1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Terrorismus

Neuseeland: Ein Prozent Muslime im Land

Uta Steinwehr
15. März 2019

Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch herrscht Fassungslosigkeit. Weshalb Neuseeland? Welche Rolle spielen Islam und Fremdenfeindlichkeit und wie steht es um die Waffengesetze im Land?

Anschlag auf 2 Moscheen in Christchurch
Der Tatort in ChristchurchBild: AFP/Getty Images/T. Burrows

Neuseeland ist christlich geprägt, rund 44 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum, weitere 38,5 Prozent sind konfessionslos. Demgegenüber lebt im Land mit 1,1 Prozent nur eine kleine muslimische Minderheit: Das sind rund 46.100 Menschen. Die Daten stammen aus dem Jahr 2013, neuere Zahlen gibt es bislang nicht.

Jeweils rund ein Viertel der Muslime im Land wurde in Neuseeland selbst geboren oder stammt aus Asien, von den pazifischen Inseln sowie aus Afrika/Nahost.

Mustafa Farouk, der Präsident der neuseeländischen Islamverbände, sagte dem Sender TVNZ, muslimische Gläubige hätten sich im Land stets sehr sicher gefühlt. "Wir hätten nie erwartet, dass so etwas passiert", sagte Farouk. Am Verhältnis der Muslime zu Neuseeland werde der Angriff nichts ändern, versicherte Farouk.

Hat Neuseeland ein Problem mit Fremdenfeindlichkeit?

Liest man Einträge in Reiseforen, scheinen Themen wie Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Neuseeland eher unterschwellig aufzutreten. Einwanderer beschreiben es generell als offenes, freundliches Land. Fremdenfeindlichkeit scheint sich eher gegen Asiaten, konkret vor allem gegen chinesische Investoren, zu richten. 

Premierministerin Ardern sagte Reportern: "Wir repräsentieren Vielfalt, Freundlichkeit, Mitgefühl, ein Zuhause für diejenigen, die unsere Werte teilen und Zuflucht für diejenigen, die sie benötigen." Diese Werte würden nicht durch einen solchen Angriff erschüttert werden, so Ardern.

Während des Freitagsgebets eröffnet ein Angreifer das Feuer in der Masjid-al-Noor-Moschee (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/M. Hunter

Viele Menschen aus aller Welt kommen zum Arbeiten in das Land. Die Migrationsrate liegt in Neuseeland dem CIA World Factbook zufolge bei 2,2 auf 1000 Einwohner. Damit wandern mehr Menschen ein als aus. Nach Angaben der offiziellen Statistikbehörde kamen im Jahr 2018 die meisten Migranten aus China und Indien, gefolgt von Großbritannien, Australien und den Philippinen.

Im Jahr 2015 untersuchte die Zeitung "New Zealand Herald" die Berufschancen verschiedener Bevölkerungsgruppen. Demnach seien Muslime im Vergleich zu Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften zwar höher qualifiziert, trotzdem sei es für sie schwerer, eine Arbeit zu finden. Forscher der Victoria University in Wellington fanden zudem heraus, dass Einwanderer aus islamischen Ländern wie Pakistan und Indonesien häufiger auf Ablehnung in der Bevölkerung stoßen als Menschen aus Ländern wie China oder den Philippinen.

Wie steht es um das Waffengesetz und die Verbreitung von Schusswaffen in Neuseeland?

Neuseeland gilt als sicheres Land. Als schwerste Tat galt bisher ein Amoklauf 1990 im Küstenort Aramoana, bei dem ein Ortsansässiger 13 Menschen tötete und schließlich von der Polizei erschossen wurde. Daraufhin hatte das Land 1992 seine Waffengesetze verschärft, vor allem den Besitz von halbautomatischen Gewehren und den Versandhandel von Feuerwaffen und Munition unter hohe Auflagen gestellt. Außerdem werden Waffenlizenzen seitdem nicht mehr auf Lebenszeit vergeben, sondern alle zehn Jahre überprüft.

Premierministerin Jacinda Ardern sprach vom finstersten Tag für NeuseelandBild: Reuters/TVNZ

Und trotzdem steigt die Anzahl der Waffen im Land an. Nach Angaben der Webseite GunPolicy.org, die zur Universität Sydney gehört und gegen Waffengewalt eintritt, gab es 2017 geschätzt 1,5 Millionen legale und illegale Schusswaffen im Land. Das bedeutet, dass durchschnittlich auf fast jeden dritten Bürger eine Waffe kommt. 2005 lag der Wert noch bei jedem vierten bis fünften Bürger.

Die neuseeländische Polizisten-Vereinigung "Police Association" beobachtet den gesteigerten Waffenbesitz in Neuseeland seit Längerem und sprach schon 2017 von einem zunehmenden "Waffenproblem" im Land. Chris Cahill, Präsident der Vereinigung, drückte erst vor zwei Wochen seine Sorge darüber aus, dass Menschen trotz aller Beschränkungen zu leicht an Waffen kommen könnten. Ihm ginge es dabei auch um den Schutz der Polizisten, die in Neuseeland normalerweise keine Schusswaffen tragen, sondern Schlagstöcke, Tränengas und Elektroschocker. Cahill zufolge wurde seit vergangenem Juni medial über mindestens 60 Vorfälle berichtet, in denen Waffen eingesetzt wurden. Hinzu kämen zahllose Einsätze, bei denen Polizisten Waffen aufgefunden hätten.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen