bild: Stadt Naumburg (Saal)/Wolfgang Kubak
Kloster Pforta
Insgesamt gab es im Hochmittelalter, also von der Mitte des 11. bis Mitte des 13. Jahrhunderts, rund 50 Klöster an Saale und Unstrut. Mönche trugen entscheidend zum Aufschwung der Region bei. 1137 etwa gründete der Zisterzienserorden das Kloster Pforta. Zu dessen technischen Leistungen gehört die Wasserversorgung mit Kanälen und Mühlen.
Bild: Landesschule Pforta/Photo-Tempel
Landesschule Pforta
Darüber hinaus ist das Kloster Pforta bis heute ein traditionsreiches Gymnasium. Auch der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche ging hier im 19. Jahrhundert zur Schule. Die Bibliothek wurde 1570 gegründet und ist heute mit rund 80.000 Buchtiteln eine der größten und traditionsreichsten Schulbibliotheken Deutschlands.
Bild: Landesschule Pforta/Photo-Tempel
Schweigenberg
Es waren auch Mönche, die vor eintausend Jahren die ersten Terrassen anlegten und Reben pflanzten. Heute ist das Weinanbaugebiet an Saale und Unstrut das nördlichste in Deutschland: klein, aber fein. Und wenn die Sonne scheint, versteht man, warum die Region auch "Toskana des Nordens" genannt wird.
Bild: Stadt Naumburg (Saal)/Christoph Keller
Freyburg
Im Winzerstädtchen Freyburg erwarten die Besucher eine Burg, ein ehemaliges Kloster, und jede Menge Terrassenweinberge. Hier kann man bei einem Glas Wein den Abstecher ins Mittelalter ausklingen lassen.
Bild: DW/L. Stege
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Nach der Auszeichnung als Weltkulturerbe soll nun auch der Bau eines Weltkulturerbezentrums als Anlaufpunkt für Besucher in Naumburg vorangetrieben werden. Der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter bezifferte die Investitionskosten auf insgesamt sieben bis acht Millionen Euro, rechnet allerdings nicht mit einer Fertigstellung vor 2023.
Das Welterbekomitee hatte den Naumburger Dom bei seiner Tagung in Bahrain am Sonntag (1.7.) in die Welterbeliste aufgenommen. Der bedeutende Kathedralbau aus dem Hochmittelalter ist die 44. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland. Die spätromanisch-frühgotische Architektur aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Berühmt sind die vom "Naumburger Meister", einem bis heute unbekannten Steinbildhauer, geschaffenen zwölf Stifterfiguren in der Kathedrale, die zu den wichtigsten Kunstwerken ihrer Epoche gehören.