Zwei Wochen im Voraus erstellen Metereologen seriös Prognosen über Niederschlag und Temperaturen. Mit dem neuen Modell könnte der Deutsche Wetterdienst künftig sechs Wochen in die Zukunft schauen - zum Wohl der Bauern.
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Die Metereologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) setzen künftig auf die Prognose von Bodenfeuchte. Diese ist weniger wechselhaft als die komplexen Wetterprozesse in der Erdatmosphäre, weil der Boden sich deutlich träger verhält als die Atmosphäre. Die bisher eingesetzten Wettervorhersagen decken nur maximal zwei Wochen ab - auf längere Sicht sind Niederschlagsprognosen äußerst ungenau.
"Für die Landwirtschaft ist nicht unbedingt entscheidend, wieviel Regen vom Himmel fällt", erklärt DWD-Vizepräsident Paul Becker. Viel wichtiger sei, dass die Pflanzen sich Wasser aus dem Boden ziehen könnten.
Hilfe ab 2019
Die neue DWD-Langfristprognose soll Bauern dabei helfen, ihre Ressourcen gezielter einzusetzen. So könnten sie Dünger ausbringen, solange noch ausreichend Feuchtigkeit im Boden vorhanden ist. "Ein weiteres Beispiel ist der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen, welche an die bevorstehende Witterungssituation angepasst werden können", so Becker.
Seit 20 Jahren werden Prognosen über Bodenfeuchte getestet, laut DWD können sie den Landwirten voraussichtlich im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.
Vorsorge gegen den Klimawandel
Hintergrund für das neue Modell ist eine erwartete Zunahme von Wetterextremen im Zuge des Klimawandels. Diese erlebten die Landwirte besonders im vergangenen Sommer, der seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen vor fast 140 Jahren der wärmste war.
Langanhaltende Hitze und Trockenheit bescherten den Bauern beim Getreide und anderen Feldfrüchten Ernteausfälle und Qualitätseinbußen. Auch das Grünfutter für die Nutztiere wurde knapp. Trotz millionenschweren Dürrehilfen von Bund und Ländern bleiben die Landwirte auf Schäden in Höhe von 2,5 Milliarden Euro sitzen.
Deutschland trocknet aus
Der Sommer 2015 bricht alle Hitzerekorde. Die Folge: In vielen Regionen ist es viel zu trocken. Die Pegel der Flüsse sind extrem niedrig, Pflanzen verdorren auf den Feldern, die Waldbrandgefahr steigt.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi
Feuerwehr auf dem Acker
Wo es trocken ist, da steigt die Brandgefahr. Hier im nordrhein-westfälischen Lembeck musste die Feuerwehr einen Feldbrand löschen. In Thüringen rückten die Einsatzkräfte in diesem Jahr bereits zu 14 Waldbränden aus - öfter, als in den vergangenen beiden Jahren zusammen.
Bild: picture-alliance/dpa/G. Bludau
Sorge um die Ernte
Weite Teile Deutschlands ächzen unter der extremen Trockenheit. In einigen Regionen ist der Boden so trocken wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die oberen 30 bis 60 Zentimeter des Erdreichs sind völlig ausgetrocknet. Besonders die Landwirtschaft wie hier im sächsischen Kamenz leidet unter der Dürre. Bauern befürchten Ernteausfälle, etwa bei Kartoffeln oder Mais.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi
Sinkende Flusspegel
Kiesflächen, wo sonst Wasser fließt. Deutschlands Flüsse führen derzeit extrem wenig Wasser. Am Rhein bei Bingen treten zahlreiche Sand- und Kiesbänke zu Tage. Wegen des Niedrigwassers können Rheinschiffe nicht mehr voll beladen werden.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt
Hungersteine in der Elbe
In der Elbe tauchen mittlerweile die so genannten Hungersteine wieder auf. Die Jahreszahlen darauf erinnern an besonders trockene Jahre. Dieser Stein von 1859 liegt im Flussbett bei Pirna-Oberposta in Sachsen.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi
Probleme für die Schifffahrt
In Frankfurt an der Oder ist die Binnenschifffahrt bereits völlig zum Erliegen gekommen. Hier liegen die Pegelstände zur Zeit bei rund 90 Zentimetern. Das sind 30 Zentimeter unter dem mittleren Niedrigwasser. Auch im Süden Deutschlands bremst die Dürre Flusskreuzfahrtschiffe und Frachtschiffe.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Wo ist hier das Wasser?
Der Edersee in Hessen verliert täglich fast zwei Millionen Kubikmeter Wasser. Mit dem Wasser, das er abgibt, wird der Pegel auf der Weser für die Schifffahrt konstant gehalten. Wer im See ein erfrischendes Bad nehmen will, muss das kühle Nass suchen.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi
Gräber aus versunkenen Dörfern
Stattdessen gibt es dort anderes zu entdecken. Nach dem Bau einer Talsperre vor über hundert Jahren versanken drei Dörfer im Edersee. Die extreme Trockenheit legt nun Teile davon wieder frei, so wie hier einen alten Friedhof. Die Gräber wurden einst mit Betonplatten beschwert, damit die Leichen nicht auftreiben.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi
Hessisches Atlantis
Die alte Brücke, die früher über die Eder führte, liegt eigentlich auf dem Grund des Sees. Jetzt laufen wieder Fußgänger über das 100 Jahre alte Bauwerk. Bis die Brücke des "hessischen Atlantis" wieder überflutet ist, wird es wohl noch etwas dauern. Regen ist erst einmal nicht in Sicht.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi
Blitz und Donner
Falls es doch mal regnet, kommt gleich alles auf einmal: Unwetterartige Sommergewitter sorgen immer wieder für vollgelaufene Keller, Brände durch Blitzeinschläge und überschwemmte Straßen. In dieser Woche traf es Niedersachsen (Foto), Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen besonders heftig.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Ende in Sicht?
In einigen Teilen Deutschlands soll es am Wochenende kühler werden. Ergiebiger Landregen ist dennoch nicht in Sicht. Stattdessen könnte es erst einmal neue Unwetter und Gewitter geben.