Der neue US-Präsident liest nicht, doch seit er US-Präsident ist, stehen Bücher über totalitäre Regime wieder auf den Bestsellerlisten. Vielleicht können sie helfen, Trumps Regierungsstil besser zu verstehen.
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Neun Buchempfehlungen für die Trump-Ära
Seit Donald Trump US-Präsident ist, stehen Klassiker über totalitäre Regime wieder auf den Bestsellerlisten. Sie könnten zu einem besseren Verständnis seines Regierungsstils - und dessen möglichen Folgen - beitragen.
Bild: Getty Images/S. Platt
"1984"
George Orwells "1984" führt dem Leser vor Augen, was es heißt, in einem autoritärem Staat zu leben, in dem Überwachung omnipräsent ist und die Öffentlichkeit durch Propaganda manipuliert wird. Seit der Wahl von Donald Trump steht der dystopische Roman wieder auf den Bestsellerlisten. Doch auch andere Klassiker, die ähnliche Szenarien zeichnen, liegen vermehrt auf den Nachttischen.
Bild: picture-alliance/akg-images
"Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"
Hannah Arendts Essay "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" sorgte nach seiner Veröffentlichung 1951 für großes Aufsehen. Arendt, die aus Nazi-Deutschland geflohen war, analysierte als eine der ersten politischen Theoretikerinnen den Aufstieg totalitärer Regime. Vor einigen Wochen war das Buch bei Amazon kurzzeitig vergriffen.
Bild: Leo Baeck Institute
"Schöne neue Welt"
Aldous Huxleys dystopischer Roman "Schöne neue Welt" ist immer noch absolute Pflichtlektüre für Schüler und Studenten. Das 1932 erschienene Buch des britischen Schriftstellers betrachtet die Gleichschaltung einer Gesellschaft durch psychologische Manipulation und Konditionierung.
Bild: Chatto & Windus
"Der Report der Magd"
Auch die feministische Dystopie von Margaret Atwood steht wieder auf den Bestsellerlisten. Der Roman von 1985 spielt in den Vereinigten Staaten der Zukunft, in denen Frauen durch die herrschende totalitäre Theokratie entrechtet und unterdrückt werden. Aus Angst vor ähnlichen Szenarien stellen sich heute viele Frauen gegen Trump, der immer wieder mit sexistischen Äußerungen für Aufsehen sorgte.
Bild: picture-alliance / Mary Evans Picture Library
"Das Orakel vom Berge"
1962 beschrieb der Roman "Das Orakel vom Berge" von Philip K. Dick das Leben in einem Amerika unter der Diktatur der im Zweiten Weltkrieg siegreichen Deutschen und Japaner. Eine TV-Serie, die lose auf dem Buch basiert, erschien 2015. Die Werbeplakate für die Serie in der New Yorker U-Bahn (siehe oben) wurden aufgrund ihrer Symbolik kontrovers diskutiert.
Bild: Getty Images/S. Platt
"The United States of Fear"
Tom Engelhardts Sachbuch "The United States of Fear" (Die Vereinigten Staaten der Angst) erschien 2011. Es analysiert, inwiefern der Faktor "Angst" massive Investitionen der US-Regierung in Militär, Kriege und nationale Sicherheit begünstigte - und damit das Land, so die These des Autors, an den Rand des Abgrunds getrieben habe.
Bild: Haymarket Books
"Things That Can and Cannot Be Said"
"Things That Can and Cannot Be Said" (Dinge, die man sagen darf oder nicht) ist eine Sammlung von Aufsätzen und Gesprächen, in denen die Autorin Arundhati Roy und Schauspieler und Drehbuchautor John Cusack ihr Treffen mit NSA-Whistleblower Edward Snowden reflektieren.Sie trafen ihn 2014 in Moskau, und in ihrem Buch geht es vor allem um Massenüberwachung und die Macht des Staates.
Bild: picture alliance / Christian Charisius/dpa
"The Power of the Powerless"
In seinem Aufsatz "The Power of the Powerless" (Die Macht der Machtlosen) (1978) eruiert der tschechische Schriftsteller und spätere Staatspräsident Vaclav Havel mögliche Methoden des Widerstands gegen totalitäre Regime. Er selbst saß als Kritiker der kommunistischen Regierung der Tschechoslowakei für mehrere Jahre in Haft. Sein Aufsatz wurde zu einem Manifest für viele Widerständler im Ostblock.
Bild: DW/M. Pedziwol
"Verführtes Denken"
1970 wurde der polnische Dichter und spätere Literatur-Nobelpreisträger Czeslaw Milosz amerikanischer Staatsbürger. Sein Sachbuch "Verführtes Denken" (1953) erzählt von seinen Erlebnissen als regimekritischer Schriftsteller im Ostblock. Es ist eine intellektuelle Abrechnung mit dem Stalinismus, aber auch mit der aus seiner Sicht abgestumpften westlichen Konsumgesellschaft.
Bild: picture-alliance/United Archives/WHA
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Die Unterschiede zwischen dem 44. und 45. Präsidenten der USA könnten nicht größer sein. Politisch ist das bereits während des Wahlkampfs von Donald Trump deutlich geworden. Doch auch was die Einstellung zu Büchern angeht, ist Trump das komplette Gegenteil von Barack Obama.
Während sein Vorgänger im Oval Office immer wieder betont hatte, wie sehr Bücher seinen Werdegang und seine Präsidentschaft geprägt hätten, erklärte Donald Trump, er habe "einfach keine Zeit" zum Lesen. Er schaue eher Fernsehen, sagte der damalige Präsidentschaftskandidat im Mai 2016 in einem Interview mit dem amerikanischen TV-Sender Fox News. Tony Schwartz, der als Ghostwriter für Trump dessen Bestseller-Autobiografie "The Art of Deal" schrieb, geht sogar davon aus, dass der amtierende US-Präsident in seinem Erwachsenenleben nicht ein einziges Buch von vorne bis hinten gelesen hat – nicht einmal seine eigenen Memoiren.
Umso mehr verwundert der Bücherhype, den Donald Trump ausgelöst hat. Es sind allerdings vor allem dystopische Klassiker, wie George Orwells "1984", die es seitdem wieder auf die Bestsellerlisten geschafft haben. Bei Amazon ist es das bislang meist verkaufte Buch in diesem Jahr. Die US-Amerikaner scheinen das Bedürfnis zu haben, die Hintergründe von Trumps chaotischem Regierungsstil und dessen mögliche Folgen zu verstehen. Doch nicht nur in den USA, sondern weltweit, herrschen Verwirrung, Angst und Ratlosigkeit. Mehrere US-amerikanische Zeitungen, Blogs und Online-Magazine haben deshalb eine Reihe von Büchern empfohlen, die helfen könnten, Trumps Politik zu erklären. Auch unsere Bildergalerie gibt Lesetipps, die Licht ins Dunkel bringen sollen.