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Neuwagenabsatz bricht ein

3. November 2021

In Deutschland wurden im Oktober ein Drittel weniger neue Autos verkauft als im September. Hauptgrund ist Chipmangel. BMW kann seinen Gewinn trotzdem steigern.

Neuwagen vor der Verladung in Duisburg
Neuwagen vor der Verladung in DuisburgBild: Jochen Tack/picture alliance

Der Chipmangel schickt den Neuwagenabsatz in Deutschland immer tiefer in den Keller. Im Oktober brachen die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent auf knapp 179.000 Fahrzeuge ein, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) jetzt mit.

Grund für den Rückgang sind nach Branchenangaben anhaltende Produktionsengpässe wegen fehlender Bauteile. Die Nachfrage ist zwar hoch, kann aber wegen fehlender Teile kaum bedient werden. Bereits in den zurückliegenden Monaten waren die Neuregistrierungen um zweistellige Prozentsätze geschrumpft, allerdings nicht so rasant wie im Oktober. Inzwischen wird auch der Absatz von Elektroautos durch den Materialmangel gebremst.

Seit Jahresbeginn wurden laut KBA 2,2 Millionen neue Pkw zugelassen, fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge ging zudem die Produktion in den deutschen Autowerken im Oktober um 38 Prozent zurück - gefertigt wurden demnach 237.000 Pkw. Auf die ersten zehn Monate gerechnet war das ein Minus von acht Prozent. Zuletzt hatte Volkswagen ein Minus bei Umsatz und Gewinn bekanntgegeben.

E-Autos legen nicht mehr so stark zu wie früher, können ihren Marktanteil aber erhöhenBild: Socrates Baltagiannis/dpa/picture alliance

Die Autobauer mussten in den zurückliegenden Monaten immer wieder die Produktionsbänder anhalten und Mitarbeiter in den Zwangsurlaub schicken, weil Halbleiter fehlten. Sie bauen die knappen Teile vor allem in größere Autos ein, an denen sie gut verdienen.

Mehr Luxus- und mehr E-Autos

Von dem Absatz-Rückgang waren laut KBA im Oktober alle Segmente mit Ausnahme von Oberklasseautos (plus 15,3 Prozent) und Wohnmobilen (plus 2,8 Prozent) betroffen. Gegen den Trend legten auch reine Elektroautos zu, allerdings fiel der Zuwachs mit 32 Prozent nicht mehr so hoch aus wie in zurückliegenden Monaten. Plug-in-Hybride, bei denen auf längeren Strecken ein Verbrenner dem Elektromotor die Arbeit abnimmt, verzeichneten sogar einen Rückgang um fünf Prozent. Der Marktanteil der beiden Antriebsformen zusammen kletterte auf 30,4 Prozent - der höchste je gemessene Wert.

"Der Chipmangel trifft inzwischen auch das Elektro-Segment, das Absatzwachstum wurde massiv ausgebremst. Aber angesichts eines insgesamt sehr schwachen Marktes reicht es immer noch für einen Rekord-Marktanteil", sagte Peter Fuß, Auto-Experte der Unternehmensberatung EY. Er rechnet im Gesamtjahr mit einem Rückgang des gesamten Neuwagenabsatzes um zehn Prozent. "Extrem lange Lieferzeiten, verärgerte Kunden, einbrechende Umsätze - das ist die traurige Realität im zweiten Krisenjahr", so Fuß.

Trotz eines schwierigen Marktumfeldes konnte der Münchner Autobauer BMW Umsatz und Gewinn steigernBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Ähnlich schwach entwickle sich die Lage in anderen europäischen Ländern, etwa in Österreich, Frankreich und Italien. Auch dort brachen die Neuzulassungen im Oktober laut EY um jeweils über 30 Prozent ein.

BMW steigert Gewinn

Trotz der schwierigen Lage konnte der deutsche Autobauer BMW in den vergangenen drei Monaten seinen Gewinn deutlich auf 2,6 Milliarden Euro steigern - ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Konzernumsatz stieg um 4,5 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro.

Auch BMW verkauft wegen der Chipkrise derzeit weniger Autos, das Minus betrug hier zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wegen des geringeren Angebots musste BMW seinen Kunden aber auch weniger Rabatte geben. Auch zurückkommende Leasingfahrzeuge waren auf dem Gebrauchtwagenmarkt mehr wert.

Aber "die Halbleiterkrise ist definitiv kein Segen, weil wir eine hohe Zahl von Auftragseingängen haben, die wir nicht so schnell bedienen können", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter bei der Vorstellung der Bilanz am Mittwoch.

Die Konkurrenten Mercedes-Benz und Audi hatten allerdings viel stärkere Absatzeinbrüche hinnehmen müssen und verbuchten im Gegensatz zu BMW im dritten Quarta Umsatz- und Ergebnisrückgänge.

bea/hb (rtr, dpa, afp)

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