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Georg Bätzing wird Bischof von Limburg

Christoph Strack1. Juli 2016

Weit mehr als zwei Jahre nach dem Amtsverzicht des umstrittenen Bischofs Tebartz-van Elst bekommt das Bistum Limburg wieder einen neuen Oberhirten. Georg Bätzing soll die Diözese wieder aufs Gleis bringen.

Deutschland Kirchen Kaaba Bischofssitz in Limburg
Bild: picture-alliance/dpa

Da wurde leise und unauffällig eingefädelt. Papst Franziskus hat Georg Bätzing, einen 55 Jahre alten Priester aus Trier, zum neuen Bischof von Limburg ernannt. Damit bekommt das Bistum, zu dem auch die Bankenmetropole Frankfurt am Main gehört, schneller als erwartet einen neuen Oberhirten. Der bisherige Generalvikar des Bistums Trier sieht sich mit hohen, kaum zu erfüllenden Erwartungen konfrontiert.

Denn Limburg, das eher beschauliche Städtchen an der Lahn mit seinem alles überragenden Dom, wurde im Jahr 2013 zum Synonym für einen falschen Umgang der katholischen Kirche mit Geld, für mangelnde Transparenz und fürstbischöfliche Selbstherrlichkeit. Der damalige Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, den Papst Benedikt im Jahr 2008 aus Münster nach Limburg geschickt hatte, geriet wegen massiv gestiegener Baukosten für ein Bischofshaus samt Diözesanem Zentrum in die Kritik. Immer neue Details - von prunkvollen Wasserhähnen im Bad mit seinen zwei Duschen über Koi-Karpfen im Teich bis hin zu umstrittenen Personalentscheidungen - wurden Stück für Stück bekannt, und jedes Mal rollten Empörungswellen durch Deutschland. Schließlich lagen die Baukosten entgegen jeder Planung deutlich über 30 Millionen Euro. "TvE“ wurde als Bischof von Papst Franziskus von seinen Pflichten entbunden, einige Monate später nahm der Papst den Amtsverzicht an. Heute ist der 56-Jährige unauffällig im Vatikan tätig.

Spaltungen im Bistum

Seitdem steht in Limburg der Neubau, architektonisch gewiss gelungen und hochgelobt und mittlerweile preisgekrönt, als Symbol für den kirchlichen Umgang mit Geld und mit Transparenz gegenüber dem Dom. Und seitdem zeigte sich des Öfteren, mit welchen Erwartungen der Nachfolger in einem tief gespaltenen Bistum zwischen Konservativen und Liberalen, zwischen Stadt und Land, zwischen Bankentürmen und armen Bauernhöfen konfrontiert sein wird. Und immer wieder hieß es, dass ein neuer Bischof eher für 2017 als für 2016 zu erwarten sei. Nun kommt es anders.

Prälat Georg Bätzing, promovierter Theologe, stammt aus dem Mosel-Bistum Trier. Seit 2012 ist er dort Generalvikar, also Verwaltungschef und Stellvertreter des Bischofs. Zuvor leitete er als sogenannter Regens das dortige Priesterseminar. Auch unter Reinhard Marx, der bis 2007 das Bistum Trier leitete, dann als Erzbischof nach München wechselte und als Kardinal nun alle paar Wochen Papst Franziskus begegnet. Und er kennt seit Jahrzehnten, früh als direkter Mitarbeiter, den heutigen Münsteraner Bischof Felix Genn, der der römischen Bischofskongregation angehört und dort Einfluss nehmen kann. All das könnte manches erklären an der nun rasch entschiedenen Personalie.

Georg Bätzing, künftiger Bischof von LimburgBild: picture-alliance/dpa/Bistum Trier

Mut der Synode

Bätzing stammt einem Örtchen an der Sieg, gut 70 Kilometer nördlich von Limburg gelegen. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Trier und Freiburg empfing er 1987 die Priesterweihe und hatte seit 1990 diverse Funktionen auf Bistumsebene mit einem erkennbaren Schwerpunkt in der Priesterausbildung inne. Und er steht wie der Trierer Bischof Stephan Ackermann maßgeblich dafür, dass das Bistum eine vor wenigen Wochen beendete dreijährige Synode wagte und dabei auch Reformthemen offen ansprach.

Bätzing wirkt bedächtig, umsichtig, was ihm in Limburg nun helfen wird. Und er ist ausgesprochen realistisch, wie sich die Anforderungen an Seelsorge in Deutschland wegen Priestermangel und wachsender Distanz zur Kirche verändern wird. Das passt zu einer Diözese wie Limburg, zu der sehr ländlich geprägte Regionen ebenso zählen wie Teile des wirtschaftlich so wichtigen Ballungsraumes Frankfurt. Vor allem aber gilt: Bätzing hat keinen großen Bezug zum Bistum Limburg. Er kommt von außen.

Das umstrittene Bischofshaus. Offen, ob der Neue hier einziehtBild: DW/A. Grigo

Generationswechsel

Auf jeden Fall steht die Personalentscheidung für Limburg auch für den Generationswechsel in der katholischen Kirche Deutschlands. Beispielhaft war dafür Mitte Mai die Emeritierung des Mainzer Kardinals Karl Lehmann (80), dem letzten Vertreter jener Generation, die noch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) miterlebte und den theologisch-kirchlichen Aufbruch in eine noch kirchlich geprägte Gesellschaft voranbrachte.

Die heutigen Bischöfe, von denen eine große Gruppe zwischen 55 und 65 Jahre alt ist, stehen vor ganz anderen Herausforderungen. Da ist eine nach finanziell wie vor ausgesprochen reiche Kirche, während in Rom Papst Franziskus regelmäßgi zur Solidarität mit Armen und Flüchtlingen mahnt… Und wenn nun der Bischofsstuhl von Limburg wieder besetzt ist: Neben Mainz warten auch Aachen und Dresden auf einen neuen Oberhirten.

Franz-Josef Tebartz-van Elst steht nicht mehr für die Kirche in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler