1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikNeuseeland

Neuseeland entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

12. November 2024

Ein Bericht hat offengelegt, dass in Neuseeland jahrzehntelang Menschen in staatlicher Obhut Opfer von Gewalt wurden. Nun entschuldigt sich die Regierung für das Versagen des Staates und verkündet neue Maßnahmen.

Neuseelands Premierminister Christopher Luxon steht im Parlament zwischen anderen Parlamentariern
Entschuldigte sich vor dem Parlament: Neuseelands Premierminister Christopher LuxonBild: Charlotte Graham-McLay/AP/picture alliance

Neuseelands Regierung hat sich offiziell bei hunderttausenden Menschen entschuldigt, die in staatlicher Obhut Opfer von Gewalt wurden. Premierminister Christopher Luxon sprach von "unvorstellbarem Leid", das die Betroffenen unter anderem in Kinderheimen und psychiatrischen Kliniken erlebt hätten.

Auch im Namen aller Vorgängerregierungen bat Luxon im Parlament dafür um Vergebung, dass die Verantwortlichen ihre Schutzpflichten verletzt und den Überlebenden nicht geglaubt hätten. "Es war grauenhaft. Es war falsch, und es hätte nie geschehen dürfen", betonte der Regierungschef.

Bericht zeigte Missbrauch auf

Im Juli hatte eine staatliche Expertenkommission ihren Missbrauchsbericht vorgelegt. Demnach wurden in den vergangenen 70 Jahren in staatlichen und kirchlichen Pflegeeinrichtungen rund 200.000 Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Erwachsene Opfer körperlicher und sexueller Gewalt.

Somit habe in Pflegeeinrichtungen fast jeder und jede Dritte zwischen 1950 und 2019 irgendeine Form von Missbrauch erlitten, informiert der Bericht. Darunter seien Vergewaltigungen, Sterilisation und Elektroschocks, die in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt erreicht hätten. Besonders häufig betroffen waren demnach Angehörige der indigenen Maori-Minderheit sowie Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen.

Worten sollen Taten folgen

In seiner Entschuldigungsrede, bei der zahlreiche Missbrauchsüberlebende im Parlament anwesend waren, sagte Luxon, Worte müssten von Taten begleitet sein. Die Opfer müssten nun jede erforderliche Unterstützung erhalten und es müsse alles dafür getan werden, weiteren Missbrauch zu verhindern. Die Regierung arbeite schon an 28 der mehr als 200 in dem Bericht genannten Empfehlungen. Luxon kündigte für den 12. November 2025 einen Gedenktag für Missbrauchsopfer an; außerdem sollten Straßennamen von nachgewiesenen Missbrauchstätern umbenannt werden.

Daneben setzte die Regierung gesetzliche Änderungen in Kraft, die etwa schärfere Kontrollen für die Arbeit mit Kindern vorsehen. Bereits im Juli hatte Luxon auch Entschädigungen für Missbrauchsopfer angekündigt.

ch/wa (kna, afp)