Neuseeland entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern
12. November 2024Neuseelands Regierung hat sich offiziell bei hunderttausenden Menschen entschuldigt, die in staatlicher Obhut Opfer von Gewalt wurden. Premierminister Christopher Luxon sprach von "unvorstellbarem Leid", das die Betroffenen unter anderem in Kinderheimen und psychiatrischen Kliniken erlebt hätten.
Auch im Namen aller Vorgängerregierungen bat Luxon im Parlament dafür um Vergebung, dass die Verantwortlichen ihre Schutzpflichten verletzt und den Überlebenden nicht geglaubt hätten. "Es war grauenhaft. Es war falsch, und es hätte nie geschehen dürfen", betonte der Regierungschef.
Bericht zeigte Missbrauch auf
Im Juli hatte eine staatliche Expertenkommission ihren Missbrauchsbericht vorgelegt. Demnach wurden in den vergangenen 70 Jahren in staatlichen und kirchlichen Pflegeeinrichtungen rund 200.000 Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Erwachsene Opfer körperlicher und sexueller Gewalt.
Somit habe in Pflegeeinrichtungen fast jeder und jede Dritte zwischen 1950 und 2019 irgendeine Form von Missbrauch erlitten, informiert der Bericht. Darunter seien Vergewaltigungen, Sterilisation und Elektroschocks, die in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt erreicht hätten. Besonders häufig betroffen waren demnach Angehörige der indigenen Maori-Minderheit sowie Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen.
Worten sollen Taten folgen
In seiner Entschuldigungsrede, bei der zahlreiche Missbrauchsüberlebende im Parlament anwesend waren, sagte Luxon, Worte müssten von Taten begleitet sein. Die Opfer müssten nun jede erforderliche Unterstützung erhalten und es müsse alles dafür getan werden, weiteren Missbrauch zu verhindern. Die Regierung arbeite schon an 28 der mehr als 200 in dem Bericht genannten Empfehlungen. Luxon kündigte für den 12. November 2025 einen Gedenktag für Missbrauchsopfer an; außerdem sollten Straßennamen von nachgewiesenen Missbrauchstätern umbenannt werden.
Daneben setzte die Regierung gesetzliche Änderungen in Kraft, die etwa schärfere Kontrollen für die Arbeit mit Kindern vorsehen. Bereits im Juli hatte Luxon auch Entschädigungen für Missbrauchsopfer angekündigt.
ch/wa (kna, afp)